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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

DOI Heft:
Heft V (Mai 1907)
DOI Artikel:
Trunk, Rudolf: Die Ausbildung des Zeichenlehrers, [2]
DOI Artikel:
Grothmann, Heinrich: Einiges über das "Blockieren"
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0070

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52

Ordnung im Gesamten höhere Ansprüche stellen musste. Im Rang stehen die württem-
bergischen Zeichenlehrer, wie die bayerischen, den wissenschaftlichen Lehrern gleich,
was am deutlichsten dadurch zum Ausdruck gebracht ist, dass sie in beiden Ländern
bei tüchtigen Leistungen den Titel eines Professors erreichen können. Diese Bevor-
zugung ist damit begründet, dass bei dem gewerblichen und kunstgewerblichen Auf-
schwung Süddeutschlands die Zeichenlehrer rühmlichen Anteil haben und die grosse
Masse des Volkes für ihre Tätigkeit, die ja bei den gewerblichen Lehranstalten auf
das Praktische gerichtet ist, mehr Verständnis hat als für ideale Bestrebungen. In
Preussen, wo die Ausbildungszeit bedeutend kürzer ist, bilden die Zeichenlehrer eine
Zwischenklasse unter den wissenschaftlichen Oberlehrern und über den Elementar- und
technischen Lehrern höherer Lehranstalten, stehen also im Rang hinter ihren süd-
deutschen Kollegen zurück, obwohl gerade sie in letzter Zeit durch ihr nachhaltiges
und entschiedenes Eintreten für den Fortschritt sich grosse Verdienste erworben haben.
Hier im Reichsland sind für die Ausbildung von Zeichenlehrern noch keine
Bestimmungen getroffen worden, doch hat das Ministerium durch Erlass von
Prüfungsordnungen für Zeichenlehrerinnen (1899) und Zeichenlehrer (1901) dafür
Sorge getragen, dass die Kandidaten nach Abschluss ihrer vorbereitenden Studien
die Prüfung hierselbst ablegen können. Die Bedingungen zur Zulassung sind die
bekannten : Die Bewerber müssen entweder ein Befähigungszeugnis für das Lehramt
besitzen oder sechs Klassen einer höheren Schule mit Erfolg besucht haben.
(Schluss folgt.)

Einiges über das ,,Blockieren“.
Die unter dieser Ueberschrift in Heft 1 unserer Zeitschrift gekommenen Ausführungen
des Zeichenlehrers Bender fanden in „Schauen und Schaffen“ (Zeitschrift des Vereins Deut-
scher Zeichenlehrer) eine Erwiderung, die wir im Interesse der Sache hier wiedergeben.
„Tn der Januarnummer der süddeutschen Fachzeitschrift „Kunst und Jugend“ lesen
wir über das Blockieren einen sehr anregenden Artikel von E. Bender, Karlsruhe. Die Sache
verdient es, dass wir zu den Ausführungen des Kollegen, die durch eine Stelle in meinem
Buche „Das Zeichnen“ veranlasst worden sind, Stellung nehmen.
Ich fordere von meinen Schülern „den geradlinigen Zuschnitt bis ins kleinste (bewusste
Ueb er treib ung) Detail“ deshalb, wreil nach meiner Erfahrung nur dadurch der Unaufmerk-
samkeit, der Oberflächlichkeit der Beobachtung und dem unklaren verschwommenen und
saloppen Sehen und Darstellen entgegen gearbeitet werden kann. Dabei kommt der uner-
fahrene Schüler nun allerdings, wie Herr Bender richtig bemerkt, leicht in Gefahr, dass
ihm die grossen charakteristischen und führenden Linien entgehen. Aber deshalb wird er
ja angehalten, zuerst den Block, der ein Wesentliches enthält, aus der Erscheinung abzu-
leiten und die grossen Massen geradlinig zuzuschneiden. Durch diese Analyse gewinnt er
das Gattungsmässige und Typische der Erscheinung, also wesentliche und darum charak-
teristische Bestandteile des Bildes. Nun sehe ich nicht ein, warum er auf diesem Wege
nicht fortfahren sollte, wenn er zu einer Aufklärung der Form im Einzelnen führt. Dieser
Weg ist ein analytischer: die Einzelheiten gehen aus dem Ganzen hervor. Gänzlich ver-
fehlt wäre der umgekehrte Weg: eine Summe von Einzelheiten ergibt noch nicht das Ganze.
Und diese letzte Methode schlagen bekanntlich alle unerfahrenen Zeichner im Anfang ein.
Es ist eine der grössten Schwierigkeiten des Unterrichts im Zeichnen, den Schüler
anzuleiten, dass er gleichzeitig die führenden und wesentlichen Linien (und Flächen!) sehe
und dabei die Einzelheiten nicht übersehe, oder anders, dass er analytisches und synthetisches
Arbeiten in rechter Weise verbinde.
Ein „Gestrichel“ befürworte ich nirgends. — Den „Block“ verstehe ich anders als
Herr B. Er ist die zur Einordnung und Anpassung der Zeichnung eines Gegenstandes in
 
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