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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 9.1929

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Heft 7 (Juli 1929)
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Karbe, Walther: Zur Tagung der Kunsterzieher in Marktbreit
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Krüger, Anna: Was bedeutete die Pfingsttagung des A.D.L.V. in Wien für uns Kunsterzieherinnen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.27999#0184

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176

H. gogen Ouerverbindunge»,

4. gegen ornnmentnle Bildauffalsung,
b. gegen Fiillung,

V. gegen Scheniatismus,

7. gegen Abschreiben der Natur,

8. gegen Dressur und Züchkung,

ii. sur einen zielsiä-eren Zusammenhang des Ilnter-
richts von der Form gesehen,

10. für die Aeinheit und Ehrlichlreit der künskle-
rischen Gestaltung,

11. für die Klassenleistung,

12. für frühzeikige Anreicherung der Vorstellungs-
snhigkeit mit optischer Anschauung.

Gewijz lag in den Lrklärungen Behlers, den ich
wörtlich zitiere, manche bewuszte Kritik an dem, was
er in Markkbreit sah und hörte. Aber die Kritik war
sachlich, und da auszerdem bewujzke gegenkeilige Auf-
fassungen vorhanden waren, hätte eine Aussprache
für einzelne Punkte immerhin fruchtbar werden kön-
nen. So ist zum drikten Punkt in den Ausführungen
Alberks ein deutlicher Gegensah zu erkennen ge-
wese». lind zum sechsten Punkt in den Ausführungen
von Fehlhaber, der durch seine Arbeit zu Form-
schematismus gekommen ist. Teilweise lassen sich
auch unbewuszte Gegensähe aufzeigen. So bei der
ecsten Erklärung gegenüber Frau Vergemann-KLni-
her und Heckmann. Beide nehmen Ereignisse der
Ilmwelt stofflich in den Ilnkerricht hinein. Bei der
dritten gegenüber Gottschow, der im Privatgespräch
werkvolle Erfahrungen von Querverbindungen anzu-
führen wnszte. Bei der zweiten gegenüber Albert,
dessen Schülerarbeiten deutlich Illustrativen Lharak-
ker zeigen. Bei der achken gegenüber Nakker, dessen

Arbeit deutlich ein Ileberschreitcn jener Grenze zeigt,
von der wir oben sprachen.

*

Eine sehr wesentliche Frage wurde von Alberl
mehr angedeutet als ausgesprochen. Ec sprach einmal
das Wort „Lthos" aus, und zwar in einem Zusam-
menhange, aus dem deuklich wurde, dajz er die im
engsten Sinne erzieherische Aufgabe des Pädagogen
meinte. Von Schiller bis auf Wilhelm Äein läszt sich
eine deutliche Llnle in der Theorie der Kunsterziehung
nachweisen, die die moralische Wirkung der ästhe-
tischen Lrziehung betont oder lorderk. ES ist auffal-
lend, dajz diese 'Linie dann abbricht. lln Marktbreit
taucht sie plöhlich wieder auf: Ein Beweis, dah die
Frage noch nicht abgeschlossen ist. Anter dem Zij-
geständnis, dajz sie dndurch nicht gelöst wird, müsscn
wir uns an üieser Stelle doch klar darüber sein, ob
wir sie blojz vergessen oder bewuszt beiseite rücken.
Hat die Kunsterziehung sie lediglich vergessen, so ist
ungeheuer viel nachzuholen. Iedoch erscheint es an-
gängig, sie tatsächlich beiseite zu rllcken. Sie gehörk
schlieszlich zu den Dingen, die auszerhalb der in der
Kunsterziehung selber liegenden Begründungcn
stehen. Ilnd weiter sahen wir als selbstverständliche
Voraussehung für die Arbeit als Kunsterzieher die
pädagogische Anlage schlechthin. Und schliehlich wurde
von Kornmann in seinem Vortrag eine eindeukige
Bestimmung des Zieles unserer Arbeit gegeben: Es
hnndele sich um „Die Erhnlkung der Kontlnuikät der
Kultur". Richtek sich die Arbeit deS Kunsterziehers
an einer solchen Bestimmung, so bleibt ihr troh ihres
Lharakters als Kleinarbeit im gesamken Kuiturleben
doch ein sehr groszes Kraftfeld. Ilnd die menschlich
erzieherischen Wirkungen bleiben das, was sie in
jeder Bilbungsarbeit sind: persönliche Wirkungen
des einzelnen, verantworkungsvollen Führerck

Was bedeutete die Psingsttagung des A.D.L.V. in Wien
für uns Kunsterzieherinnen?

Von Anna Krüger, Dessau.

Die Tagungen des allüemeinen deukschen Lehre-
riniienveveins sind für alle, die daran teilnehmen,
stets eln besonderes Lrlebnis. Die Fülle der Ein-
ürücke und Anregungen, ivelche von dieser elnzig-
arkig-en Organisakion und Zusammenfassung aller
Lehrerinnen, gleichviel welcher Art der Vvrblldung,
ausgeht, ist von jeher ein starker Anziehungspunkt
zum Äesuch dieser Tagungen gewesen. Aber mir
schien üiese lehte auf einer bisher noch nie erreichten
Höhe zu stehen. Die Tage der Arbeit, die Stunden
des Geniehens und Schwelgens in den grojzen künst-
lerischen Tradikionen der Stadt Alnria Theresias, die
Skunden, welche uns hinaus führten in die unver-
gleichliche Umgebung Wiens, die Skunden, üie wir
in behaglicher Geselligkeis Ult üen liebenswürdigen
Wiener Kolleginnen verleben durfken, wsrden uns
allen unvergejzlich sein. Zum ersten Mal war unser
AeichSverband ofsiziell vertreken, einen Bericht über
unjere Fachverlnmmlungeii bringen üie Mikteilungen.
Aber es erscheink mir nokwendig, eben weil wir das
erste Mal mit „dabei" waren, in der Berichterstat-

lung den Nahmen elwas weiter zu ziehen und der
Frage nachzugeheu, was brachte die Tagung unS
Kunsterzieherinneii? Ich glaube den Beweis erbrin-
gen zu können, dajz es gaiiz besondersviel gewesen ist.
Ünter Leikung von Frau Vrofessor Pfatt, die wir
mit Stolz zu uns Zeichenlehrerinnen zählen dürfen,
war eine Organisakion geschaffen worden, welche
den, der nur einen kleinen Einblick tun durfte, in
daS Neh dieser weit verzweigken Fäden und die
Ordnung fühlte, mit der diese neben- und ineinander
liefen mit gröhker Bewunberung und Hochachtung
erfüllen muhke. 2000 reichsdeuksche Lehrerlnnen, dazu
noch fast 1000 österreichische Kolleginnen unkerzu-
bringen, zu beköstigen, unb schliejzlich VerstänüniS
nnd Hilfe für alle nokwendigen und überflüssigen
Fragen zu haben, dazu gehört eine Aufopferung an
Zeit und Körperkrafk, für die wir nur immer Dank
sagen können und müssen.

Wien zeigte sich im herrlichsten Blütenflor seiner
Plähe, Anlagen und wundervollen Gärten. Der Wie-
nerwald prangke im srischesten Maigrün, und wenn
 
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