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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

DOI Heft:
Heft X (Oktober 1907)
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Die badische Landeszeichenausstellung in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0123

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Heft X

I. Jahrgang

Oktober 1907

ichenausstellung in Karlsruhe. — Zu unseren Abbildungen. — Verein
Verein für Kunst- und Zeichenunterricht.



J"U8TaZEITS(HRIfT-Dß VMD5: |
SÜDDEUTSCHER ZEI(HENIEHRER/m


Vorsitzender: Zeichenlehrer H. Erhard-Heidelberg
Redakteur: Zeichenlehrer G. Kolb-Göppingen ::::::
Verlag und Geschäftsstelle: Stuttgart, Langestr. 18, Tel. 402



Die badische Landeszeichenausstellung in Karlsruhe.
Als ich vor 10 Jahren in das Lehramt eines Zeichenlehrers eintrat, standen
zwei Reformen am Horizont unserer Schulen, die dem einen, je nachdem, als
unheildrohendes Gewitter, dem andern aber als die Morgenröte einer schönen neuen
Zeit erschienen. Diejenige Reform, die sich auf den kunstgewerblichen Zeichen-
unterricht erstreckte, machte sich zuerst geltend. Der Ruf: Zurück zur Natur!
der nach der Stilhetze der siebziger und achtziger Jahre auf dem Gebiet des
Kunstgewerbes ertönte, drang auch in die stille Schule herein. Wir jüngeren
Zeichenlehrer, längst schon die Sehnsucht im Herzen nach dem frischem Springquell
der Natur, folgten ihm mit Begeisterung, und in verhältnismässig kurzer Zeit wurde
der gesamte kunstgewerbliche Zeichen- und Modellierunterricht von der Vorlage
befreit und auf die Grundlage der Natur gestellt. Es gibt für einen Mann nichts
Schöneres als mitzuwirken an einem grossen Werke, das fühlten wir auch alle:
„es war eine Lust zu leben“.
Doch es gab kein Rasten. Kaum waren die ersten Garben dieser Ernte in
der Scheuer, da klopfte an das Tor die zweite Reform, die dem Zeichenunterricht
der allgemeinbildenden Schule eine nicht minder tiefgehende Umgestaltung
bringen sollte. Auch hier ertönte der Ruf: Zurück zur Natur! „Oeffnet den Kindern
die Augen für die Schönheit in der Natur und in der Kunst“, „befreiet den Unter-
richt von der toten Nachahmung und sucht die schöpferischen Kräfte, die im Kinde
schlummern, zu wecken und zu entwickeln“, „gründet euren Unterricht auf die natür-
lichen Gesetze der Entwicklung des Kindes“, das waren die Hauptforderungen, die
erhoben wurden. Aber es bedurfte einer langsamen Entwicklung, ehe man die
rechten Wege fand. Der Zeichenunterricht der allgemeinbildenden Schule lag damals
eben noch vollständig im Bann desjenigen der gewerblichen bezw. kunstgewerblichen
 
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