Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

DOI Heft:
Heft VIII (August 1907)
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Für einfache Schulverhältnisse
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Württembergische Zeichenlehrerfragen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0106

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
86

vorgeschritten, so kann er noch die Körper- und Schlagschatten, wie sie unsere Abbildung
zeigt, angeben. Dies geschieht am besten mit weichem Bleistift, oder mit Kohle. Man
studiere zuerst, wie die Schattenkurven, d. h. die Grenzlinien der Körperschaften laufen. Sie
sind deutlich sichtbar, obwohl der Körperschaften nach der beleuchteten Seite des Gegen-
stands in zarten Uebergängen ausklingt. Diese Grenzlinien werden zuerst gezeichnet und die
ganze Schattenfläche gleichmässig dunkel angegeben. Wenn nun noch der Schlagschatten
auf dem Tisch, der am Gegenstand selbst am dunkelsten ist, angegeben ist, so wirkt der
Krug schon plastisch, die grossen Licht- und Schattenmassen (also das Wesentliche der
plastischen Erscheinung) sind da. Der Schüler kann nun aufhören. Will man in der plastischen
Durchbildung der Zeichnung noch weiter gehen, so kann man die zarten Uebergänge des
Körperschattens zum Licht und die aufgelichteten Stellen im Schatten selbst, die sogenannten
Schattenreflexe angeben. Ein solcher Reflex entsteht z. B. durch das Hinüberstrahlen der
hellbeleuchteten Fläche des Tisches an die Unterseite des kugelig gewölbten Teils des
Kruges (siehe Abbildung). Dieser Teil wird dadurch aufgelichtet. Der Anfänger macht nun
aber gewöhnlich den Fehler, dass er diese Stellen zu hell macht. Er hat nur die absoluten
Helligkeitsunterschiede dieser Reflexe im Verhältnis zu den dunkelsten Schatten im Auge
und vergisst, das hellste Licht mit zu vergleichen. Im Verhältnis zu diesem sind diese
Reflexe eben doch Schatten. „Willst du dich am Einzelnen erbauen, so musst du das Ganze
im Einzelnen schauen.“ Dieses Wort Goethes findet beim Zeichnen auf Schrift, und Tritt
Anwendung. G. K.
Württembergische Zeichenlehrerfragen.
Durch die eben sich vollziehende Reorganisation des gewerblichen
F o r t b i 1 d u n g s s ch u 1 w e s e n s wird der Zeichenlehrerstand in mehrfacher Hinsicht
berührt, so dass es angezeigt erscheint, gemeinschaftlich zu dieser Frage Stellung
zu nehmen. Dem Unterzeichneten gingen in letzter Zeit verschiedene Zuschriften
zu und zwar von Mitgliedern b eid er Vereine, aus denen zu ersehen ist, dass diese
Frage von vielen Kollegen als eine brennende empfunden wird. Ich würde es nun
nicht für angezeigt halten, wenn einzelne dieser Aeusserungen, die den Ton persön-
licher Verstimmung oft allzusehr verraten, im Verbandsorgan zum Abdruck kämen.
Vielmehr würde ich es für zweckdienlich halten, die Angelegenheit einer sachlichen
und gründlichen Erörterung zu unterziehen und zwar in einer für beide Vereine
gemeinschaftlichen Versammlung, zu der die in Betracht kommenden behörd-
lichen Persönlichkeiten einzuladen wären. Nach dem Ueberblick, den ich aus den
Zuschriften erhalten habe, würde sich die Angelegenheit in zwei Teilfragen spalten,
die sich unter folgende Ueberschriften bringen liessen:
1. „Die Reorganisation unseres gewerblichen Fortbildungsschul-
wesens und ihre Konsequenzen für den Zeichenlehrerstand.
2. Derzeitige Lage der württembergischen Zeichenlehramtskandi-
daten und Vorschläge zur Verbesserung ihrer Anstellungsver-
h ältniss e.“
Es wäre jedenfalls auch in anderer Hinsicht angezeigt und von Wert für unsere
Berufsarbeit, wenn wir uns einmal mit den Grundsätzen betr. Gewerbeschule, die
vom Gewerbeoberschulrat aufgestellt wurden (vergl. die letzten Nummern des Gewerbe-
blatts) gründlich beschäftigen würden. Ich bitte nun die Herren Kollegen beider
Vereine, sich zu meinen Vorschlägen zu äussern und eventl. die Referenten zu be-
stimmen. Ich wäre nicht abgeneigt, das Referat für das erste Thema zu übernehmen,
da ich mich in letzter Zeit eingehend mit dieser Frage beschäftigt habe.
Vielleicht stellt der neue Fachverein, dem die meisten Kandidaten angehören,
einen Referenten für das zweite Thema. Zeichenlehrer Kolb.
 
Annotationen