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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 8
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Scheffler, Karl: Neuerwerbungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0360

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NEUERWERBUNGEN

Sowohl das Kupferstichkabinett stellt Neuerwerbungen aus
als auch die Nationalgalerie (im ehemaligen Kronprinzen-
palais). Im Kupferstichkabinett ist die Kontrolle schwierig,
weil sich der Bestand in den Schränken befindet, weil die
Ergänzungen darum nicht anschaulich mit dem schon Vor-
handenen verglichen werden können- Es scheint aber, als
wenn im allgemeinen gut gekauft worden ist. Die neuen Ra-
dierungen von Liebermann und Slevogt bereichern den Bestand
jedenfalls, ebenso die Holzschnitte von Oberländer. Der
Farbenholzschnitt Münchs vervollständigt eine ausgezeich-
nete Sammlung der Munchschen Graphik. Holzschnitte von
Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff sind mit Gefühl für
Qualität gewählt — was bei allen Dreien nötig ist. Einzelne
Holzschnitte von Wilhelm Rudolf und Chr. Voll sind will-
kommen. Dagegen ist des Guten mit neuerworbenen Holz-
schnitten und Radierungen von Nolde zu viel getan. Diese
Kunst ist zu unecht, als daß ihre Pflege sich rechtfertigte.
Von Feininger gilt dasselbe; und auch Seehaus erscheint
entbehrlich. Die Steindrucke von Käte Kollwitz wirken et-
was gleichmäßig; die beiden lithographierten Selbstbildnisse
von Barlach sind ein Gewinn. Auch die Blätter von Kubin.
Unter den Arbeiten der Franzosen ragt Corots „Windstoß"
(Steindruck) hervor. Besonders wichtig sind die radierten

Blätter von Camille Pissarro. Das Kabinett füllt damit eine
Lücke. Schön vertreten ist auch Lautrec. Überraschend
kräftig sind zwei Steindrucke (Stadtlandschaften) von Utrillo.
Umrißlithographien von Picasso verraten den Geist, fast
möchte man sagen die List dieses experimentierfrohen Talents.
Der Gesamteindruck ist günstig. Im Kupferstichkabinett gibt
es weder Stillstand noch Hast.

Nur vielleicht etwas zu viel Korrektheit. Das ist eine
altmodisch gewordene preußische Tugend. Sie verhindert
in diesem Fall, daß das Kabinett kurzerhand auch den Er-
werb französischer Zeichnungen des neunzehnten Jahrhunderts
an sich reißt. Sie werden in Berlin nirgends gesammelt. Das
Kupferstichkabinett darf eigentlich nicht, und die National-
galerie will nicht. Ihr fehlt das Auge dafür und sie hat mit
aktuelleren Dingen alle Hände voll zu tun.

Das beweist die Ausstellung der Neuerwerbungen im ehe-
maligen Kronprinzenpalais. Es ist nicht eine Erwerbung für die
Nationalgalerie dabei, alles Neue gehört dem Kronprinzen-
palais. Hier ist ein Vergleich mit dem Bestand möglich,
wenn man auch nie recht weiß, was Besitz, was Leihgabe
und was nur vorübergehend ausgestellt ist.

Beteiligt an den Neuerwerbungen sind drei Instanzen:
das Kultusministerium mit seinem Fond zur Förderung der

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