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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

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Heft VII (Juli 1907)
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Zu unseren Abbildungen
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Fauth, Albert: Worin bestehen die Fortschritte des neuen Lehrplans?, [1]
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Kolb, Gustav: Badische Landes-Zeichenausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0098

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78

Zu unseren Abbildungen.
Die in clen Text eingestreuten Abbildungen sind Vervielfältigungen von Schüler-
zeichnungen des Realprogymnasiums Heidenheim. Sie sollen den Artikel über
Phantasiezeichnen illustrieren. Wenn man solche Zeichnungen richtig verstehen
lernen will, darf man sich mit dem flüchtigen äusseren Eindruck nicht begnügen,
sondern man.muss sich vertiefen in sie, man muss insbesondere die psychologische
Voraussetzung, die für solche Schüler zutrifft, in Betracht ziehen. Tut man das,
dann wird man aber auch erstaunt sein über die Fülle und Originalität der Beob-
achtung, über die Fähigkeit, empfangene Eindrücke nach eigenen Gesichtspunkten
zu ordnen und neue Vorstellungsbilder zu schaffen: kurz über schöpferische
Phantasiekraft der Schüler.
Da diese Lehrbeispiele der elementaren Schulpraxis entnommen sind und auch
für einfache Schulverhältnisse Anregung bieten können, fällt die für dieses Heft
bestimmte Nummer „Für einfache Schulverhältnisse“ weg.

Worin bestehen die Fortschritte des neuen Lehrplans?
Von Faut (Nagold).
Leitsätze.
I. Er ermöglicht eine naturgemässe Stoffauswahl:
1. Er bietet Gegenstände aus der Natur (im weitesten Sinn des Wortes), aus der
Umgebung des Kindes, also wirkliche Dinge, die der inneren Natur des Kindes (seinem
Interesse) entsprechen.
2. Er gestattet Freiheit in dieser Stoffauswahl („Beispiele“).
3. Er gestattet Freiheit in der Reihenfolge der Stoffe.
II. Er ermöglicht eine naturgemässe Behandlung des Stoffes.
A. In pädagogischer Hinsicht wird verlangt:
1. Rücksichtnahme auf die Leistungsfähigkeit der Schüler.
2. Rücksichtnahme auf die Ausbildung aller Kräfte des Menschen (Gedächtnis [Phan-
tasie], Formgefühl, Formverständnis; Handgeschicklichkeit ist Folge).
3. Anwendung des entwickelnden Lehrverfahrens (Skizzieren—Ausführen).
B. In künstlerischer Hinsicht wird verlangt:
1. Auffassen des Ganzen vor dem Einzelnen,
2. Freies Uebersetzen der Natur gegenüber dem pedantischen Nachahmern
3. Hervorheben des Charakteristischen und Gesetzmässigen.
a. des Individuums,
b. der Gattung (Typus).
Zusatz: Grenzen der Kunstübung in der Schule!
III. Er fordert von Seiten des Lehrers:
1. Eigenes Fortschreiten in der naturgetreuen Wiedergabe der Dinge.
2. Vertiefung des Schönheitsbegriffs bei der Kunst- und Naturbetrachtung (Beispiel
und Gegenbeispiel).
3. Einsicht in die prinzipielle Uebereinstimmung künstlerischer und pädagogischer
Grundsätze. (Fortsetzung folgt.)

Badische Landes-Zeichenausstellung.
Am 15. Juli wurde in Karlsruhe eine Landes-Zeichenausstellung eröffnet. Wir erfahren
darüber Folgendes: „Auszustellen hatten alle 9 Massigen höheren Schulen des Landes (Gym-
nasien, Realgymnasien und Oberrealschulen) ferner 4 Seminare und 4 höhere Töchterschulen.
Jeder Schule wurde ein bestimmter Raum zugewiesen. Von den Zeichnungen der 5 unteren
Klassen wurde jeweils nur ein Lehrgang eingebunden ausgestellt. Für die Arbeiten der
 
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