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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

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Heft I (Januar 1907)
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E., W.: [Rezension von: Robert Bücheler, Der praktische Möbelschreiner]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0020

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in allgemein verständlicher Weise Aufbau und Wachstum des Holzes; wir lernen die ent-
wertenden Fehler und die Behandlung des Rohstoffes kennen. Sehr erwünscht kommt ein
Verzeichnis der wichtigsten Nutz- und Zierhölzer, das die Eigentümlichkeiten und Ver-
wendung jedes einzelnen angibt. Leim, Beschläg, Glas usw. führen uns zur Besprechung
der dem Holze eigenen Verarbeitungsformen über. An die verschiedenen Möbelgattungen,
ihre Bestimmung, ihre gebräuchlichen Masse reihen sich Fingerzeige über Zuschneiden, Zu-
sammenbauen und die sogenannten Vollendungsarbeiten, wie Beizen, Polieren usw. An
diesen im engeren Sinne handwerklichen Teil schliesst sich all das Wissen an, das erst der
handwerklichen Tüchtigkeit den goldenen Boden sichert. Skizzen erklären die Formeln für
Flächen- und Raumberechnung; die viel geschmähte und doch so grundlegend wichtige
Kostenberechnung ist an einem Beispiel durchgeführt, zu dem in dankenswerter Weise
Skizze und Werkzeichnung beigegeben ist. Nun kommt eine werkstattmässige Behandlung
des (vorwiegend gebundenen) Zeichnens. Den Beschluss macht eine treffende Charakteristik
der Möbel aus den verschiedenen Stilepochen, wo es erfreulicherweise nicht an Ausblicken
auf Völker-, Kunst- und Kulturgeschichte fehlt.
Wie diese gedrängte Inhaltsangabe zeigt werden alle Berufsgebiete und zwar in einer
leicht fasslichen Sprache behandelt. Eine Menge von Illustrationen und das Verzeichnis der
erklärten Fremdwörter und Fachausdrücke — es zeigt sich auch hier der erfahrene Fachmann
macht das Büchlein für die Hand jedes Lehrlings geeignet. Auch Gesellen und Meister
werden es nicht ohne Nutzen benützen und sich gerne von einem Praktiker belehren lassen;
die Material- und Kostenberechnungen, die zeichentechnischen Winke sind ganz dazu angetan.
Neben den schon genannten Vorzügen macht die übersichtliche Anordnung und die gleich-
mässige Beherrschung des Stoffes das Werk zu einem vorzüglichen Leitfaden für Fach- und
gewerbliche Fortbildungsschulen. An seiner Hand wird es nicht schwer, den Stoff der ein-
zelnen Lehrgebiete in lebendiger Fühlung zu einander und zum Werkstattbetrieb zu erhalten.
Der Aufsatz kann ihm zahlreiche Themata entnehmen. Berufliches Rechnen und Buchführung
wird mit Dank die Formeln und die Preislisten benützen, die über alles Auskunft geben,
was der Schreiner braucht; das ganze Buch stellt eine lückenlose Berufskunde dar, um die
es von manch anderem Beruf beneidet werden wird. Auch fürs technische Fachzeichnen
finden sich reiche Anregungen. Nur die etwas gar zu knappe Besprechung des Ornamenten-
zeichnens könnte in beschränkten Köpfen die Vorstellung erwecken, als ob dies Fach — ent-
gegen der Meinung des Verfassers — nebensächlich oder überflüssig sei. Trotzdem sind wir
der Ansicht, dass gerade der Freihandzeichenunterricht grossen Gewinn aus dem Buche ziehen
kann. Meist wird der Zeichenlehrer den Holzberufen von Hause aus fremd gegenüberstehen;
das Studium unseres Werkchens wird, durch gelegentliche Werkstattbesuche vertieft, ihn
dazu führen, dass sein im Zeichensaal gesprochenes Wort in richtiger Weise auf die Han-
tierungen des Handwerks Bezug nimmt und dass ungeeignete oder technisch verkehrte und un-
mögliche Zeichnungen seinem Unterricht fern bleiben. Und so sei die Anschaffung dieses billigen
Hilfsmittels für den modernen Zeichenunterricht nicht nur allen schon im Amte stehenden
Zeichenlehrern, sondern auch ihrem jungen Nachwuchs aufs wärmste empfohlen. W. E.
Meister der Farbe. I. Jahrgang. Verlag E. A. Seemann. Preis des Jahrgangs (12 Hefte)
24 Mk. Einzelpreis des Heftes 3 Mk.
Der 4. Jahrgang dieser hochbedeutsamen Publikation hat soeben begonnen. Heft 1
enthält folgende farbige, vortrefflich reproduzierte Kunstblätter: „Die Hochzeitsreise“
von Gaston La Touche, ein junges Paar fährt in einem roten Rokokoreisewagen durch
den herbstlichen Wald, „Sonnenuntergang“ von Franz Skarbina, eine feingestimmte
Innenraumstudie, „Veilchen“ von Louis Picard, „Die Flucht nach Ägypten“ von
W. Steinhausen, eine jener zarten grünen Landschaften, durch die der Künstler berühmt
wurde, „Abends am Strande“ von P. S. Kröper, zeigt den Maler mit seiner Frau, wie sie,
von den letzten Strahlen der Abendsonne beschienen, am Strande lustwandeln, und „Der
Klapperstorch“ von K. Spitzweg. Man sieht, ein reicher wertvoller Inhalt. Jedem Blatt
ist eine kurze Lebensbeschreibung des Künstlers vorangestellt. Das Heft enthält noch eine
Anzahl „Künstlerbriefe“. V. Trübner spricht sich in beachtenswerter Weise über die Frage,
ob man das künstlerische Talent schon im jugendlichen Alter erkennen kann, aus. — Das
Werk bietet die denkbar beste Gelegenheit zur Einführung in das Verständnis der Malerei
für solche, denen es nicht vergönnt ist, die Originale zu sehen. Die „Meister der Farbe“ sollten
darum in keinem Schulhaus, in dem man die Kunsterziehung praktisch betreibt, fehlen, R.
 
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