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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

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Heft XII (Dezember 1907)
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Binal, Karl: Beziehungen zwischen Kunsterziehung und fremdsprachlichem Unterricht
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Kolb, Gustav: Zu unseren Abbildungen
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Bewegungsfreiheit dem Schüler
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0153

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richtigkeit und hässlich verzeichneten Menschen und Tieren, Wagen, Häusern, das
Sommerbild. Damit genug. Vielleicht lenken die paar Worte die Aufmerksamkeit
auf diese Bilder, die das zu zerstören suchen , was ein anderer Unterrichtsgegen-
stand aufgebaut hat. Der mit Hilfe der Bilder gegebene neusprachliche Unter-
richt zeigt nur zu deutlich, wie es mit der Kunsterziehung in der Schule beschaffen
ist, man gibt wohl deren Bedeutung zu, aber dass man keine praktische Ver-
wendung davon macht, das zeigen diese Bilder nur zu grass. Schon erwähnt
habe ich und will es hier noch einmal betonen, dass der innere Gehalt, der
künstlerische Wert gleich Null ist, weshalb darüber hier nicht gesprochen werden
kann. Es werden sich doch Künstler linden lassen, die unserer heranwachsenden
Jugend das zu geben vermögen und es ihr auch geben, worauf sie mit gutem
Rechte Anspruch hat und was wir als Erzieher verlangen müssen, nämlich vor
allen Dingen Wahrheit, die Grundlage alles Guten, und dann Schönheit, die uns
die alltäglichen Mühen und Sorgen vergessen macht und uns hinaus erhebt in ein
Gebiet, in dem wir uns glücklich fühlen.
K. Bin al, Zeichenlehrer, Neustadt i. Schwarzw.

Zu unseren Abbildungen.
Wir bringen heute 2 Zeichnungen der Oberrealschule Mannheim, die gewiss
den Beifall unserer Leser finden werden. Das Original von Abbildung 1 ist in
Kohle gezeichnet. Die Auffassung der Bauersfrau ist vortrefflich gelungen, wenn
auch die Technik eine gewisse Ungeschicklichkeit des Schülers verrät, was ich in-
dessen durchaus nicht als Tadel bemerke. Im Gegenteil, so und nicht anders
sehen Schülerzeichnungen aus, die der verbessernden Hand des Lehrers nicht anheim
gefallen sind. Abbildung 2 ist nach einer Rötelzeichnung vervielfältigt. Das Original
macht einen überaus frischen Eindruck. Für den weniger bewanderten Lehrer sei
bemerkt, dass Rötel (in kleinen vierkantigen Stücken in allen Handlungen zu haben)
ein sehr schönes Zeichenmaterial bildet, das wegen seines warmen Tons und der
weichen zarten Wirkungen, die es ermöglicht, unter Künstlern seit Jahrhunderten
beliebt ist. Man erinnere sich nur der Handzeichnungen der alten Meister. Für
den ungewandten Schüler'jedoch bietet die Handhabung des Rötels viele Schwierig-
keiten, da jeder Strich „sitzen“ muss. Verbesserungen mittelst des Gummis lassen
sich schwer vornehmen. Wird das nicht beachtet, so verliert die Zeichnung ihre
Frische und Klarheit. G. K.

Bewegungsfreiheit dem Schüler»
Wir glauben an das Individuum. Jedes Kind ist einzig. Jedes kann etwas,
und sei es auch nur etwas Geringes, für das allgemeine Wohl beisteuern. Daraus
ergibt sich für den Lehrer die Pflicht, seine Schüler so zu behandeln, dass jeder
seine eigentümliche Kraft bis zur äussersten Grenze entwickeln kann. Selbsttätig-
keit, Originalität durch Initiative, persönlicher Ausdruck, diese drei Dinge fordern
wir vom Anfänge an Der Knabe muss schon auf der Unterstufe sein eigenes Vor-
bild selbst wählen, es zeichnen, wie er es sieht, selbst entscheiden, wo die Zeichnung
auf dem Papiere stehen soll und wohin er seinen Namen setzen wird, um seine
Arbeit zu bezeichnen. Später muss er selbst die Grösse und die Form des Papier-
bogens oder der Einfassungslinien bestimmen, wie die Zeichnung es fordert. Er
muss bestimmen, wie er die Masse und Räume auf einer gegebenen Fläche ordnet,
und das Ausdrucksmittel finden, welches den darzustellenden Gegenstand charakte-
ristisch wiedergibt (Linien des Wuchses, Gestalt der Teile, Einzelheiten des Baues,
Werte und Töne der Farben oder die allgemeine Erscheinung). Aus „Das ameri-
kanische Ideal der Kunsterziehung“ von Henry Turner, Baley-North Scituate. Mass.
Der Säemann, 3. Jahrgang, 7/s Heft.
 
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