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handen ist, und fällk somik ganz der Werkarbeit zu.
Ocnamentieren im Sinne von „Bemustern" (nur
äusterliche Zukai) hat zu entfallen. Dazu drängt schon
der neue Formwille der Gegenwart (Architektur und
Buchkunst.*
Zum Schlusse drängt es mich noch, einer Auffassung
entgegenzutreten, „daß Britsch anfängk, Mode zu
werden" (Behler in Heft 12/1928). 2ch yabe vielmehr
das Empfinden, dah die Theorie nichks anderes als
die natürliche Folgerichtigkeit dessen darstellt, was
schon jeit vielen 3ahren in kleinen, sedoch starken
Kreisen an natürlichen Mekhoden verfolgt und er-
probt wurde. Meines Wlssens sind das in Wien
der Kreis umCizek, in Stutkgart um Kolb. Clzek
hat schon durch 30 Oahre seine „clugendkunstklasse",
in der nur — allerdings mit Begabken — im Slnne
des freien Gestaltens gearbeiket wird. 3ch glaube,
dah durch die injuitiv-praktische Borarbeik dieses
Mannes ein Britsch heute nicht mögllch wär«. Kolb
kam, wieder aus der Praxis des Mastenunkerrichtes
heraus, zu ähnlichen Erkennknissen und Folgerungen,
* Siehe die Abhandlung des Artikels „Das Ornament in der
Arbe tsschule", erschienen als Doppelheft von „Schauen und
Schafsen", Derlag Facobi in Leipzig.
dle er in selnem doppelbändigen Werke „Btldhafkes
Gestalten" (der 1. Band ist vor Britsch erschlenent)
richtunggebend niederlegte. Die Arbeit dleser beiden
Männer findet nun durch Britsch die wistenschaftliche
Bestätigung.*
An uns allen liegt es nun, daS begonnene Werk
forkzuführen. Begriffltche Auseinandersehungen flnd
meiner Meinung nach wertlos. Wir müflen vielmehr
unsere Ueberzeugung, unsere ganze Kraft tn den
Ilnterricht verlegen und dann an der Hand von ge-
schlostenen Klastenleistungen für unsere lldeen und
Taken werben. Wer dann dle besten allgeme,i-
nen Erfolge erzielk, wird am meisten überzeugen
können. Daß dem Aufbau des Zetchenunterrichtes,
wie er sich durch dle Theorie ergibt, die Zukunft
gehört, das sagt mir mein Unterricht käglich. Mer
nicht zurückbleiben will, befaste flch mlt allem Ernste
mik diesen neuen Erkennlnisten. Und nun sollen
Taken sprechen! ' i
* Diese Anerkennuna meiner Arbeit bedarf metnerselts ein«
Einschränkung. Ich weiß wohl, daß ich nichr der <kin,ig« btn,
der tn Deutschland in dkeler Richtung gearbeitet hat und werd«
nie vergessen. delsen dankbar zu gedenken, waS vor und > eben
mir geleislet wurde und wird. td. Kolb.
" ' ' 7>
Das Bildbetrachten in der Schule
Bon K. Th
DaS Bildbekrachken ln der Schule ist von dop-
pelter Art: es geschieht unbewuht oder bewuht,
denkend. Alle vierzehn Tage werden im Zeichensaal,
im Treppenhaus und in den Gängen Wechselrahmen
mik allerlei Bildschönem gefüllt, Diese Uebung soll
allen Borübergehenden eine kägliche Freude de-
reiken. Auch die Schulzimmer sollten auher dem
verbildlichken Lehrstoff wechselnden Wandschmuck
aller Ark kragen, was nur von belebender und ver-
edelnder Wirkung auf den gesamten Unkerrichksgeist
sein könnte.
Besonders anregend wirkk das immerwährende
Boraugenhaben des Farbenprächkigen und Form-
schönen auf die Kleinen. Sie schöpfen daraus käglich
neuen Mut zu eigenem Schaffen und ihre Phantasie
wird täglich mit neuen werlvollen Formen uud Bil-
dern bereichert. Die Gröheren beleben durch den in-
haltsreichen Bilderstoff die verschiedensten.Wistens-
gebieke und die der obersten Klasten vLrvollständigen
nichk nur ihre Kenntnisse in der Kunstgeschichke, son-
üern gewinnen durch die künstlerischen Skizzen-
blätter Einblick in das ernste Schaffen und die
vielerlei technischen Kunststücke der grohen Meister.
Ein anderes Bildbetrachlen ist daS 1m Zeichen-
unterricht von hinweisenden Worken des Lehrers
begleiket. Die hierfür ausgewählten Bilder müsten
in formalem Zusammenhange mit den jeweiligen
zeichnerischen oder farbigen Arbeiken der Schüler
stehen, wodurch der Unterrichk — das Können und
Wissen — in irgendwelcher Ark befruchkek wird. Die-
ses denkende und mit der Schülerarbeit verglelchende
Bildbetrachten soll also gleichzeilig das jugendliche
Können fördern und das Wisten erweitern, Bor-
bildliches zeigen und zum Nacheifern anregen. Das
oma, Rastakt.
alltägliche Sehen des Schönen dagegen wlrd mehr
unbewußk auf das Gemüks- und Gefühlsleben ver-
edelnd einwirken und so am Grundlegen künst-
lerischer Lebensauffastung Lberhaupt, bauend, mlk-
täkig sein. Geschieht dagegen eine Bildbesprechung
autzerhalb solcher Berblndungen zum fchaffenden
Schüler, so kann dieser wohl mlt Entzücken dem
schön und begeistert Sprechenden zuhören, aber —
es bleibk bsim Hören der Worke, das „Gehe hin und
tue desgleichen" kommt ihm kaum zum Bewutzksein.
Der Zelchenunkerricht forderk sachliche Erläuterongen
für das Verständnls des Bildschönen. Nach dem
jeweiligen Zweck der Bildbesprechung wlrd dle
Schönheit durch Hinwels auf das „Wie" oder „Wa-
rum" der Farb- und Formgebung und Llnievführung
zum Bewutztsein gebracht, das „WaS" des Bildes
ist Nebensache. Das geschlllke Auge hat das Bild-
schöne geschaffen und nlcht der phllosophisch grü-
belnde Verstand und darüm kann für dle künst-
lerische Bewerkung des Biides nur das Auge auS-
schlangebend sein. Nur durch daS Auge ist der
Ewigkeikswert einer Bildschöpfung zu erkennen.
Die Bedeukung des „unbewutzken" Bilderbekrach-
tens llegk darin, dem Schüler allmählig den Nelchtum
erkennen zu gcben, den die Kunstfchätze bergen, auf
datz auch der Arme troh allen Mangels flch nicht
mehr einsam und freudlos füklen kann. Nur daS
Beste ist für das jugendliche Auge gut genug. Durch"
das immerwährende Sehen des Kunstsckönen lernk
man unbewutzt die Nakur auch mit Künstleraugen
schauen, was eine unerschöpfliche Quelle deS rein-
sten Genustes isk. Ilnd je nach der sonst gelstig, seeli-
schen Berfastung wird man selbst sachkundig und
weitz unkrüglich zu Scheiden zwiscken Gold und
Flitter. Der Sinn des „denkenden Bildbekrachkens
handen ist, und fällk somik ganz der Werkarbeit zu.
Ocnamentieren im Sinne von „Bemustern" (nur
äusterliche Zukai) hat zu entfallen. Dazu drängt schon
der neue Formwille der Gegenwart (Architektur und
Buchkunst.*
Zum Schlusse drängt es mich noch, einer Auffassung
entgegenzutreten, „daß Britsch anfängk, Mode zu
werden" (Behler in Heft 12/1928). 2ch yabe vielmehr
das Empfinden, dah die Theorie nichks anderes als
die natürliche Folgerichtigkeit dessen darstellt, was
schon jeit vielen 3ahren in kleinen, sedoch starken
Kreisen an natürlichen Mekhoden verfolgt und er-
probt wurde. Meines Wlssens sind das in Wien
der Kreis umCizek, in Stutkgart um Kolb. Clzek
hat schon durch 30 Oahre seine „clugendkunstklasse",
in der nur — allerdings mit Begabken — im Slnne
des freien Gestaltens gearbeiket wird. 3ch glaube,
dah durch die injuitiv-praktische Borarbeik dieses
Mannes ein Britsch heute nicht mögllch wär«. Kolb
kam, wieder aus der Praxis des Mastenunkerrichtes
heraus, zu ähnlichen Erkennknissen und Folgerungen,
* Siehe die Abhandlung des Artikels „Das Ornament in der
Arbe tsschule", erschienen als Doppelheft von „Schauen und
Schafsen", Derlag Facobi in Leipzig.
dle er in selnem doppelbändigen Werke „Btldhafkes
Gestalten" (der 1. Band ist vor Britsch erschlenent)
richtunggebend niederlegte. Die Arbeit dleser beiden
Männer findet nun durch Britsch die wistenschaftliche
Bestätigung.*
An uns allen liegt es nun, daS begonnene Werk
forkzuführen. Begriffltche Auseinandersehungen flnd
meiner Meinung nach wertlos. Wir müflen vielmehr
unsere Ueberzeugung, unsere ganze Kraft tn den
Ilnterricht verlegen und dann an der Hand von ge-
schlostenen Klastenleistungen für unsere lldeen und
Taken werben. Wer dann dle besten allgeme,i-
nen Erfolge erzielk, wird am meisten überzeugen
können. Daß dem Aufbau des Zetchenunterrichtes,
wie er sich durch dle Theorie ergibt, die Zukunft
gehört, das sagt mir mein Unterricht käglich. Mer
nicht zurückbleiben will, befaste flch mlt allem Ernste
mik diesen neuen Erkennlnisten. Und nun sollen
Taken sprechen! ' i
* Diese Anerkennuna meiner Arbeit bedarf metnerselts ein«
Einschränkung. Ich weiß wohl, daß ich nichr der <kin,ig« btn,
der tn Deutschland in dkeler Richtung gearbeitet hat und werd«
nie vergessen. delsen dankbar zu gedenken, waS vor und > eben
mir geleislet wurde und wird. td. Kolb.
" ' ' 7>
Das Bildbetrachten in der Schule
Bon K. Th
DaS Bildbekrachken ln der Schule ist von dop-
pelter Art: es geschieht unbewuht oder bewuht,
denkend. Alle vierzehn Tage werden im Zeichensaal,
im Treppenhaus und in den Gängen Wechselrahmen
mik allerlei Bildschönem gefüllt, Diese Uebung soll
allen Borübergehenden eine kägliche Freude de-
reiken. Auch die Schulzimmer sollten auher dem
verbildlichken Lehrstoff wechselnden Wandschmuck
aller Ark kragen, was nur von belebender und ver-
edelnder Wirkung auf den gesamten Unkerrichksgeist
sein könnte.
Besonders anregend wirkk das immerwährende
Boraugenhaben des Farbenprächkigen und Form-
schönen auf die Kleinen. Sie schöpfen daraus käglich
neuen Mut zu eigenem Schaffen und ihre Phantasie
wird täglich mit neuen werlvollen Formen uud Bil-
dern bereichert. Die Gröheren beleben durch den in-
haltsreichen Bilderstoff die verschiedensten.Wistens-
gebieke und die der obersten Klasten vLrvollständigen
nichk nur ihre Kenntnisse in der Kunstgeschichke, son-
üern gewinnen durch die künstlerischen Skizzen-
blätter Einblick in das ernste Schaffen und die
vielerlei technischen Kunststücke der grohen Meister.
Ein anderes Bildbetrachlen ist daS 1m Zeichen-
unterricht von hinweisenden Worken des Lehrers
begleiket. Die hierfür ausgewählten Bilder müsten
in formalem Zusammenhange mit den jeweiligen
zeichnerischen oder farbigen Arbeiken der Schüler
stehen, wodurch der Unterrichk — das Können und
Wissen — in irgendwelcher Ark befruchkek wird. Die-
ses denkende und mit der Schülerarbeit verglelchende
Bildbetrachten soll also gleichzeilig das jugendliche
Können fördern und das Wisten erweitern, Bor-
bildliches zeigen und zum Nacheifern anregen. Das
oma, Rastakt.
alltägliche Sehen des Schönen dagegen wlrd mehr
unbewußk auf das Gemüks- und Gefühlsleben ver-
edelnd einwirken und so am Grundlegen künst-
lerischer Lebensauffastung Lberhaupt, bauend, mlk-
täkig sein. Geschieht dagegen eine Bildbesprechung
autzerhalb solcher Berblndungen zum fchaffenden
Schüler, so kann dieser wohl mlt Entzücken dem
schön und begeistert Sprechenden zuhören, aber —
es bleibk bsim Hören der Worke, das „Gehe hin und
tue desgleichen" kommt ihm kaum zum Bewutzksein.
Der Zelchenunkerricht forderk sachliche Erläuterongen
für das Verständnls des Bildschönen. Nach dem
jeweiligen Zweck der Bildbesprechung wlrd dle
Schönheit durch Hinwels auf das „Wie" oder „Wa-
rum" der Farb- und Formgebung und Llnievführung
zum Bewutztsein gebracht, das „WaS" des Bildes
ist Nebensache. Das geschlllke Auge hat das Bild-
schöne geschaffen und nlcht der phllosophisch grü-
belnde Verstand und darüm kann für dle künst-
lerische Bewerkung des Biides nur das Auge auS-
schlangebend sein. Nur durch daS Auge ist der
Ewigkeikswert einer Bildschöpfung zu erkennen.
Die Bedeukung des „unbewutzken" Bilderbekrach-
tens llegk darin, dem Schüler allmählig den Nelchtum
erkennen zu gcben, den die Kunstfchätze bergen, auf
datz auch der Arme troh allen Mangels flch nicht
mehr einsam und freudlos füklen kann. Nur daS
Beste ist für das jugendliche Auge gut genug. Durch"
das immerwährende Sehen des Kunstsckönen lernk
man unbewutzt die Nakur auch mit Künstleraugen
schauen, was eine unerschöpfliche Quelle deS rein-
sten Genustes isk. Ilnd je nach der sonst gelstig, seeli-
schen Berfastung wird man selbst sachkundig und
weitz unkrüglich zu Scheiden zwiscken Gold und
Flitter. Der Sinn des „denkenden Bildbekrachkens