Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]: Kunst und Jugend (1.1907)

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allerorts die Entwicklung des Schulzeichnens zu beobachten, um jede Nutzanwendung, jeden
Fortschritt in unserer Heimat Elsass-Lothringen zur Geltung zu bringen.
Dem Jahresbericht ist zu entnehmen, dass die Mitgliederzahl sich im abgelaufenen
Vereinsjahr um 124 erhöht hat. Dieser willkommene Zuwachs ist einesteils auf die Tätig-
keit einiger Kreisschulinspektoren zurückzuführen, andernteils auf die Wirkung der Zeichen-
kurse und besonders auch darauf, dass anfangs d. J. der älteste der bis jetzt in Elsass-Loth-
ringen wirkenden Vereine zur Förderung des Zeichenunterrichts, der 1888 von Olinger-Metz
gegründete, sich mit dem Rest seiner Mitglieder angeschlossen hat. Dieser Fortschritt lässt
hoffen, dass es dem Verein gelingt, allmählich weitere Kreise der elsass-lothringischen Lehrer-
schaft für seine Bestrebungen zu interessieren. Mit besonderem Vergnügen kann die Lei-
tung konstatieren, dass unter den Neueingetretenen sich 45 Damen befinden, wie überhaupt
von Anfang an die Lehrerinnen sich wacker des Vereins angenommen haben.
Einen grossen Fortschritt bedeutet die Gründung eines Verbands süddeutscher Zeichen-
lehrervereine, an dessen Zustandekommen der Verein regen Anteil hat und dessen Haupt-
aufgabe es ist, die Fachzeitschrift „Kunst und Jugend“ zu unterhalten. Der Verein stellt diese
Zeitschrift 214 seiner Mitglieder kostenlos zu; bei 17 Gemeinden ist der Bezug auf die Lehr-
mittelkasse übernommen. Um die Vereinskasse etwas zu entlasten, wurde schon im vorigen
Jahr der Beschluss gefasst, die Gemeinden zur Uebernahme des Abonnementsbetrages zu
veranlassen, was auch in einzelnen Fällen geschehen ist. Eine Eingabe an die Kaiser!. Be-
zirkspräsidien um Genehmigung dieses Planes ist im Bezirk Ober-Elsass bereits zu grinsten
des Vereins entschieden worden; vom Unter-Elsass und Lothringen steht der Bescheid noch
aus. Die wertvollste Unterstützung fand der Verein durch die Veranstaltung der Lehrer-
zeichenkurse, wofür die Versammlung dem Kaiserl. Oberschulrat ihren Dank aussprach. Von
einem Mitglied aus Lothringen wurde der Antrag eingebracht, die Vereinsleitung möchte
sich mit der Bitte an die Schulbehörde wenden behufs Einrichtung eines Kursus für tech-
nisches Zeichnen, an welchem diejenigen Lehrer teilnehmen könnten, die an gewerblichen
Fortbildungsschulen zu unterrichten haben. Dieser Antrag fand Unterstützung. Ueber das
Ergebnis des vom Verein veranstalteten Ferienkursus wurde in der vorigen Nummer schon
berichtet.
Die Versammlung hatte sich auch mit der Genehmigung der neuen Statuten zu be-
fassen, welche u. a. eine grössere Anteilnahme der Elementarlehrer an der Vereinsleitung
vorsehen. Der Arbeitsplan für das kommende Vereinsjahr enthält die Aufforderung an die
Mitglieder, eifrig für die Verbreitung der Zeitschrift tätig zu sein. Damit war der 1. Teil
des Programms erledigt. Zum Beginn des 2. Teils, der Unterrichtsangelegenheiten gewidmet
war, erfolgte die Vorführung einer Uebungsklasse, welche mit der Lösung einer Aufgabe
aus dem achten Schuljahr, der Darstellung eines Wagenrades, beschäftigt wurde. Währenddem
sprach der Vorsitzende in einstündigem Vortrag über das freie Zeichnen der Oberstufe,
dessen Wortlaut in der Novembernummer des els.-lothr. Schulblattes erscheint. Mittler-
weile waren die Schüler mit ihrer Aufgabe zu Ende gekommen und die Arbeiten, die eine
gute Auffassung der Verkürzungserscheinungen und Ueberschneidungen verrieten, zirkulierten
unter den Anwesenden. Sodann folgte die Besichtigung der Ausstellung, an welcher die
Volks- und Mittelschulen der Stadt Colmar, die höhere Mädchenschule daselbst und das
Gymnasium zu Mühlhausen beteiligt waren. Auch die Studien des Ferienkurses waren an-
geschlossen. Die Zeichnungen bewiesen, dass die Lehrer mit Eifer und Geschick sich mit
der Neuordnung des Unterrichts abfinden und dass die Schüler sich mit Fleiss ihrer Aufgabe
unterziehen. Die Leistungen müssen als gut, zum Teil als vorzüglich bezeichnet werden,
was besonders erfreulich ist, da die Volks- und Mittelschulen erst seit einem halben Jahr
nach dem neuen Lehrplan unterrichten. Eine Diskussion und der zweite Vortrag mussten der
vorgerückten Zeit wegen unterbleiben.
Der Vorsitzende sprach in seiner Schlussrede der Stadtverwaltung Colmar den Dank
des Vereins aus, ebenso den Mitgliedern des Ortsausschusses, die unter Leitung des Herrn
Kreisschulinspektors Munsch sich sehr um die Veranstaltung verdient gemacht haben, sowie
den Anwesenden für das bewiesene Interesse. Nachdem die beiden letzten Versammlungen
im Elsass stattgefunden haben, wurde beschlossen, die nächste in Lothringen abzuhalten.
Die Bestimmung des Versammlungsortes bleibt dem dortigen Bezirksvorstand überlassen.

Staatliche Prüfung für Zeichenlehrerinnen.
Diese nahm am 7. Oktober ihren Anfang und fand ihren Abschluss durch die mündliche
Prüfung, welche am 11. unter dem Vorsitz des Geheimen Regierungs- und Oberschulrat Dr.
Schlemmer stattfand. Die zugelassenen Kandidatinnen erhielten sämtlich das Befähigungs-
zeugnis für den Zeichenunterricht an höheren Schulen und Lehrerbildungsanstalten: Amend
Emmy und Freudc-nfeld Armgart von Metz, Prölss Leni-Degerloch, v. Kornatzky Elfriede-
Strassburg, Stadtmüller Johanna-Landsstuhl, Stumpp Marie-Worms, Wild Lisbeth-Zweibrücken.
Personalnachrichten.
Neueingetreten: Thoma, Johann, Zeichenlehrer in Colmar. Reihle, Alfons, Reallehrer
in Barr.