Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend
— N.F. 9.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.27999#0092
DOI Heft:
Heft 4 (April 1929)
DOI Artikel:Petersen, Benno: Tagespresse und Kunsterziehung
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Ostern ein gröherer Plah in der Aeitnng einge-
räumt. — Zur Äusgestaltwng der Weihnachtsnummer
bat ich in einer Äuffordernng an -di-e jiunge Leser-
welt um Einsendung kleiner Geschichten mit Bildern.
Leider machte ich hierber die Erfahrung, daß viel
sentimentalesÄnd nachempswndenes Geschreibsel vom
Niveau einer allzw anspruchslosen Familienzeitschrist
zwsammenkam. Mchk eine Ärbeit erhielt ich, die
druckreif gewesen wäre. Es blieb mir nichts anderes
übrig, als helfend und anregend einzugreifen. Ich
stellte zwei Äufgaben^ zur freien Wahl: Der moderne
und der unmoderne Weihnachtsmann. Bezeichnender-
weise wurde i-n beiden Klassen, in denen ich diese
beiden Aufgaben nannte, das erstere von allen mit
Begeisterung awfgenomnren, während nur ein oder
zwei stille Awngen sich ersichtlich Miibe gaben, den
unmodernen Weihnachtsmann zu schildern.
Zum Osterfest suchte ich aus den Arbeiten einer
Klasse von Zwölfjährigen einige Beispiele für Eier-
bemalung aus. — Ein vielseitig begabter Schüler
Mib mir eine Bilderfolge mit lustigen Dersen darun-
ter. Ein anderer hatte die Mutter beim Festkwchen-
backen dargestellt. Die Karnevalszeit ist besonders
reizvoll für jugendliche Bildgestaltung. Masken,
Fratzen, lustige Figuren und groteske Scherze —
ein beliebtes Spielfeld der kindlichen Phantaste zur
Pfingstzeit und im Sommer werden mir Briefe ge-
schickt mik Erlebnissen aus den Ferien, auf Wande-
rungen usw. Eindrucksvolle örtliche Ereignisse sFeuer,
Unglücksfälle, Umzüge, Bauken) sind nakürlich von
besonderer Änziehwngskrast.
Die beigefügten Beispiele erheben nun keines-
wegs Anspruch auf Bollkommenheit in kexklicher oüer
bildlicher Hinstcht. Die Ausbeuke ijt in einer Klein-
oder Mittelstadt nakürlich begre-nzker, Lie Möglich-
keiten in einer GroWadt stnd unerschöpflich.
So kann die Presse ihrerseits dazu beitragen, daß
sich die in richtige Bahnen gelenkte Beröffenklichung
von Kinderzeichnungen und Aufsätzen, die natürlich
nie honoriert werden dürfen, sowie reichhalkige
Anweisungen uwd Anregungen aüf dem Gebiete der
Handfertigkeit zum Segen sür unsere Erzieherarbeit
auswirken kann. : Ä
Iu bem Aufsatz: ,Tagespresie und Kunsterziehung" von Benno Petersen-Lübeck
Ostern ein gröherer Plah in der Aeitnng einge-
räumt. — Zur Äusgestaltwng der Weihnachtsnummer
bat ich in einer Äuffordernng an -di-e jiunge Leser-
welt um Einsendung kleiner Geschichten mit Bildern.
Leider machte ich hierber die Erfahrung, daß viel
sentimentalesÄnd nachempswndenes Geschreibsel vom
Niveau einer allzw anspruchslosen Familienzeitschrist
zwsammenkam. Mchk eine Ärbeit erhielt ich, die
druckreif gewesen wäre. Es blieb mir nichts anderes
übrig, als helfend und anregend einzugreifen. Ich
stellte zwei Äufgaben^ zur freien Wahl: Der moderne
und der unmoderne Weihnachtsmann. Bezeichnender-
weise wurde i-n beiden Klassen, in denen ich diese
beiden Aufgaben nannte, das erstere von allen mit
Begeisterung awfgenomnren, während nur ein oder
zwei stille Awngen sich ersichtlich Miibe gaben, den
unmodernen Weihnachtsmann zu schildern.
Zum Osterfest suchte ich aus den Arbeiten einer
Klasse von Zwölfjährigen einige Beispiele für Eier-
bemalung aus. — Ein vielseitig begabter Schüler
Mib mir eine Bilderfolge mit lustigen Dersen darun-
ter. Ein anderer hatte die Mutter beim Festkwchen-
backen dargestellt. Die Karnevalszeit ist besonders
reizvoll für jugendliche Bildgestaltung. Masken,
Fratzen, lustige Figuren und groteske Scherze —
ein beliebtes Spielfeld der kindlichen Phantaste zur
Pfingstzeit und im Sommer werden mir Briefe ge-
schickt mik Erlebnissen aus den Ferien, auf Wande-
rungen usw. Eindrucksvolle örtliche Ereignisse sFeuer,
Unglücksfälle, Umzüge, Bauken) sind nakürlich von
besonderer Änziehwngskrast.
Die beigefügten Beispiele erheben nun keines-
wegs Anspruch auf Bollkommenheit in kexklicher oüer
bildlicher Hinstcht. Die Ausbeuke ijt in einer Klein-
oder Mittelstadt nakürlich begre-nzker, Lie Möglich-
keiten in einer GroWadt stnd unerschöpflich.
So kann die Presse ihrerseits dazu beitragen, daß
sich die in richtige Bahnen gelenkte Beröffenklichung
von Kinderzeichnungen und Aufsätzen, die natürlich
nie honoriert werden dürfen, sowie reichhalkige
Anweisungen uwd Anregungen aüf dem Gebiete der
Handfertigkeit zum Segen sür unsere Erzieherarbeit
auswirken kann. : Ä
Iu bem Aufsatz: ,Tagespresie und Kunsterziehung" von Benno Petersen-Lübeck