180 s-
Lhnrnklensiische nuch iin scheinbar Aeizlüjen und Ae-
Innsilosen! Sucht hinler dcm schiichken Kopf des Ar-
dcilcrS, des Aelllers, der Anuerin die Eigenart, die
Besonderheil g>ernde dieses Menschen, dieser Arl und
dieses Stnnücs! Gehl nicht nchtlos vorüber an unse-
rcn Gokleshnusern, nn der stillen, uinbuschten Holz-
kirche iin Pnrk! Alerket nus die Profanbnuken einer
nllen und eincr neuen Zeit! Hnlkck die Augen wnch
sür die Schönbeik unserer llnüustcielnndschaft, fiir Gru-
ben und Hükten iind Zochöfen, für die qualmenden
Lsscn und schlnnken,Förüerkürine, für die Schwere
üer Arbcit des Bergmnnns unker Tng, für die phy-
sische und seelische Avt in unserem zerstückelten Land!
^llles in nllein: Lernt unsere Heimnk rich-
tIg sehen , ihr Lnnd und i h r e M e n schen,
und ihr werdet sie lieben.
lfch glnube: die Gesnmthcik der Blätker ist Beweis
genug dnfür, dnsz diese Forderungen erfüllt sind, so-
weit es bei ciugendlichen vornusgeseht werden dnrf.
2m einzelnen: viel Fleijz, treffliche Schulung dcS
Blicks, Sicherheit und Snuberneit der Äusfiihrung,
individuelles Gestnlken und — Liebe zur Hei-
m n t. Ilnd darum auch im gaiizen: eine werkvolle Lr-
innerungsgnbe für alle, die Oberschlesien liebeii; ein
Spiegel seines frommen, stillen Friedens, seiner Aot
und der beschwingken Ähythmik seiner Arbeit."
Mit der Einweihuiig des neuen Anstnltsgebnudes
wnr nuch eine Ausstellung von Schttlerarbeiten ver-
bunden, die einen Ueberblick über unser Schaffen in
der leüten Zeik bot. Ein wirkungSvolles Plaknt
(Linolscynitt) lud alle höheren Schuien und Boiks-
schulen sowie die Llkernschnft hierzu ein. Aeger Be-
such und lebendige Aussprnchen bewiesen dns 2nter-
esse nm Gebotenen.
„Einöd"
Bon Llisabekh Kellermnnn, 2hehoe in Holstein.
„Weiler Linöd" steht auf einem Stück Holz nn
einer Lnndskrasze geschrieben.
Die Landstrnsze hat dns Gute, dnsz sie vorüberführt
nn üiesem Kleinod, so wle Wocke zuweilen dnzu
dienen müssen, dic ivundersainsle Schöpfung Gottes,
dnS Meiischenherz, zu verbergen, stakt zu offenbaren.
Wer nber nicht gewillt und gewohnt ist, dem zwei-
stiiiimigen Klnng eines Wortes nnchzugehen, wird
knum den Znubergnrten finden, in welchem die fünf
Häuser von Linöd stehen, — eS sei denn, dnsz er
einen Freund hat, der in der Nnchbarschnft des
TodeS den Herzschlng deS Lebens hören lernte: den
Wildruf nnch Nuhe — und' die grosze, einfache Ge-
bärde ücr Güte fand: „Hier ist Brot, — ich teile es
init dir." Fü»f Häuser und eine Kapelle, nicht gröszer
als eine Knmmer. Wer die Kapellen der Mntthäus
Schicstl-Bilder kennk, weisz um ihr Gesicht. Wer
jemnls in Linöd war, in Begleitung seiner eigenen
Seele, behält einen lichten Widerschein im Herzen:
dnruin, dnsz Einöd in Deukschlnnd liegk. 2n Deutsch-
lnnü von heute. Wer nur ein Ding zur Zeit tun
knnn, dnrf nicht zu Zweit nach Einöd gehen, das
erste Mnl nicht, sonst sieht er Einöü nicht. Fünf
Häusec sind nichk Einöd. Man musz sommerabends
nnkommen. Mik einmnl isk die Welt ohne Lärm.
Line weite Miese steigk lnngsnm zum dunklen Wald
nuf. 2n der Wiese die kleine Knpelle, zwel Schrikke
wegnbseitS. Der Weg — mehc Weg wie Lnndstrasze
— verlierk sich beruhigend still in der Ferne. 3n der
Dämmerung ist er ganz silbern und blasz. Irgendwo
klingen ein pnar Kinderstimineii vom Spiel auf, aber
über dem nllen rnuschk dns Wasser und singen die
Heimchen. Auch die 2snr rauscht — vorllber, — doch
ihr hnfket kein Benzingeruch nn wie der Lnndstrnsze,
sie hnk Wildwnssergeruch und nlle Weltfeindlichkeik
knnn hier sorglos Wnffenstillftnnd' machen. Drei
Schritke wegüber in die Knpelle und drel Schritte
wegnb in den lirwnld des risnrufers. Schilf und
Weide schlagen leise hinter mir zusammen. Der
„Weg" ist knum erkennbar, bis nn die Knie streicht
der Tnu, Vräser und Bluinen schnuen hoch über die
Schiilter. Drüben überm Ilfer wicd der nbendliche
Himmel golden. Die Kinderstimmen sind verstummk,
kein Hund bellt — ich hnbe keinen einzigen gehört
noch gefehen — nur der Wind spielt jetzt im Hohen
Grns.
Die Kainmer, welche mich zur Nacht behüten soll,
wird gerichtet. 2ch bin ihr gleich wieder entsprungen!
Hier drautzen fängt Einöd ja srft an, immer wenn ich
als Kind ganz froh wurde oder irgendwo die Freiheit
spürke, muszte ich meine Zöpfe los machen, denn, ob
Bttrgerlichkeit oder Mode diktiert, beides ist Gewalt,
erst, was dazwischen liegk, ist eine Atempause Nntur.
2eht ist es fast dunkel geworden. Dns Haar mncht
wieder ein vraves Gesicht und der Magen brummt
nach der Krippe. Dasz dns elekkrische Licht in Einöd,
nn meinem ersten, einzigen Einöd-Abend versagte,
empfnnd ich geradezu nls Tnkt! Ein panr Blumen
und Gräser stnnden auf dem Tisch. Die einzige Kerze
machte ihnen einen Heiligenfchein und feine dllnne
Schatken streichelten dem hölzernen Heiland im
Winkel über dle armen Füsze. Brot und Wein neben
den Blumen auf dem Tisch. Dns Not des WeineS
leuchtete. Die Wirtin setzte sich zu mir auf die Bnnk.
Dies ist auch ein Geheimnis:
Dns ganz grosze Bertrauen blüht nur nuf in
Linöden. Bei ganz schlichken Bnuern, zwischen Kin-
dern oder reifen Menschen, deren Stirn als AdelS-
brief genügt und denen Liebe und Leiden Augen
schenkten. Wie bei Kindern, die mikeinander spielen,
ging das Gespräch. Borm Gutenacht zwei Frauen-
blicke in den Kinüerwagen, darin der jüngste Einöd-
bauer schlief.
Meine Kammer hatte drei Fenster, auf Wnld,
Wiese und Kapelle, deren Weisz schimmerte die gnnze
Nacht vor dem Walddunkel. Die Eulen riesen. Ein
Negenschauer strich vorbei, dann wieder knm der
Mond heraus, der Wiesenatem strömte durch dle
Fenster. Nnch ein paar Tropfen Schlaf wnren meine
Augen wieder drauszen, vor Sonnenaiifgang. Der
Nebel lag über den Wiesen, in die Frühe aber ragte
schon eine dunkle Gestalt, die Sense snng dazu, nur
Lhnrnklensiische nuch iin scheinbar Aeizlüjen und Ae-
Innsilosen! Sucht hinler dcm schiichken Kopf des Ar-
dcilcrS, des Aelllers, der Anuerin die Eigenart, die
Besonderheil g>ernde dieses Menschen, dieser Arl und
dieses Stnnücs! Gehl nicht nchtlos vorüber an unse-
rcn Gokleshnusern, nn der stillen, uinbuschten Holz-
kirche iin Pnrk! Alerket nus die Profanbnuken einer
nllen und eincr neuen Zeit! Hnlkck die Augen wnch
sür die Schönbeik unserer llnüustcielnndschaft, fiir Gru-
ben und Hükten iind Zochöfen, für die qualmenden
Lsscn und schlnnken,Förüerkürine, für die Schwere
üer Arbcit des Bergmnnns unker Tng, für die phy-
sische und seelische Avt in unserem zerstückelten Land!
^llles in nllein: Lernt unsere Heimnk rich-
tIg sehen , ihr Lnnd und i h r e M e n schen,
und ihr werdet sie lieben.
lfch glnube: die Gesnmthcik der Blätker ist Beweis
genug dnfür, dnsz diese Forderungen erfüllt sind, so-
weit es bei ciugendlichen vornusgeseht werden dnrf.
2m einzelnen: viel Fleijz, treffliche Schulung dcS
Blicks, Sicherheit und Snuberneit der Äusfiihrung,
individuelles Gestnlken und — Liebe zur Hei-
m n t. Ilnd darum auch im gaiizen: eine werkvolle Lr-
innerungsgnbe für alle, die Oberschlesien liebeii; ein
Spiegel seines frommen, stillen Friedens, seiner Aot
und der beschwingken Ähythmik seiner Arbeit."
Mit der Einweihuiig des neuen Anstnltsgebnudes
wnr nuch eine Ausstellung von Schttlerarbeiten ver-
bunden, die einen Ueberblick über unser Schaffen in
der leüten Zeik bot. Ein wirkungSvolles Plaknt
(Linolscynitt) lud alle höheren Schuien und Boiks-
schulen sowie die Llkernschnft hierzu ein. Aeger Be-
such und lebendige Aussprnchen bewiesen dns 2nter-
esse nm Gebotenen.
„Einöd"
Bon Llisabekh Kellermnnn, 2hehoe in Holstein.
„Weiler Linöd" steht auf einem Stück Holz nn
einer Lnndskrasze geschrieben.
Die Landstrnsze hat dns Gute, dnsz sie vorüberführt
nn üiesem Kleinod, so wle Wocke zuweilen dnzu
dienen müssen, dic ivundersainsle Schöpfung Gottes,
dnS Meiischenherz, zu verbergen, stakt zu offenbaren.
Wer nber nicht gewillt und gewohnt ist, dem zwei-
stiiiimigen Klnng eines Wortes nnchzugehen, wird
knum den Znubergnrten finden, in welchem die fünf
Häuser von Linöd stehen, — eS sei denn, dnsz er
einen Freund hat, der in der Nnchbarschnft des
TodeS den Herzschlng deS Lebens hören lernte: den
Wildruf nnch Nuhe — und' die grosze, einfache Ge-
bärde ücr Güte fand: „Hier ist Brot, — ich teile es
init dir." Fü»f Häuser und eine Kapelle, nicht gröszer
als eine Knmmer. Wer die Kapellen der Mntthäus
Schicstl-Bilder kennk, weisz um ihr Gesicht. Wer
jemnls in Linöd war, in Begleitung seiner eigenen
Seele, behält einen lichten Widerschein im Herzen:
dnruin, dnsz Einöd in Deukschlnnd liegk. 2n Deutsch-
lnnü von heute. Wer nur ein Ding zur Zeit tun
knnn, dnrf nicht zu Zweit nach Einöd gehen, das
erste Mnl nicht, sonst sieht er Einöü nicht. Fünf
Häusec sind nichk Einöd. Man musz sommerabends
nnkommen. Mik einmnl isk die Welt ohne Lärm.
Line weite Miese steigk lnngsnm zum dunklen Wald
nuf. 2n der Wiese die kleine Knpelle, zwel Schrikke
wegnbseitS. Der Weg — mehc Weg wie Lnndstrasze
— verlierk sich beruhigend still in der Ferne. 3n der
Dämmerung ist er ganz silbern und blasz. Irgendwo
klingen ein pnar Kinderstimineii vom Spiel auf, aber
über dem nllen rnuschk dns Wasser und singen die
Heimchen. Auch die 2snr rauscht — vorllber, — doch
ihr hnfket kein Benzingeruch nn wie der Lnndstrnsze,
sie hnk Wildwnssergeruch und nlle Weltfeindlichkeik
knnn hier sorglos Wnffenstillftnnd' machen. Drei
Schritke wegüber in die Knpelle und drel Schritte
wegnb in den lirwnld des risnrufers. Schilf und
Weide schlagen leise hinter mir zusammen. Der
„Weg" ist knum erkennbar, bis nn die Knie streicht
der Tnu, Vräser und Bluinen schnuen hoch über die
Schiilter. Drüben überm Ilfer wicd der nbendliche
Himmel golden. Die Kinderstimmen sind verstummk,
kein Hund bellt — ich hnbe keinen einzigen gehört
noch gefehen — nur der Wind spielt jetzt im Hohen
Grns.
Die Kainmer, welche mich zur Nacht behüten soll,
wird gerichtet. 2ch bin ihr gleich wieder entsprungen!
Hier drautzen fängt Einöd ja srft an, immer wenn ich
als Kind ganz froh wurde oder irgendwo die Freiheit
spürke, muszte ich meine Zöpfe los machen, denn, ob
Bttrgerlichkeit oder Mode diktiert, beides ist Gewalt,
erst, was dazwischen liegk, ist eine Atempause Nntur.
2eht ist es fast dunkel geworden. Dns Haar mncht
wieder ein vraves Gesicht und der Magen brummt
nach der Krippe. Dasz dns elekkrische Licht in Einöd,
nn meinem ersten, einzigen Einöd-Abend versagte,
empfnnd ich geradezu nls Tnkt! Ein panr Blumen
und Gräser stnnden auf dem Tisch. Die einzige Kerze
machte ihnen einen Heiligenfchein und feine dllnne
Schatken streichelten dem hölzernen Heiland im
Winkel über dle armen Füsze. Brot und Wein neben
den Blumen auf dem Tisch. Dns Not des WeineS
leuchtete. Die Wirtin setzte sich zu mir auf die Bnnk.
Dies ist auch ein Geheimnis:
Dns ganz grosze Bertrauen blüht nur nuf in
Linöden. Bei ganz schlichken Bnuern, zwischen Kin-
dern oder reifen Menschen, deren Stirn als AdelS-
brief genügt und denen Liebe und Leiden Augen
schenkten. Wie bei Kindern, die mikeinander spielen,
ging das Gespräch. Borm Gutenacht zwei Frauen-
blicke in den Kinüerwagen, darin der jüngste Einöd-
bauer schlief.
Meine Kammer hatte drei Fenster, auf Wnld,
Wiese und Kapelle, deren Weisz schimmerte die gnnze
Nacht vor dem Walddunkel. Die Eulen riesen. Ein
Negenschauer strich vorbei, dann wieder knm der
Mond heraus, der Wiesenatem strömte durch dle
Fenster. Nnch ein paar Tropfen Schlaf wnren meine
Augen wieder drauszen, vor Sonnenaiifgang. Der
Nebel lag über den Wiesen, in die Frühe aber ragte
schon eine dunkle Gestalt, die Sense snng dazu, nur