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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 4
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Post, Hermann: Neues aus Amerika
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0194

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PIETER DE HOOGH, DIE KEGELSPIELER VAN GOYEN, MARINE

MUSEUM ST. LOUIS BESITZER : ALBERT WALTER, NEW YORK

AUSGESTELLT IM DETROIT INSTITUTE OF ART

Die Newhouse Galleries zeigen 32 Bilder junger
Franzosen.

Kürzlich ist Mr. John North Willys, Automobilfabrikant,
Politiker und Sammler, interviewt worden. Er sagte unter
anderm: „Der Kunsthändler Reinhardt hat mich für Gemälde
interessiert. Ich kaufe nur alte Meister, ich sehe stets mit
einem Auge auf die Kapitalsanlage, ich kaufe nur Bilder, die

ich ohne Verlust wieder verkaufen kann. Beim Ankauf ist
dreierlei nötig: Das Gemälde muß sich in vorzüglichem Zu-
stand befinden und darf nicht restauriert sein; es muß nicht
nur das Werk eines großen Meisters sein, sondern auch aus
dessen bester Periode; und der Gegenstand der Darstellung
muß gefällig (pleasing) sein."

Hermann Post (New York).

CHRONIK

GEBURTSTAGE
T~\er Hamburger Maler PaulKayser ist sechzig Jahre alt
geworden. Er gehörte von je zu den stillen Künstlern,
die sich nicht in das Licht der Öffentlichkeit drängen, die
ernsthaft arbeiten, in der Arbeit selbst den Lohn finden und
weniger Erfolg haben als sie verdienen. Kayser ist immer
Hamburger geblieben, im Sinne der lokalen Hamburger Maler
vom Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Talente dieser
Art, unaufdringlich, aber charaktervoll, sind jeder größeren
deutschen Stadt zu wünschen. Sie konservieren das von der
Malerei, was erhaltungswürdig ist; sie sind viel mehr wert
als die mit den genialischen Gebärden: man kann ihnen
Aufgaben anvertrauen und wird nie gröblich enttäuscht
werden.

Arthur Illies, auch ein Hamburger und ein Sechzig-
jähriger, hat sich in der Jugend Probleme gestellt, er hat
das Bestreben gehabt, über das Lokale hinauszugehen. Doch
hat er damit nicht viel Erfolg gehabt, sein Bestes hat auch
er schließlich innerhalb des Lokalen geleistet. Er war vor
dreißig Jahren einer der Lebendigsten in jener Malergruppe,
die sich um die Jahrhundertwende in Hamburg zusammen-
fand und die, wenn auch in der Stille, eine Mission aus-
geübt hat.

Der achtzigste Geburtstag Christian Rohlfs wurde in
Hagen i. W. festlich und offiziell begangen. Der Künstler

hat einen großen Ruf in gewissen Kreisen. Wenn wir die
hohe, uns übertrieben scheinende Schätzung seiner im wesent-
lichen dekorativen Gaben auch nicht teilen, so haben wir
doch volles Verständnis für die merkwürdige, sympathische
Persönlichkeit und für die Eigenart ihrer Entwicklung.
Unsere Kritik hat sich immer weniger gegen die Bilder
Rohlfs gewandt, die im Strom der Zeit so mit dahintreiben,
als gegen die Versuche trunkener Bewunderer, die nicht
aufhören von Mystik zu sprechen.

Den Geburtstagen mag auch das fünfundzwanzigjährige
Jubiläum der Arbeit Richard L. F. Schulzens zugerechnet
werden. Schulz ist innerhalb der kunstgewerblichen Be-
wegung eine einmalige Persönlichkeit. Sein Verständnis,
sein Materialgefühl, sein Formensinn und sein Geschmack
sind in jeder Weise produktiv, er hat im höchsten Maße an-
regend gewirkt, soweit man es kann, ohne selbst Künstler
zu sein. In seinem Laden in der Bellevuestraße — der leider
eingehen mußte —, in seinen Werkstätten war er immer
etwas wie ein deutscher Kunstwart ohne Amt. Um so mehr
als ein scharfer Verstand und ein treffender Berliner Witz
für glückliche Formulierungen sachlicher Einsichten sorgte.
Es ist zu bedauern, daß die Regierungen sich der im Wind
und Wetter des freien Geschäfts gewachsenen Kultur dieses
ungewöhnlichen Mannes nie zu bedienen verstanden haben.

K. Sch.

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