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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 3
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Glaser, Curt: Zum Tode von Auguste Pellerin und Jacques Doucet
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0142

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ANTON GRAUEL, LIEGENDE. BRONZE HEINZ ROSENBERG, BILDNISBÜSTE. HOLZ

AUSGESTELLT JN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

ZUM TODE VON AUGUSTE PELLERIN UND JACQJJES DOUCET

'V wei große französische Kunstsammler sind in kurzem zeit-
*—' lichem Abstände gestorben, Auguste Pellerin und Jacques
Doucet. Pellerin hat in seinem Leben nur zwei Meister ge-
sammelt, Manet und Cezanne. Er besaß die bedeutendste
Sammlung von Werken Manets, und er trennte sich eines Tages
von diesem einzigartigen Schatz, um ihn gegen die unvergleich-
liche Sammlung von Bildern Cezannes einzutauschen, die
noch heute in seinem Hause hängt. Als Pellerins Manets
zum Verkauf standen, gelang es Paul Cassirer, die ganze
Sammlung zunächst nach Berlin zu bringen und die wichtig-
sten Bilder dem deutschen Privatbesitz zuzuführen. Werden
nach Pellerins Tode seine Cezannes verkauft, so wird zweifel-
los Amerika die besten Stücke für sich in Anspruch nehmen.
Aber noch ist über das Schicksal der Sammlung sicheres
nicht bekannt geworden. Lange Zeit sprach man davon, sie
werde dem Louvre vermacht werden. Diese Hoffnung scheint
sich nicht zn verwirklichen. Schon vor Pellerins Tode mun-
kelte man in Paris, die Bilder seien bereits verkauft, sie
hingen gar nicht mehr in dem Hause, zu dem der früher
liberal gewährte Zutritt seit einiger Zeit jedermann ver-
wehrt war, man sprach von einer bevorstehenden Auktion,
nannte den Namen Cassirer, aber niemand wußte genaues
zu sagen. Für den Markt würde eine Vente Pellerin mit ihren
hundert Bildern von Cezanne, deren jedes nach heutiger Ein-
schätzung Hunderttausende bringen' müßte, jedenfalls eine
der schwersten Belastungsproben darstellen.

Über Jacques Doucet hat Marie Dormoy vor wenigen
Monaten erst in diesen Heften einen ebenso reizenden wie
liebevoll eindringlichen Artikel veröffentlicht. Sie hat die

wechselreiche Geschichte dieses Sammlerlebens erzählt, hat
von der großen Sammlung des Dix-huitieme berichtet und
von ihrer Auflösung in einer berühmten Vente, von der
großartigen Kunstbibliothek und von Doucets letzter Passion
für die moderne Literatur und die jüngste Kunst. Nur eine
Kleinigkeit sei ihrem Berichte hinzugefügt: Doucets Bemühung
um passende Rahmen für moderne Bilder. Wie er seinen
Büchern das neuartige Kleid kostbarer Einbände geben ließ,
so war er der Meinung, man dürfe moderne Bilder nicht
in die üblichen Goldrahmen des achtzehnten Jahrhunderts
zwängen. Vielleicht schlug hier noch einmal das Herz des
alten Couturier und einstigen Modediktators von Paris, wenn
er den Bildern, die er liebte, wie er die Frauen geliebt hat,
gleich diesen die schönsten Kleider anzumessen wünschte,
um ihre eigene Schönheit doppelt erstrahlen zu lassen. Man
kann nicht behaupten, daß seine Versuche immer geglückt
gewesen wären. Aber sie waren ein notwendiges Experi-
ment, und in manchem mögen sie Wege der Zukunft weisen.
Rahmen aus dunklem Glas gaben mit starkfarbigen Bildern
zuweilen einen guten Klang. Doucet hat auch seine zweite
Bibliothek der Öffentlichkeit hinterlassen. Er hat überdies
sein großes Bild der Schlangenbeschwörerin von Henri
Rousseau zusammen mit seiner kleinen, aber kostbaren
Sammlung asiatischer Kunst dem Louvre vermacht. So wird
das Andenken an diesen großen Kunstfreund erhalten blei-
ben. Die ihn kannten, werden die vornehme Erscheinung
und das liebenswürdige Wesen dieses Liebhabers der Künste,
der als alter Mann sein Herz den Jüngsten öffnete, nicht
vergessen. G.

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