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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 9.1929

DOI issue:
Heft 8 (August 1929)
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Pfauth, Siegfried: [Rezension von: Strzygowski, Josef, Forschung und Erziehung - der Neuaufbau der Universität als Grundlage aller Schulverbesserung an den Verfahren der Forschung über Bildende Kunst]
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Bonser, Frederick G.: Werktätige Erziehung in amerikanischen Schulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27999#0225

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oder ohne Macht und Besil; miteincurder leben und
die Zukunft Hestnllen miissen."

Der drille Teil deS Werlies erörlert den Neuuuf-
bau lder Anivcrsilnt. Denn von hier aus musz die
Umivaiildluiijz der Schulerziehunk; im Slnne Strzy-
gomsliis ausjzehen. Zuerst miissen dle oben erörterten
Aerfahren der Foischung von den Bertrelern der
Wissenschaft als richtiß anerlrannt und angewendet
iverden. Slrzygoivslri sngt: „lüede Schulverbesserung
inusz bcim Lauple begiiineu; iver die Glieder um-
bilden ivill, ohne den Kopf zucecht „geriiclit" zu
habcn, macht uiivcraiilivorlliche Bersuche." (Lr spricht
dann des weitezen über bie ihm als notwendig er-
scheineiideii Grundlagen der Universität und gibt
cinen Borschlag, der die sich daraus ergebenden Aen-
derungen verwerlet. Das zerissene -Bild, das die
Universität von heute bietet, möchte Strzygowstri
einen, indcm er ihr ei» gcoszeS Ziel „die Forschung
über den geistigen Menschen gibt. Diesem Ziel „der
Kunde vom geisti'gen Meiischen, dem Meiischenium
und der Geschichte der Menschheil" solleu alle Le-
benS- und Sachgebiete dienen und erhalteu somit
eineu Siiin.

So sindet dic Schulerziehuiig des juiigen Meiischcn
einen liröiiendcn Abschlusz aus der Zochstufe uiid ist
vom ersieii bis zum leszten Tnge ein sinnvolles Gan-
zes. „Aus dem Beschauer den Beobachter entwickeln,
heiszt erziehen."

Was bedeutet üieses Buch füc unser Arbeits-
gcbiet? Bom Kunsluntecricht im besonderen wird
wenig gesprochen. Slrzygowski sagt auch mehrmals,
dasz ihm in diesem Buche die Gesamterziehuiig im
Sinue liege und nichk etwa die Erziehung zur Bil-
dendeii Kunst. also der Zeichenuiiterrichk und die
Kiiiislbctrnchtung. Troszdem enthält das Werk zwei-
scllos vieles Gute auch für unser Arbeitsgebiet. Und

die Vedeulung, dle Strzygowski der Kunstecziehuiig
und gauz besonders der durch die Bildende Kunst,
beimiszt, zieht sich wie ein roter Faden durch das
Werk. Wleviel fruchtbare Gedaiiken und Anreguiigen
sind allein in den kunstwissenschafllichen Erkenntnis-
sen geborgen! Vesonders wertvoll ist sür uns auä)
der zweite Teil des Werkes, in dem Strzygowski
an einem Beispiel üer Bildenden Kunst die vier Ver-
fahren der Forschung erörtert. Dieser Teil des Wer-
kes enthält viel Wertvolles sür die Kuiistbelrachtung.

Tros; vielsachec Anregungen besriedigt uns das
Vuch aber doch nicht ganz, Wir aiierkennen den
Ernst und die Selbständigkeit, mit denen Strzygowski
in die Probleme der Erziehung und 'Aildung ein-
dringt, Können ihm aber in Wesentlichem »icht fol-
gen. Er sieht daS Problem der Lrziehung und Bil-
dung einseitig vom Standpunkt des Wissenschaftlers
und der-Wissenschaft aus an. Deshalb auch sein Bor-
schlag, das Ziel der Erziehung und Viidung von oben
herab, von der Universität aus zu beslimmen, von
hier aus die Gesehe dec Elementarbildung zu suchen,
während es für jeden psychologlsch eingestellten Er-
zieher selbstverständlich ist. dasz ein Aufvau des Bil-
dungswesens, das den jungen Menschen in den Mit-
lelpunkt stcllt, von unlen herauf erfolgen nius; —
wie ein Vaum natürlich aus seiner Wurzel erwächst.
— Der organische Abschlusz eines solchen Bildungs-
ganzen kann allenfalls noch durch irgeiid eine Hoch-
schulbildung erfolgen, — sofern der Baum gesund ist,
kann auf ihm auch ein Psropfreis gesund wachsen. —
Bei Strzygowski steht der bcgrisflich denkende
Alensch im Miitelpunkt seiner Lrziehungsvorschläge.
Das Endziel der Erziehung ist für ihn der wissen-
schafllich denkende Mensch, Äieses Ziel bekämpfen
wir nicht. ES hat selbstversländiich eine Stätte in
jeder Schulerziehung. Doch nieincn wir der gestal-
tende Mensch, üer bildende und nichk der gebil-
deie Mensch müszte vor allem der Brennpunkt einer
neuzeitlichen Erzichung sein.

Werktätige Erziehung in amerikanischen Schulen

Bon Frederick G. Bonse r?

Anfänge der Hanübelätigung in amerikanischen
Schulen. Biü ungefähr 1805 gab es auszer Zeichnen
keine Handbetätigung in den Lehrplänen amerika-
nischer Schulen. 5m leszten Biertel des 19. 5ahr-
hundertä aber erweckten üäs Aufkommen dcs Kinder-
gartenü, Anschauuiigsunterricht im Sinne Peskaloz-
ziü und Anfänge von Werkarbeit, Nähen und Kochen,
die durch das Studium ähnlicher Einrichkimgeii in
curopäischen Schulen veranlnszt waren, ein lebhaftes
5nteresse an erziehlicher Handarbeit im amerikani-
schcn Schulwescn. Die moderne Psychologie und das
„Studium deü KiudeS" enthüllten die erzieherische
Bedeukung der Handbetätigung. Die Berufsschulung,
die um 1905 in den Bereinigten Staaten begann, kam
,u dem Mkeresse der höheren Schule an werktätiger
Lrziehung hinzu. 1917, als.das Geseh über Bundes-
beihilfen an Staaten für die Eiitwicklung von Be-
rufsschulen geschaffen wurde, war der Lrziehungs-

* Dlcse 0l»SfHhr»»gc>i gnd ciiicm Vericht entiioiniiicii, dcr
im „Pcidugog. Zeiitriilblntl" IVSS, 0 erschien.

wert der Arbeit mit Materialien und Werkzcug iu
den meisten amerikanischen Schulen anerkannt.

Gegenwärtig werden allgemein zwei ziemlich klar
bestimmte Zwecke der Werkarbeit anerkannt: all-
gemein erziehliche im wciten Sinne und Berufs-
zwecke.

5n der E l e m e n t a r s ch u l e, d. h. im Kindcr-
garten und in den ersten sechs Klassen der Bolks-
schule, hak die Beschäftigung mit werktätiger Arbeit
den Zweck, in den Kindern die Kenntnisse, Gewohn-
heiten, Techniken und BerhalkungSweisen zu enk-
wickeln, deren jeder Einzelne, gleichviel welchen Ge-
schlechts und welchen VerufS, bedarf, um als Ber-
braucher und Bürger für die auf Warenverbrauch
und Gütererzeugung bezüglichen Fragen des täg-
lichen Lebens vorbereitet zu sein. Zu den Gesund-
heiks- und Wirtschaftswerten treten als von höch-
ster Bedeukung die ästhetischen oder Kunstwerte
hinzu. 5» ähnlicher Weise werden die Gegenstände
unü Borgänge deS Hauühalts, der Hausausstaltung

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