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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 9.1929

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Heft 8 (August 1929)
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Muth, Georg Friedrich: Ueber die zierkünstlerische Entwicklung des Kindes, [1]
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Würtenberger, Ernst: Die Bildgestaltung in Komposition und Motiv, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27999#0217

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208

nicht mchr schmückende Dienerin des Trngers, son-
dern trikt A. ais Aodenlinie auf, auf der Aäume,
Ainmen und Häuser stehen (vgl. Textfigur 3a).

Georg S. 10;0.

Als Gegenstiick zu dicsem Aeispiel aus einer merk-
würdigen iledcrgangs.ieit möge wenigstens noch eine
Prode' (Figur !!d) von einem zehnjährigen Aolks-
schüier^ mitgeteilt sein.

Mit der Wendung zu gegeuständlichen Darstellun-
gen lassen Zildegunds zierkünstlerische Leistunge»
nach, ohne dasz bis jeht ein ncuer Äufschwung be-
merkt werden konnke.

Walkher M. (Tafel II Figg. 6—0), geboren 12.3u»i
1014, erscheint seinec um ein 3ahr älteren Schwester
gegenüber als der ungleich Schwerfälligere. Doch
zeigt auch er Teilnahme für rhvthmische Aetätigung,
wobei er besondere Freude für laukes Getöse enk-
faliet. Weiugsieus ein Aeispiel:

Walther

Am 2. September 1010 spannt Walther vor seine»
Aollwagen ein weiteres Spielzeug, einen aus Aollen
gehenden Geiszbock, davor spannt er uoch sich, bc-
waffnet mit der Mundharmonika. Zunächst bewegi
sich der Zug langsgm und gemessen um den Tisch,
bald aber bringt Walther sein Musikinstrument an
den Mund und stöszt in dem gleicheu RhythmuS,
wie er gcht, Akkorde nus. Llllmählich wird die
Gangart ' schneller, den bevorzugten trochäischen
Ahvthmen mischen sich daktplische bei, Musik und
Wagenrollen werden lauter, schlieszlich wird die
Alundharmonika abgeseszk, und mit vorgeschobenen
Lippen, halb hochgezogenen Arauen, mik einem ins
Ilnbestimmte gerichteten Alick und lautcn Mifen sehl
ein immer rasender w'erdendeS Äennen ein, das
schlieszlich mit Mcksicht auf die gestörke Nachbar-
schafk abgebrocheu werden mujz.

» W-Nsr- A-ispiet- dasetbs! 8. 2ÜS, Fi». N—13.

>>-Di- niih-r-n Mnsliinde dsr Cnlslehunn wnrden in> Denischen
Aoliisa-ist, 2. AI., önhrg. 2il, S. 8, geschisderl.

2m übrigeu ist das Deuken des 3ungeu mehr aus
Lrfassung der Nakurzusammenhänge und auf Vau-
spiele gerichtet, so dajz das Nhythmische stark zurück-
tritt.

Walther S;2.

Figur 6: Line von Walthers fri'ihesten ornamen-
kalen Arbeiken bestand in üer Aerzieruug deS Fä-
chers (Figur 0)? Das strahlige AuSeinanderlaiifen
der Falten wird in der denkbar einfachsten Weise
durch verschiedenfarbige Strichbündel, die besonders
in den Kanten verstärkt sind, wiedergegeben. Dasz
für den Siingen die Bemalung eine aichervrdentliche
Werterhöhung des Schmuckträgers bedeuteke, gehl
aus dem Lobpreis hervor, den er am Abend vor de»s
Einschlafen auf seinen und seiner Schivelter Fächer
anstiinmt: „llnsere Fücher sind auch geinalt, und Lis-
beth hat nur einen blauen, unsere aber sind hiinmel-
blau und gelbrot", und nun, mit weik offenen Augen,
„au, wie schön", dann, nachdem kief Atem geholt und
ausgeatmet ist, „arg schön!" Ilnd dann wieüer: „3ch
schenk auch keinen von unsern Fächern her, und wir
haben zwei und Lisbekh hat nur einen, und iinsece
sind sarbig, ja, alle Sorten Farben, grün und rosa."
Am nächsten Tag krägt der 3unge seinen Fücher an
einer Kordel um üen Leib gebunden.

Malther 4;7.

Die bekannke Arlinie tritt bei ihm, nachdem ihr
mancherlei Kriszelversuche vorausgegangen sind, ziein-
lich rein am 24. Faniiar 1010 auf und wird längere
Zeit beibehalten.

Walther 5;7.

Figur 7: Sie zu verwirklichen, ist jedenfalls auch
seine Absicht bei der höchst iinbeholfenen Figur 7,
über die nichts weiter zu sagen ist.

Walther 6;0.

Figur 8: 3n sauberer Ausführung kritk sie uns in
cinem späteren Plastilinteller vom 10. März 102l
enkgegen, dessen Aerzierungen in dieser Abfolge enl-
skanden sind (vgl. Textfigur 4).

(Fortsehung folgt.)

Die Bildgestaltung in Komposttion und Motiv

Aon Ernst Würtenberger - Karlsruhe l

Aor Kurzem kam in einer Gesellschaft — e's waren
kunstgebilüete Laien und einige Künstler beisammen
— das Gespräch nuf Kinder- und Schülerzeichnungen.
Ls wurde z. A. erörkert inwieweit diese verblüffenden
SchülerzeichniingLii orginale Schöpfungen des Schü-
lers seien und inwiefern es lich dabei um die Aeein-
fliissung des Lehrers handle. Wann dieses schöp-
jerische Gestalten beim Kinde, beim Schüler beginne,
wo es aufhöre usw. Also-Dmge, die heute in der
Luft liegen und allgemeines Fnteresse beanspruchen.
Es meldete sich bei dieser Gslegenheit auch ein Geg-

* Di-sea Dorlrng hielt d-r von »ns hochgcschölile Kiinstlcr, der
seil Inhren nn dcr BoLlsch-n Lnndeslnnstschnle wlrkt, in Ler
össenilichcn hnnplvcrsnrnminng dcs BcrcinS Vadischcr Zcichcn-
Ichrcr iKnrlsrnhc, Psingsten) nnlnstlich des LSjnhrigc» Inbilnnms.
Der Vortrng wnrde mit groster Vegcisternng nukgciiommn.

ner dieser Art von Kunstübung bei Schülern. Man
köniie doch nicht, sagte er — ohne weikeres den
Schüler aus der Aorstellung etwas zeichneu oder
inalen lassen; es mllsse üoch einer zuerst gründlich
nach der Aatur gezeichnek haben, es müsse einer doch
zuerst wisseu, wie eine Hand, ei» Fuh, ein Gesicht zu
zeichnen sei; und dies könne man erst vor der Natur
lernen. Die Komposition, daS Aorstellungsgemäbe
der Gestaltung sei dns lehte und schwerste und man
dürse diese unker keinen Ilmstünden au deu Anfaug
des AukerrichtS legeu, soust ziehe mau nur Dilettau-
keu und Afkerkünstler grosz. AlS eiu älterer Künstler
diesem Gegner sekundierte uud desseu ablehneude
Hnltuug dadurch stühke, dasz mau an den Alrademien
niemals zulassen würde, dasz einer, der nicht jahre-
laug gezeichnet habe, kompouiere oder auS der Aor-
 
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