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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

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Heft II (Februar 1907)
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K., E.: Vom Schmücken der Wand
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Kolb, Gustav: Zu unseren Abbildungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0033

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21

hier noch am wenigsten. Wenn wir ein besseres Formen- und Farbengedächtnis hätten,
als wir haben, würde uns dieses Missverhältnis zwischen Original und Wiedergabe wohl
häufiger zum Verzicht auf solche Blätter für Zwecke des Wandschmucks bewegen, als
es heute geschieht. Dagegen wären, vom rein dekorativen Standpunkt angesehen, moderne
Aufnahmen direkt nach der Natur, seien es Landschaften oder Porträts, schon eher zu ver-
wenden. Denn diese bildmässigen Photographien haben mit dem früheren photographischen
Kleinkram wenig mehr gemein und können, wie die neueren Ausstellungen zeigten, ein
recht hübscher Wandschmuck sein.
Wir haben uns mit alledem bereits dem letzten Problem des Wandschmucks genähert,
einem Problem, dessen Lösung freilich für die wenigsten von uns in Frage kommen dürfte:
dem Schmuck der Wand nicht mehr durch das zigeunernde Staffeleibild am Nagel oder an
der Bilderstange, sondern durch das unmittelbar auf die Wand gemalte oder fest eingelassene
Wandbild. Da es meist nur noch in öffentlichen Gebäuden: Rathäusern, Universitäten, Fest-
hallen und Theatern angewendet wird, können wir sein Schicksal getrost den Künstlern
überlassen, die mit solchen idealen Aufgaben der Raumkunst betraut werden. Aber bei den
Künstlern fällt mir ein, dass auch der einzelne Zeitgenosse, der über die Raumgestaltung
seiner neuen Wohnung im unklaren ist, immer gut tun wird, einen Künstler anstatt des
Tapeziers um Rat zu fragen. Wir haben ja jetzt Raumkünstler genug im Lande, und man
sollte sie konsultieren, nicht anders wie einen Rechtsanwalt oder einen Arzt. E. K.

Zu unseren Abbildungen.
Unsere Kunstbeilage zeigt eine durch Autotypie vervielfältigte Künstlerstein-
zeichnung. Das Original ist also vom Künstler selbst, Professor Reinhold Schmidt,
Stuttgart (1. Vorsitzender des Vereins württemb. Zeichenlehrer) auf Stein gezeichnet
worden. „Margret“ ist des Künstlers Töchterlein. Die tiefinnerliche Auffassung
des herbsüssen Gesichts spricht unmittelbar zur Seele. Und das kann nur Kunst,
echte Kunst vollbringen.
Im Zeichenunterricht werden neuerdings Skizzierübungen direkt mit der Keder
— also ohne vorherige Bleistiftvorzeichnung — häufig betrieben. Es liegt auf der
Hand, dass der Schüler auf diese Weise zu scharfer, rascher Beobachtung und
sicherer Darstellung angeleitet wird. Abbildung 1 zeigt ein solches Studienblatt
eines Schülers der Gewerbeschule Göppingen. Auch die Abbildungen 3, 4 und
die Schlussvignette sind von diesem Schüler, doch nach Vorzeichnung mit Feder
ausgeführt. Abbildung 2 endlich ist nach einem Original von Zeichenlehrer Gmelich-
Göppingen vervielfältigt und zeigt ebenfalls Studien, die ohne Vorzeichnung direkt
nach dem Leben mit der Feder skizziert wurden.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir folgende Bitte aussprechen:
Unsere Zeitschrift soll fortgesetzt mit Abbildungen aus dem Gebiet des
Zeichen- und Kunstunterrichts ausgestattet werden. Wir ersuchen nun die Kollegen
um Zusendung von zweckdienlichen Zeichnungen. Zu bevorzugen sind solche, die
mittelst Zinkätzung vervielfältigt werden können, also Tuschzeichnungen auf hellem,
womöglich weissem Papier. G. K.


W.B'uhler.
 
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