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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 9.1929

DOI Heft:
Heft 7 (Juli 1929)
DOI Artikel:
Karbe, Walther: Zur Tagung der Kunsterzieher in Marktbreit
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https://doi.org/10.11588/diglit.27999#0180

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Zur Tagung der Kunsterzieher in Marktbreit

Von Walter Kcirbe - 3ena.* ^ c

2n der Woche nach Pfingsten fcind in Marktbreit
eine Tagung statt, in deren RNttelpunkt die Frage
siandi „Die bildgestattenden Kräfte im Kinde und
ihre Schiiiiing." Lingeladen zu dieser Aussprache
hatte Dr. Lec> Weismankel, der in Marktbreik eine
„Schule deinAolkschaft" gegrtindek hat. Diese Schule
kann inan als ein Foruin verstehen, auf dem
die verschiedenen Kräfte, die an der Neuord-
nuiig üeutschen Geisteslebens arbeiten, siä) treffen
und auSsprechen. Es ist zunächst gleichgültig, ob
Weisinantel neben dieser objektiven Aufgabe, die er
sich daniit gestellt hat, auch noch eine subjekkive Ab-
sicht verfolgt. Ilnd das ist so lange gleichgültig, als
er die „Schule der Bolkschaft" in ihrer Ark alS Fo-
ruin erhält. Erst in deni Augenblick, wo eine Bindung
nach irgendeiner Seite hin entsteht, wird diese er-
freuliche Taksache fragwürdig. Borläufig haben wir
allen Grund, ihm für dieses Forum dankbar zu sein,
ganz abgesehen von unserer Achtung vor seiner per-
sönlichen Arbeiksleistung, die ihin aus seiner Äuf-
gabe erwächst. Damit ist nicht nur der technisch-orga-
nisakorische Teil gemeink, der die Borbereitung von
Llusstellungeii und Aussprachen umfaszt, sondern auch
der Teil, der im Berlauf der Tagung an den ganzen
Arenschen Weisinnnkel geistige und seelische For-
derungen stellk, die nicht zu unterschätzen sind.

Diese Anforderungen schienen mir bei dieser
Tagung besonders hoch, da die Zusaminensetzung der
Teiinehiner in keiner Weise gleichactig war. Neben
den ganz selbskverskündlichen weltanschanlichen Gegen-
sätzen standen solche, die in der Berschiedenheit der
Bildung, der soziaien Stellung, der persönlichen
Teinperainenke betzründet sind. Erleichtert wurde
ihm die Aufgabe durch die Halkung der Teilnehmer
selber. lteder war von grotzer Lhrlichkeit, jeder hatte
das aufrichtige Beinühen, den anderen zu verstehen.
tlnd was nicht iin Nahinen der Tagesordnung zum
Work kam, entspann sich zu langen und ernsthaften
Gesprächen in oen Feierstunden.

Die gemeinsame Grundlage bildete nakurgemäsz das
gemeinsaine lönkeresse am Thema. üeder hatke, jei es
als Prakkiker, sei es als Theoretiker unmittelbare
Beziehung zur Kunsterziehiing. Einige Teilnehmer
hatken ihre Arbeit durch Schülerarbeiten zur Einsicht
freigegeben, anderen diente die Ausstellung solcher
Arbeiken anch zur Beranschaulichung ihres Bor-
trages. Während nun in üen Ausstellungen daS
Thema fast durchweg eingehalten wurde, gab es doch
Borträge, die von der eigentlichen Fragestellung
mehr oder weniger abwichen. Troh der unter einem
bestimmkeii Gesichkspunkt von Weismankel geord-
neken Aeihenfolge der Borträge würde eine Darstel-
lung der llnhalte in ihrer Aeihenfolge es doch nok-
wendig innchen, iminer wieder auf Einzelheiten zu-
rückzugreifen: darunker nuürde die Deutlichkeit zwei-
sellos leiden. Ganz besonders kriffk das die Dnrskel-
lung der Aussprache, die den Borträgen folgke. And

* 4>„chde»i »user slmtsgcuosse Schubert bcnchtet h»t, gebe»
wir noch csiiem niibcrholb dcr Schule steheiidcii kiiiistsiiiiiigcii
Moiiii dlis Wort. Sowird dlis Bild dcr bcdentiiiigsvollcii Tligimg
i» Miirklbrcit, d>is wir lius dcu Berichten empsoiigeii, ciu voll-
siliudigcres seiii.

so sei im Folgenden der Bersuch gestattet, vom llnhalt
der Tagung systematisch zu sprechen. Bon der Dar-
stellung seien die Schülerarbeiten im einzelnen aus-
geschiossen, da es keinen Sinn hat, übec bildmäszige
Dinge zu sprechen, die man nicht vorzeigen kanu.
Doch sei die gesamte Ausstellung kurz in ihrer
Wesensart skizziert. 'Sieht man die Arbeiten unter
diesem Gesichtspunkt durch, so kann man deutlich
vier Gruppen unterscheiden, deren jede besondere
Merkmale trägt: ,

1. Gruppe:

Arbeiten, die wesenklich sind fttr die Erkenntnis
der Äufgabe Kunsterziehung, jedoch kein eindeutigeS
Bild im Sinne der schulischen Arbeiten geben. (Die
Ausstellungen z. B. vonHartlaub, Kornmann, Krötzsch.)

2. Gruppe:

Arbeiten, die mehr zur Erklärung und Beweis-
führung einer besiimmten Kunsterziehungskheorie
dienen. llhr wesentliches Merkmal liegt in der Ab-
hängigkeit von der jeweiligen Persönlichkeik, von
der die Theorie ausgeht. (Die AuSstellungen z. B.
von Fehlhaber, Kutzschbach, Nntker.)

3. Gruppe:

Arbeiken, die ein eindeutiges Bild dec schulischen
Arbeit geben. Bei aller denkbaren und zugegebenen
Beeinflussung durch den Lehrer zeigen sie doch das
bildhaske Gestalten des Kindes als reinen Mittel-
punkk der Ärbeit des Lehrers. (Die Ausstellungcn
z. B. von Frau Bergemann-Könitzer, von Heckmann,
Schieker.)

4. Gruppe:

Acbeiken, die wie die üer 3. Gruppe geineinl und
gewollt sind, durch besondere Amstände jedoch zu
einer Abart wurden. lDie Ausskellungen z. B. von
Albert.)

Es ist selbstverständlich, dasz in den Arbeiten der
einen Gruppe mehr oder weniger auch Merkmale
anderec Gruppen enkhalken sind. Die Anterschiede
liegen nur in der Deutlichkeit eineS besonders her-
vortretenden Merkmals. DaS ist nicht unwesentlich
für die Beurkeilung unü Werkung des Gesamkbildes.
And diese kommt prakkisch in Frage, wenn das Ge-
samkbild nicht nur im engeren Kreise von Fachleuten
in Erscheinung trikt, sondern etwa der Oeffenklichkeit
vorgelegt wird. Der Auszenstehende ist nichk in der
Lage, sich eine richtige Borstellung von dem zu
machen, was hinter diesem Gesamtbild steht. Es musz
dann eine Form gefunden werden, mit der man ihm
einen tieferen Einblick und ein richtiges Berstehen
erleichkerk. Ein Ansatz dazu liegt in der Beschrifkung
durä) den einzelnen Äussteller. Aber dabei handelt
es sich um das Deutlichmachen seines Arbeitsgebietes.
Die Aebersicht aller dieser einzelnen Arbeitsgebieke
unter einem sachlichen GesichkSpunkl kann eine solche
Ordnung ergeben, wie wir sie oben versucht haben.
Sie hat einen besonderen Sinn, wenn die AuSslellun-
gen dem Betrachter nicht durch Einzelvocträge er-
iäutert werden können. Es sei daran erinnert, wie
in Markkbreit das, was etwa von Fehlhaber oder
 
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