schmi vor dem Krieji, dcmk der verdienstvolleii Arbeit
des dcimciligen Zeichenlehrergeschlechts, dem Anter-
richl dienstdar gemacht. Dariim ist es ims heutigen
lieiiiProblem mehr—; dagegen ersordert dieKlärmig
der niiterrichtlicheii Grmidlageii des schauendeii Er-
lebeiiS uiid des niif ihm beriiheiideii Gestalkeiis nun-
mehr unser heiszestes Veinühen.
Auf dieser Grundlage, die jede Einseikiglreit meidet,
liönnken ivir uns alle zusammenfindeii. Wir gäben so
dem Veiste und üer Seele, was beiden gebührt. Die
Lntscheidiing liann also nicht lauten: Entweder —
oder, sondcrn: sowohl — als auch. Doch mus; BeideS
zur rechkeu Zeik unö im rechten Sinne gepflegt und
reinlich, klar von einander getrennt werden.
Notwendig isk es nur, dasz wlr endlich lilar er-
liennen, das; das bewuszte zergliedernde Beobachten,
dns daS Bild der Welt zerstückelt, für das Gestalten
iiicht genügk, dasz vlelmehr alle von auszen, durch
Schauen und Empfiiiden empfangenen Bilder (wobei
nichk nur der Gesichtssinn als aufnehinendes Organ
bekeiligk ist) in unsere „Inneriing" eingehen müssen,
und dork, „im Anbewichten, im wogenden Argrunde
der Seele", wie Larus sagk, geheimnisvolle Wachs-
tumsprozesse durchmcichen inüssen. Alsdann vermögen
sie beim Gestalkungsvorgang in die Borstellung em-
porzusteigen alS neue Geschöpfe, die niemals Abbllder
oder Ansichken, auch nlemals Gedächtnisbilder der
Dinge und ihrer Erscheinungen sind. .Haben wir im
bewllszken Sehen und Darstellen geistige Akte, Ve-
wiisztseinstaten vor uns, die bestimmteii, etwa natur-
wissenschaftllchen oder inathematischeiiZweckeii diene»,
so beruht das schauende Erleben.und das auf ihm
gegründete Gestalten, sofern es sich hemmungslos
vollzieht, auf Lebensvorgängen, die an slch unbewuszt,
zweckfrei, zwangsläufig und in sich geschlossen sind.
So stellt sich dieser schöpferische Borgang in der
neuen Seelenkunde dar, die im scharfen Gegensah
zu der rückwärtigen Assoziationspsychologie steht, die
das Wunder deS schöpserischen Borganges nicht
deuten konnte.
Welches ist nun die Kraft, die uns befähigt, die
Bilder der Äelt in uns hin e i n zubilden und sie alS
neugeschaffene Wesen wieder aus uns herauszubil-
den? Es ist die Phcintasie, die Einbildungskraft,
die Wachtrauinbegabung, wie Ludwig Klages sie nennt.
Man lese dazu auch den Aufsah über die Forschungs-
ergebnisse von Melchior Palagyi in diesem Hefte
nach. Das Wesen dieser göttlichen Kraft wird freilich
nur der erfassen können, der sie in sich selbst wirkenb
erlebt. Dem Bewusztsein, dem rakionalen Denken er-
schlieszt es sich nicht.
elch kann dein Wesen nicht verstehen,
Sprach der Berstand zur Phantasie.
Die lächelte und gab es zu:
Wer so verständig ist, wie du, versteht mich nie.
G. K o l b.
Aeber die zierkünstlerische Entwicklung des Kindes
Bon Dr. Georg Friedrich M uth, Bensheim. D (0 -r ^
(Schluh) 2 -
Zuerst wird ein Punkt auf dem Tellerring gesehl
(Figur a), darauf werden noch drei Punkke in Kreuz-
form hinzugefügt (Figur d). Nun nimmt Walther von
dem ihm zur Berfügung stehenden Plastilinklümp-
chen ekwa die Hälfte, formt ein ovales, kaloktenarti-
geS Plättchen, versieht es in der Mikte mit einem
Stlch und auhen herum mit weiteren Stichen, seht
cs in die Mitte des Tellers, ergänzt die Zrvischen-
punkke, so dasz die Urlinie vollständig ist (Figur o).
Auf dieser Stufe entspricht, die Arbeit ekwa der
Figur 6 Tafel I, eine ornamental einwandfrele,
ivenn auch ihrer Entstehungsgeschichke nach stark kon-
struierke Form.
e
Damik aber begniigt sich Walther nicht, und wir
erleben an derselben Arbeit deii für die Zierkunst
zerrütkend wirkenden Einbruch gegenständlicher For-
men: Bis dahin dienten die verwendeken Motive,
nun aber wird ihneii Eigenbedeutung beigelegt, die
Urlinie wird „Vodenlinie", auf der Bäume und Vlu-
men wachsen: wo aber noch ein Punkt unbeseht
bleibt, erhält er einen nach auszen gerichketen, alS
Gras gedeuketen Strich (Fignr 8, Tafel äl).
Walkher 10ch.
Figur 9: Noch weiter geht Walther bei Figur 9.
Während er vorher noch die Fläche schont, mit seinen
Nihformen in der Trägeroberfläche bleibt, verleht er
nun mit iungenhafter Nücksichtslosigkeit ben Grund,
verkieft ihn und gehk auch über ihn hinaus. Er er-
klärt: „Da mache ich ein Feld." Zwei tiefe Furchen,
den gröjzken Teil des Tellerumfanges durchmessend —
es handelt sich um die lehten Anklänge an die „Ur-
linie" — werden mik dem löffelarligen Teil deS Form-
holzes eingegraben, zwei „Feldskeine" als Grenzen
gesehk, zwei Bäume und ein Haus, an das sich ein
Männlein lehnt, aufgebaut und zuletzt das Formholz
mikten in der Fläche lenkrecht aufgestellt. Hier noch
von „Zierkunsr' spreazeii zu wollen, wäre verfehlt;
ein Trost nur, dasz solchen „Ausarkungen" enkspre-
chende Gegenstücke in der völkischen Ornamentik
gegenüberstehen, wie z. V. Figur 6a Tafel IV aus
der Hallstattzeit lehrt.
des dcimciligen Zeichenlehrergeschlechts, dem Anter-
richl dienstdar gemacht. Dariim ist es ims heutigen
lieiiiProblem mehr—; dagegen ersordert dieKlärmig
der niiterrichtlicheii Grmidlageii des schauendeii Er-
lebeiiS uiid des niif ihm beriiheiideii Gestalkeiis nun-
mehr unser heiszestes Veinühen.
Auf dieser Grundlage, die jede Einseikiglreit meidet,
liönnken ivir uns alle zusammenfindeii. Wir gäben so
dem Veiste und üer Seele, was beiden gebührt. Die
Lntscheidiing liann also nicht lauten: Entweder —
oder, sondcrn: sowohl — als auch. Doch mus; BeideS
zur rechkeu Zeik unö im rechten Sinne gepflegt und
reinlich, klar von einander getrennt werden.
Notwendig isk es nur, dasz wlr endlich lilar er-
liennen, das; das bewuszte zergliedernde Beobachten,
dns daS Bild der Welt zerstückelt, für das Gestalten
iiicht genügk, dasz vlelmehr alle von auszen, durch
Schauen und Empfiiiden empfangenen Bilder (wobei
nichk nur der Gesichtssinn als aufnehinendes Organ
bekeiligk ist) in unsere „Inneriing" eingehen müssen,
und dork, „im Anbewichten, im wogenden Argrunde
der Seele", wie Larus sagk, geheimnisvolle Wachs-
tumsprozesse durchmcichen inüssen. Alsdann vermögen
sie beim Gestalkungsvorgang in die Borstellung em-
porzusteigen alS neue Geschöpfe, die niemals Abbllder
oder Ansichken, auch nlemals Gedächtnisbilder der
Dinge und ihrer Erscheinungen sind. .Haben wir im
bewllszken Sehen und Darstellen geistige Akte, Ve-
wiisztseinstaten vor uns, die bestimmteii, etwa natur-
wissenschaftllchen oder inathematischeiiZweckeii diene»,
so beruht das schauende Erleben.und das auf ihm
gegründete Gestalten, sofern es sich hemmungslos
vollzieht, auf Lebensvorgängen, die an slch unbewuszt,
zweckfrei, zwangsläufig und in sich geschlossen sind.
So stellt sich dieser schöpferische Borgang in der
neuen Seelenkunde dar, die im scharfen Gegensah
zu der rückwärtigen Assoziationspsychologie steht, die
das Wunder deS schöpserischen Borganges nicht
deuten konnte.
Welches ist nun die Kraft, die uns befähigt, die
Bilder der Äelt in uns hin e i n zubilden und sie alS
neugeschaffene Wesen wieder aus uns herauszubil-
den? Es ist die Phcintasie, die Einbildungskraft,
die Wachtrauinbegabung, wie Ludwig Klages sie nennt.
Man lese dazu auch den Aufsah über die Forschungs-
ergebnisse von Melchior Palagyi in diesem Hefte
nach. Das Wesen dieser göttlichen Kraft wird freilich
nur der erfassen können, der sie in sich selbst wirkenb
erlebt. Dem Bewusztsein, dem rakionalen Denken er-
schlieszt es sich nicht.
elch kann dein Wesen nicht verstehen,
Sprach der Berstand zur Phantasie.
Die lächelte und gab es zu:
Wer so verständig ist, wie du, versteht mich nie.
G. K o l b.
Aeber die zierkünstlerische Entwicklung des Kindes
Bon Dr. Georg Friedrich M uth, Bensheim. D (0 -r ^
(Schluh) 2 -
Zuerst wird ein Punkt auf dem Tellerring gesehl
(Figur a), darauf werden noch drei Punkke in Kreuz-
form hinzugefügt (Figur d). Nun nimmt Walther von
dem ihm zur Berfügung stehenden Plastilinklümp-
chen ekwa die Hälfte, formt ein ovales, kaloktenarti-
geS Plättchen, versieht es in der Mikte mit einem
Stlch und auhen herum mit weiteren Stichen, seht
cs in die Mitte des Tellers, ergänzt die Zrvischen-
punkke, so dasz die Urlinie vollständig ist (Figur o).
Auf dieser Stufe entspricht, die Arbeit ekwa der
Figur 6 Tafel I, eine ornamental einwandfrele,
ivenn auch ihrer Entstehungsgeschichke nach stark kon-
struierke Form.
e
Damik aber begniigt sich Walther nicht, und wir
erleben an derselben Arbeit deii für die Zierkunst
zerrütkend wirkenden Einbruch gegenständlicher For-
men: Bis dahin dienten die verwendeken Motive,
nun aber wird ihneii Eigenbedeutung beigelegt, die
Urlinie wird „Vodenlinie", auf der Bäume und Vlu-
men wachsen: wo aber noch ein Punkt unbeseht
bleibt, erhält er einen nach auszen gerichketen, alS
Gras gedeuketen Strich (Fignr 8, Tafel äl).
Walkher 10ch.
Figur 9: Noch weiter geht Walther bei Figur 9.
Während er vorher noch die Fläche schont, mit seinen
Nihformen in der Trägeroberfläche bleibt, verleht er
nun mit iungenhafter Nücksichtslosigkeit ben Grund,
verkieft ihn und gehk auch über ihn hinaus. Er er-
klärt: „Da mache ich ein Feld." Zwei tiefe Furchen,
den gröjzken Teil des Tellerumfanges durchmessend —
es handelt sich um die lehten Anklänge an die „Ur-
linie" — werden mik dem löffelarligen Teil deS Form-
holzes eingegraben, zwei „Feldskeine" als Grenzen
gesehk, zwei Bäume und ein Haus, an das sich ein
Männlein lehnt, aufgebaut und zuletzt das Formholz
mikten in der Fläche lenkrecht aufgestellt. Hier noch
von „Zierkunsr' spreazeii zu wollen, wäre verfehlt;
ein Trost nur, dasz solchen „Ausarkungen" enkspre-
chende Gegenstücke in der völkischen Ornamentik
gegenüberstehen, wie z. V. Figur 6a Tafel IV aus
der Hallstattzeit lehrt.