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spielen. Diese Lehrgänge waren mit peinlicher Sorgfalt zusammengestellt. Ich
liess mir von einem badischen Kollegen in der Ausstellung sagen , dass jeder
Schüler sämtliche Gegenstände des aufgestellten Lehrgangs zu zeichnen habe. Ich
bekenne mich als Gegner dieser Methode. Solche anscheinend unfehlbaren fest-
gefügten Systeme sind von jeher die Steckenpferde der Schulmeister gewesen. Sie
lassen sich auch so fein säuberlich am Studierpult ausklügeln und so hübsch an-
schaulich und überzeugend aufs Papier bringen. Bei einer Parade, Ausstellung oder
Prüfung, kann man sie aufmarschieren lassen, stramm geschlossen wie Soldaten.
Sie sind auch manchmal die Steckenpferde der Visitatoren; denn sie bilden ein
Schema, an dessen Hand sich bequem ein Ueberblick über den Lnterricht ermög-
Abbildung 5.
liehen lässt, allerdings nur über dessen äussere Handhabung. Das wird aber häufig
genug übersehen.
Man missverstehe mich nicht. Ich bin gewiss der letzte, der einem zügellosen
Lnterricht das Wort redet; Ordnung muss sein und ohne Plan, ohne richtige
Fundierung, ohne wohlausgedachten Grund- und Aufriss lässt sich kein ordent-
liches standfestes Haus bauen. Ich bestreite nicht, dass man solche, nach äusseren
Gesichtspunkten zusammengestellte Lehrgänge braucht. Sie bilden eine unentbehr-
liche Wegleitung für den Unselbständigen , eine Kletterstange für den Unfähigen
und Schwachen, aber andererseits auch eine Zwangsjacke für den tüchtigen, be-
sonders für den schöpferisch veranlagten Lehrer, für den , der seinen Lehrberuf
nicht als Handwerk, sondern als Kunst auffasst. Ich bin so ketzerisch in der
Schulmeisterei, zu behaupten, dass ich mir sehr wohl einen Unterricht denken kann,
der die höchsten Ziele anstrebt und erreicht, ohne dass ihm ein solch durch-
sichtiges Lehrsystem zugrunde gelegt ist. Er muss deshalb nicht planlos sein.
spielen. Diese Lehrgänge waren mit peinlicher Sorgfalt zusammengestellt. Ich
liess mir von einem badischen Kollegen in der Ausstellung sagen , dass jeder
Schüler sämtliche Gegenstände des aufgestellten Lehrgangs zu zeichnen habe. Ich
bekenne mich als Gegner dieser Methode. Solche anscheinend unfehlbaren fest-
gefügten Systeme sind von jeher die Steckenpferde der Schulmeister gewesen. Sie
lassen sich auch so fein säuberlich am Studierpult ausklügeln und so hübsch an-
schaulich und überzeugend aufs Papier bringen. Bei einer Parade, Ausstellung oder
Prüfung, kann man sie aufmarschieren lassen, stramm geschlossen wie Soldaten.
Sie sind auch manchmal die Steckenpferde der Visitatoren; denn sie bilden ein
Schema, an dessen Hand sich bequem ein Ueberblick über den Lnterricht ermög-
Abbildung 5.
liehen lässt, allerdings nur über dessen äussere Handhabung. Das wird aber häufig
genug übersehen.
Man missverstehe mich nicht. Ich bin gewiss der letzte, der einem zügellosen
Lnterricht das Wort redet; Ordnung muss sein und ohne Plan, ohne richtige
Fundierung, ohne wohlausgedachten Grund- und Aufriss lässt sich kein ordent-
liches standfestes Haus bauen. Ich bestreite nicht, dass man solche, nach äusseren
Gesichtspunkten zusammengestellte Lehrgänge braucht. Sie bilden eine unentbehr-
liche Wegleitung für den Unselbständigen , eine Kletterstange für den Unfähigen
und Schwachen, aber andererseits auch eine Zwangsjacke für den tüchtigen, be-
sonders für den schöpferisch veranlagten Lehrer, für den , der seinen Lehrberuf
nicht als Handwerk, sondern als Kunst auffasst. Ich bin so ketzerisch in der
Schulmeisterei, zu behaupten, dass ich mir sehr wohl einen Unterricht denken kann,
der die höchsten Ziele anstrebt und erreicht, ohne dass ihm ein solch durch-
sichtiges Lehrsystem zugrunde gelegt ist. Er muss deshalb nicht planlos sein.