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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

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Heft V (Mai 1907)
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Bericht über die General-Versammlung des Vereins württemb. Zeichenlehrer und des Vereins für Kunst- und Zeichenunterricht
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Neuer Fachverein württemb. Zeichenlehrer
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0076

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angenehm empfand, hatte die Kollegen zahlreicher denn sonst nach Stuttgart geführt. Im
Restaurant Friedrichsbau fand vormittags eine geschlossene Sitzung statt, in der engere
Vereins- und Standesfragen erörtert wurden. Aus den Verhandlungen, die von einmütigem
Geiste getragen waren, sei hervorgehoben die Erörterung über unsere Eingabe an den Landtag
betr. staatlicher Regelung unserer Gehalts- und Anstellungsverhältnisse, sowie die Behand-
lung der Frage: „Was kann im Interesse der vielen stellenlosen Zeichenlehramtskandidaten
geschehen?“ Diese überaus ernste Angelegenheit wird eine spätere Tagung unseres Vereins
näher beschäftigen. Vorerst soll statistisches Material gesammelt und in der Presse Stellung
genommen werden. Durch einstimmige Wahl wurden die Kollegen Zeichenlehrer Gärtner
amOlgastift und J. Pindur, Fachlehrer in Tägerndorf, Oesterreich.-Schlesien, als Mitglieder auf-
genommen. Ein gemeinsames Mittagsmahl beschloss die schön und harmonisch verlaufene Ver-
sammlung, die wieder einmal jedem Teilnehmer zum Bewusstsein brachte, wie erhebend
und fruchtbringend einmütiges kollegiales Zusammenwirken ist.
Nachmittags um */s3 Uhr sollte im Kreutzersaal der Liederhalle die öffentliche Versamm-
lung des Vereins für Kunst- und Zeichenunterricht stattfinden. Es war aber eine
solch grosse Teilnehmerzahl erschienen, dass der grosse Konzertsaal nicht einmal ausreichte.
Den Vorsitz führte Zeichenlehrer H a h n, der die Versammlung mit herzlichen Begrüssungs-
worten eröffnete und u. a. ausführte, der ungeahnt starke Besuch der Versammlung liefere
den Beweis dafür, dass die Gründung des Vereins einem Bedürfnis entgegengekommen sei.
Hierauf wurde Zeichenlehrer Löffler-Hall das Wort erteilt zu einem Vortrag „Ueber
neuzeitlichen Zeichenunterricht“. Die gründliche Bearbeitung des Themas bot soviel
Interessantes, dass der Wunsch wohl berechtigt erscheint, den Vortrag in unserer Zeitschrift
veröffentlicht zu sehen.
Der Redner knüpfte an die Forschungen des bekannten Stadtschulrats Dr. Kers dien-
st einer an und legte dar, wie man diese als Grundlage für den Aufbau des neuzeitlichen
Zeichenunterrichts verwerten könne. Sodann ging er auf das Stoffgebiet des Zeichen-
unterrichts über. Dasselbe sei unbegrenzt und umschliesse alle Dinge, deren Vorstellung
wir durch das Auge gewinnen. Die Stoffanordnung sei folgendermassen zu gestalten:
von dem Gedächtniszeichnen der unteren Stufen Uebergang zum Zeichnen nach der
Natur; hier zunächst Zeichnen flächenhafter Naturformen, dann Gebrauchsgegen-
stände und Pflanzen, endlich der Mensch, das höhere Tier und die Landschaft. In
der Volksschule könne das lebende Wesen wohl kaum als Zeichenobjekt eingeführt werden,
ebensowenig das höhere Tier, dagegen die Landschaft ausgiebig. Hierauf sprach er sich
über die Verwendung der Vorlage aus, wann sie schädlich sei und darum verboten werden
müsse und unter welchen Umständen sie von Wert sei, nämlich zur Belehrung und als
Anschauungsmaterial. Auch die Verwertung der Künstlersteinzeichnung im Schulhaus,
in der Familie und im Unterricht wurde erörtert. Weil das Zeichnen das „Produktive“ im
Schüler zu wecken habe, sollte auch das „Formen“ in unseren Schulen Aufnahme finden.
Der Redner schloss: „Man redet soviel von künstlerischer Erziehung unseres Volkes und
verspricht sich dabei eine Hebung unserer Kultur. Soll dies der Fall sein, so muss der
Lehrer selbst es vor allem ernst nehmen mit seiner eigenen künstlerischen Erziehung, die
nach Wahrheit streben und den schönen Schein meiden soll.“ (Schluss folgt.)

Neuer Fachverein württemb. Zeichenlehrer.
Die o r d e n 11 i c h e H a u p t v e r s a m m 1 u n g d e s Vereins, die am 4. Mai im Garten-
saale des Hotels Textor in Stuttgart stattfand, war von Kollegen zahlreich besucht, ausser-
dem hatte sich eine Anzahl geprüfter Zeichenlehramtskandidaten zur Versammlung einge-
funden. Zur Einleitung gab der Vorsitzende, Professor Huberich, einen Ueberblick über
die Tätigkeit des Vereinsausschusses und des Vereins überhaupt, und berührte die wich-
tigsten Ereignisse im Vereinsleben des vergangenen Jahres. Als wichtigste Punkte hob er
die Einreichung gemeinsamer Eingaben der beiden wiirttembergischen Zeichenlehrervereine
an Ministerium und Landtag, sowie die Gründung eines Verbands süddeutscher Zeichenlehrer-
vereine mit eigenem Verbandsorgan hervor. Der Vereinskassier, Zeichenlehrer Gubitz, konnte
nach Vortrag des Kassenberichts konstatieren, dass die Vereinskasse mit einem annehmbaren
Ueberschuss das neue Jahr begonnen habe.
 
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