Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

DOI issue:
Heft 3
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0150

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
LASKO, KANAL IN POTSDAM

AUSGESTELLT IN DER KUNSTKAMMER, BERLIN

ZWANZIG JAHRE FRANKFURTER
LIEBIGHAUS

Am i. November 1929 bestand das Liebighaus in Frank-
furt am Main zwanzig Jahre. Es ist Swarzenskis ur-
eigene Schöpfung, eine besonders persönliche Leistung inner-
halb seiner verdienstvollen Tätigkeit für die Entwicklung
des öffentlichen Sammelwesens in Frankfurt und vorbildlich
und richtunggebend für das Interesse am Sammeln romani-
scher und gotischer Skulpturen. Die Verwirklichung der
Idee, neben der Gemäldesammlung des Städelschen Instituts
ein ihr ebenbürtiges Museum von Bildwerken zu schaffen,
ist hauptsächlich durch die im Jahre 1905 erfolgte Stiftung
von Ludwig Josef Pfungst gefördert worden. Eine weitere
Stiftung ermöglichte es, die erworbenen Bildwerke in einem
eigenen Gebäude, der in unmittelbarer Nähe des Städel ge-
legenen Villa des Barons von Liebig, unterzubringen. So ent-
stand ein reizvolles Museum, das beute, dank der plan-
mäßig durchgeführten Erwerbungen, zu den schönsten öffent-
lichen Sammlungen dieser Art überhaupt gehört. In den
letzten Jahren ist die Sammlung — nicht nur durch den
Zuwachs aus den Sigmaringer Ankäufen — nach verschie-
denen Richtungen erheblich bereichert worden. C. G.

AUFFINDUNG VON MINIATUREN HANS
DIRMSTEINS IN FRANKFURT
Tn Frankfurt wurden kürzlich zwei bedeutende Miniaturen-
handschriften aus der zweiten Hälfte des fünfzehnten
Jahrhunderts entdeckt. Ihre Urheberschaft konnte von dem
Frankfurter Kunstforscher K. W. Zülch auf den berühmten
Frankfurter Goldschmied und Patrizier Hans Dirmstein zu-
rückgeführt werden. Es handelt sich um 85 blattgroße,
illuminierte Federzeichnungen zu zwei in Reimform ge-
brachten mittelalterlichen Romanen — die „sieben weisen
Meister", in einer wohl von Dirmstein selbst versifizierten
Bearbeitung, datiert 1471, und „Salomon und Morolf", Spiel-
mannsepos des zwölften Jahrhunderts, datiert 1479 —, die
ihrem Stoffgebiet nach teils über Byzanz, teils aus Arabien
nach Deutschland gelangt sind. Beide Handschriften waren

LASKO, GERHART HAUPTMANN-HAUS IN ERKNER

AUSGESTELLT IN DER KUNSTKAMMER, BERLIN

über hundert Jahre verschollen und haben sich zuletzt, um
1810, im Besitz des Shakespeare-Übersetzers Eschenburg be-
funden. Die Zuweisung der Miniaturen an Dirmstein, der
auf dem Gebiete der Plastik um 1460/70 in der Gegend
des Mittelrheins eine führende Rolle spielte, gelang Zülch
hauptsächlich auf Grund heraldischer Forschungen. Sti-
listisch stehen die Zeichnungen in engem Zusammenhang
mit der noch immer rätselhaften Gestalt des Hausbuch-
meisters, des einflußreichsten mittelrheinischen Künstlers
im späten fünfzehnten Jahrhundert. C. G.

AUS AMERIKA
T~~\ie Galerie de Haukes veranstaltete im Oktober eine Aus-
Stellung „30 Jahre, 30 Bilder, 30 Künstler". Gezeigt
wurden moderne Franzosen in guter Auswahl und gut ge-
hängt. Zu erwähnen sind Henri Rousseau: Affe im Urwald,
Derain: Mädchenbildnis 1929, Kisling: Bildnis eines rot-
haarigen Mädchens, Dufy: weiblicher Akt, Roger de la Fres-
nayes: der 14. Juli usw.

Derain ist in Amerika nach wie vor heißer Favorit und
wird auch wohl in diesem Winter den Markt beherrschen.
Er hat mit acht neuen Bildern die Führung in der be-
merkenswerten Ausstellung von G. W. Kraushaar in der
5. Avenue. Neben seinen Bildern sind Arbeiten von Ma-
tisse, Eugen Zack und Segonzac zu sehen. Den historischen
Hintergrund bildeten Werke von Redon, Lautrec, Delacroix
und vor allem Porträtzeichnungen von Ingres.

Brummer zeigt in seiner Galerie fünfzig Porträts der fran-
zösischen Schauspielerin Maria Loni von fünfzig verschie-
denen Künstlern. Darunter sind Braque, Chagall, Derain,
Despiau, Matisse, Pascin, Dufy, Rouault, Soutine usw.

Das Detroit Institute of Arts veranstaltete eine Leihaus-
stellung von Holländern des siebzehnten Jahrhunderts. Rem-
brandt und Vermeer waren zwar nicht vertreten, von Cuyp
und Hobbema waren aber je sieben Bilder da, von Ostade
fünf, von Pieter de Hooch drei, von J. van Ruisdael zehn,
von Jan Steen vier und von Terborch fünf*.

^Anmerkung der Redaktion: Einige der ausgestellten Werke
werden im nächsten Heft abgebildet.

126
 
Annotationen