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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

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Heft VIII (August 1907)
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Der 1. Verbandstag des Verbandes süddeutscher Zeichenlehrer-Vereine in Karlsruhe
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Fauth, Albert: Worin bestehen die Fortschritte des neuen Lehrplans?, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0102

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Festessen fand in dem Hotel zu den 4 Jahreszeiten statt. Zeichenlehrer Kolb
feierte in seinem Toast die badischen Kollegen, denen das Hauptverdienst an dem
Gelingen des Verbandstages gebühre, da sie die hauptsächlichste geistige Arbeit
im Verband bisher vollbracht haben. Der Vortrag des Kollegen Bender sei eine
Musterleistung gewesen, auf die jeder Zeichenlehrer stolz sein könne und die Leitung
des Vorsitzenden Erhardt sei ebenso sicher wie gewandt und taktvoll gewesen. Herr
Erhardt toastete auf das fernere Blühen, Wachsen und Gedeihen des Verbands.
Nachmittags wurde die Landeszeichenausstellung, über die ebenfalls ein ein-
gehender Bericht in nächster Nummer folgen wird, gemeinschaftlich besucht. Abends
fand im Hotel Tannhäuser ein wohlgelungenes Bankett statt, das ebenfalls sehr
zahlreich besucht war. Für den musikalischen Teil war Kollege Schuhmacher-
Karlsruhe besorgt gewesen. Das soll alles im nächsten Heft noch gebührend
gewürdigt werden.
Andern Tags fanden unter Führung von badischen Kollegen Ausflüge statt
nach Mannheim (Ausstellung) und in den badischen Schwarzwald. Der Verbandstag
darf in jeder Hinsicht als wohlgelungen bezeichnet werden. Der Besuch war seitens
Baden und Württemberg gut, seitens Elsass-Lothringen dagegen schwach, da dort
die Ferien noch nicht begonnen hatten. Zum nächsten Verbandstag, der im Früh-
jahr nächstes Jahr stattfindet, wurde Stuttgart bestimmt.

Worin bestehen die Fortschritte des neuen Lehrplans?
Von Faut (Nagold).
(Schluss.)
I. Der neue Lehrplan ermöglicht eine naturgemässe Stoffauswahl.
1. Statt der Nachahmung besonders abgepasster Vorlagen und Modelle kommen wirk-
lich e Gegenstände aus dem Interessen kreis des Kindes zur Behandlung (die
überall ohne Geldaufwand zu haben sind): Spiel-, Gebrauchs-, Natur- und Zierformen ; bezüglich
der letzteren mahnen wir übrigens zur Vorsicht, einesteils um die Putz- und Verzierungs-
sucht nicht zu befördern, andernteils uni die Gefahr der mechanischen Nachahmung zu
vermeiden. Jedenfalls brauchen keine kostspieligen Vorbilder angeschafft zu werden!
2. Besondere Anerkennung verdient der Lehrplan dadurch, dass er die angeführten
Stoffe nur als Beispiele betrachtet wissen will; der einzelne Lehrer kann je nach den
Verhältnissen dazu tun oder —• was zunächst nötiger sein wird — viele weglassen.
3. „Auch die Reihenfolge, in der sie aufgeführt sind, ist für den Stufengang des
Unterrichts nicht bindend“. Bei der 1. Gruppe ist der Schwerpunkt darauf zu legen, dass
die Schüler ein Gefühl für Verhältnisse bekommen; dazu kommt bei der 2. Gruppe die
Beobachtung des Organischen; bei der 3. Gruppe steht das Sehen der perspek-
tivischen Erscheinung im Mittelpunkt. Damit ist bereits die wichtigste Seite der
Sache berührt — die Behandlung.
II. Der neue Lehrplan ermöglicht eine naturgemässe Behandlung des Stoffs.
Diese erfordert (im Gegensatz zum geometrischen Zeichnen, das vollendete Genauigkeit
bedingt,) freie Anwendung der pädagogischen und künstlerischen Massnahmen.
A. In pädagogischer Hinsicht wird verlangt:
1. Rücksichtnahme auf die Leistungsfähigkeit der Schüler: „Ein ermü-
dendes Verweilen bei den einzelnen Aufgaben ist zu vermeiden.“ Somit kann es sich nicht
um vollendete Arbeiten handeln ; die „Richtigkeit“ ist vielmehr abhängig vom Alter der Schiil er
und von verschiedenen (z. B. ländlichen oder städtischen) Verhältnissen.
2. Die Pädagogik verlangt ferner Ausbildung aller Kräfte des Kin-
des. Dementsprechend ist dem Gedächtnis und der Phantasie, besonders aber der
 
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