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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

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Heft VI (Juni 1907)
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Der neue Lehrplan für Zeichenunterricht an den württ. Volksschulen, [2]
DOI Artikel:
Für einfache Schulverhältnisse
DOI Artikel:
Kolb, Gustav: Zu unseren Abbildungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0090

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irollieren, dass mail den Zeichenrahmen soweit hebt, bis sein oberer Rand (wenn man mit
dem Auge über ihn wegsieht) durch den untersten Punkt der Tasse geht. Wie der Henkel
zu zeichnen ist, das geht auch aus der Hilfs Zeichnung hervor. Man beobachte noch, dass
die zweite innere Ellipse am oberen Rand von der äusseren rechts und links weiter abstelit
als vorn und hinten. Der hintere Abstand ist am kleinsten. Warum? Wenn nun die Tasse

auch nicht schattiert wird, so sollte doch der auf den Tisch fallende Schlagschatten an-
gegeben werden, weil die Tasse eigentlich erst dadurch den Eindruck hervorruft, dass sie
auf dem Tisch steht. Auf unserer Zeichnung ist nur der spitz zulaufende Kernschatten an-
gegeben, der bei den in verschiedener Richtung übereinander gelagerten Schlagschatten bei

richts in konzentrischen Kreisen ist, kann das Zeichnen
Uebungen im perspektivischen Zeichnen gleich nach dem

zerstreutem Licht dort ent-
steht, wo alle diese Schat-
ten übereinander zu liegen
kommen.
Unsere Abbildung 5
zeigt eine liegende Tasse.
Aus der Hilfszeichnung ist
der Weg zu ersehen, wie
eine derartige Aufgabe am
leichtesten zu lösen ist (zu-
erst Angabe der Neigung
der Längsachse, dann An-
gabe der Querachsen, die
senkrecht zu dieser gezeich-
net werden).
An welcher Stelle wer-
den nun diese Aufgaben dem
Lehrplan angegliedert? Wer
ein Anhänger des Unter-
derartiger Gefässe als erste
Zeichnen flacher Gebrauchs¬



gegenstände, also vor dem perspektivischen Zeichnen geradliniger Gegenstände vornehmen
lassen. Mit Recht kann man sich in diesem Fall darauf stützen, dass das perspektivische
Zeichnen von solchen Umdrehungskörpern leichter sei als das von prismatischen, da hier
nur ein perspektivisches Gesetz in Erscheinung trete, das der Verschiebung des Kreises

zur Ellipse. Auf die Wiedergabe der feineren Eigentümlichkeiten, wie Beobachten
der geradlinigen Teilstrecken des Henkels und der schwierigeren perspektivischen Er-
scheinungen, wie die verschiedenen Abstände der oberen Ellipsen verzichtet man dann auf
dieser Stufe. Man begnügt sich, wenn der Schüler die Hauptverhältnisse und hauptsächlichsten
charakteristischen Merkmale der Tasse richtig angegeben hat. Auf einer späteren Stufe wird
dieselbe Aufgabe wiederholt und dabei verlangt, dass der Schüler hinsichtlich der Auffassung

und Darstellung Fortschritte macht. Das Zeichnen der schiefliegenden Tasse kann erst später
in der Volksschule etwa am Schluss der Schulzeit vorgenommen werden. G. K.

Zu unseren Abbildungen.
Unsere heutige Kunstbeilage wird den württembergischen Kollegen doppelt
interessant und vielen deshalb doppelt lieb sein, weil es das wohlgelungene Bildnis
eines Kollegen zeigt und von Freundeshand gezeichnet wurde. Das Original, eine
charaktervolle kräftige Kohlenzeichnung auf grauem Tonpapier, stammt von der
Hand des Zeichenlehrers P. Schmalzried in Ulm. Er hat damit unsern Freund
und Kollegen Unger in trefflicher Auffassung portraitiert.
Abbildungen 1, 2 und 3 sind Vervielfältigungen von Ferienarbeiten eines sehr
begabten Schülers. Der Gymnasiast Richard Schmidt, ein Sohn unseres Professors
K. Schmidt, hatte das seltene Glück, in enger Fühlung mit des Vaters Künstlerwerk-
 
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