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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 9.1929

DOI Heft:
Heft 8 (August 1929)
DOI Artikel:
Muth, Georg Friedrich: Ueber die zierkünstlerische Entwicklung des Kindes, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27999#0210

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Deutsche Blatter für Zeichen-Kunst- und Werkunterricht

Zeitschrift desReichövcrbandcö akad.geb.Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen

Berantwortltch für die Schriftleitung; Professor Gustav Kolb, Stuttgart
Drnck und Verlag: Eugen tzardt G. m. b. tz. Stuttgart, Langestrabe 18

Fiir Älprechmigsereinplare, Riederschriftsii oder andere Eiiisendungen irgendwelcher Art
wird eine Aerantwortlichkeit imr dann übernominon, wenn sie erbeten worden sind
Schreibt sachlich klar iiird einfachl Meidet alle eiitbehrliche» Freindwörterl

Uber die zierknnstlerische Entwiklnng des Kindes. Bon Dr- Georg Friedrich Mnth, Beiisheim. — Die Vild-
gestaltung in Komposition nnd Motiv. Von Ernst Würtenberger, Karlsruhe. — Paidenma, Amrisse eines
Knltnr- nnd Seelenlebens von Leo Frobenins. Von G. Kolb. — Forschnng nnd Erziehnng. Von Siegfried
Pfanth, Stnttgart. — Werktcitige Erziehung an amerikanischen Schnlen. Von FrederickG. Bonser. — Amschan.
— Sprechsaal- — Zeichenmethode. Äon Hans Kolb, Stnttgart. — Vnchbesprechunge». — Inserate. —

9. Iahrgang August 1929 tzeft 8


Aeber die zierkünstlerische Entwicklung des Kindes

Vou Dr. Georg Friedrich Al uth, Bensheim.


Vorfragen.

Seik de» vergleicheiiden liiitersuchiiiigeii K. Lnm-
prechts imd seiner Schüler hat dcis Vemüheii der
Kiiiistwisseiischafk uicht mehr aufgehörl, die scheiiibcir
so weit auSeiiiaiiderstrebeiiden oriiameiitalen Bilduii-
geu uiiker eiiiheitlichen Gesichkspiiiiliteu zusammeii-
zufassen uud so eiu tieferes Begreifeu dieser frühen
Kiiustschüpfuugeii des Akeuschengeistes herbeizu-
führeu.

Auf der Suche uach geeiguekeu Forschuugsmekho-
deu wurde dabei die'Aufmerlisamlieit der Kuustwis-
euschaftler auf das EulwickluugsmomLiit geleulit: sie
emühteu sich, durch Ausskelluug zusauimeuhäugeuder
Lukwickluiigsreiheu etiva vorhnudeue, das liüustle-
rtsche Erlieuneu betreffeude Gesetzmäsziglieikeu, so-
iveit sie iu der Oruameukili zutage krekeu, aufzu-
fiudeu.

Zuletzt hat vnu Scheltemn iu eiuer weit über deu
Bahmeu eiuer souderivisseuschastlicheu Iliitersiichuug
hiuausführeudeu Arbeit* die zlerliüiistlerische Eut-
ivickluug der Lkordgermaueu seit ihreu ersteu Au-
fäugeu auf die iu ihr verborgeue Vesetzmäsziglieit
geprüft uud ist dabei zu ivichkigeu Lrgebuissen ge-
laugt. Es ist hier uicht der Ort, ausftthrlich auf vau
Scheltemas Ilukersuchiiug eiuzugeheu: allgemeiu be-
. cichteusiverk siud die ästhetisch-erlieuiituistheoretischeii
'Boraussetzuiigeu, auf die seiue ArbM'aufgebaut ist,
uud vor nllem musz der Satz hervorgehobeu werdeu,
datz eiue isolierle Betcnchkuug deZ OriiameukeS iu

* F. A. cxin Schcllemu, Bic alliiordilche siunsi L. Aerllii WL4.

die tzrre führeu müsse, Ivähreud sogleich Siuu uud
Bedeukuiig der Ziersormeu hervorträteu, iveun die
Abhäugiglreit des Oruameukes vou seiuem Träger be-
rüclisichtigt würde.

Siuu uud Aufgabe das Oruameutes aber liauu iu
uichks auderem besteheu, als dariu, deu zu schmiickeu-
den, als werlvoll auerliaunteu Gegsustaud dem Auge
leicht fatzbar, ihu iu seiuem Aufbau so „sichtbar" *
zu iiiacheu, dasz der Veschauer ihu, ohue sich Akühe
gebeu zu uiüssen (iudem er etwa deu Gegeustaud iu
die Haud uiuimt, ihu bekastet oder um ihu herum
gehk), mit eiuem „Schlag", uämlich eiuem Llugeunus-
schlng, mit eiuer sreudigeu Schau iu seiueu geistigeu
Besitz eiuzufttgeu vermag: Echte Zierliunst ist,
wie alle b i l d e u d e Kuust, Augendieusk
i u des Wortes tiefstem Siuue. Wie sich
dieser^ Augeudienst bei deu Nordläuderu iu der Neo-
likhili iu eiuem die Gefäsze, ihreu Ilm- uud Ausritz
uumikkelbar „slchtbar" macheudeii Oruameiilsiisteui
(vgl. die Tafelu b—li bei vau Scheltema) auswirlit,
ivie dabei aber auch imuier uachdrücklicher „Emau-
zipaklous"bestrebiiugeu der Oruameute hervortreteu,
ivie sich feruer der schou für die iüugere Steiuzeit
festgestellte Uebergaug vou lilassischer oruameukaler
Auhe uud fügsamer Üuterorduuug der Zierform zu
immer selbstherrlichereu Bilduugeu uuu auch wieder
iu der Metallzeit wiederholk (vgl. die Tafelu 10—18
bei vau Scheltema), das alles ist sehr reizvoll z»
verfolgeu: hier liauu uicht uäher darauf eiugegangeu
werdeu.

- Anl. H. Cornellus, Elemenlorgesesie der bildende» Kuiist ö.
Lelpzig-Äerli» NIÜ8. ,
 
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