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nur uoch das (oft briichige) Deukeu mit dem Berstaud
um Zweckiuhalle keunk. Wir Zeicheulehrer wlsfeu
auch, dasz die Fremdheit uud Gleichgültigkeit uuserer
Zeit der bildendeu Kunst uud Kultur gegenüber zu
elnein wesentlicheu Teil auf diesem Zustand beruht.
And wir hoffen, dasz die kommendeu Generationen,
die durch eine Schule der Anschammgsbildung ge-
gangen sind (auch j)ie wissenschafklichen Fächer müs-
sen sich ganz anüers um diese Anschauungsbildung
bemühen, als es heuke noch der Fall ist) wieder eine
positivere Einstellung zur bildenden Kunst gewinnen
werden.
Melleichl darf ich die beiden Unterrichtsbeispiele
aus der Oberstufe um ein Beispiel aus einer Mittel-
klasse ergänzen. Da handelt es sich ekwa in einer
Unkersekunda um die Aufgabe, in einem einfacheu
Bild ein oder mehrere Äorstadthäuser mit einigen
Väumen zusammenzubringen. Die Aufgabe geht da-
vou aus, dasz der Baum als geschöpfllches Natur-
wesen dem Auge ein ganz anderes Formerleb-
nis bieket als die Mietkaserne, die das Ergebnis
der menschlichen Bautechuik ist. Die llungeu meiner
Schule wohneu zum grötzten Teil in solchen Häusern,
die in der bekannten groszstädtischen Ärt oft zu Höfen
zusammengestellt sind, zu Höfeu, deren Trostlosigkeit
oft durch die Anwesenheit einiger Bäume oder Sträu-
cher noch besonders fühibar gemacht wird. — ES be-
durfte uichk vieler Worte, Haus und Baum in ihrer
formaleu Gegeusäszlichkeit zu kenuzeichuen.
(Natürlich wurden die Sä)üler auch iu diesem Fali
vou mir „beeinfluszt", in „Beeiuflussung" besteht
schlieszlich jede Erziehung. Aber entscheidend ist doch
wohl, dasz jede Beeinflussung nach Möglichkeit der
Eutwlcklungsstufe der rlungen gereckt wird, dasz sie
Hemmungen beseitigt und. Fortschreiten zu „disseren-
zierkereiv' Stufen bewirkk.)
Es eukstandeu eine ganze Neihe recht verschiedener
Arbeiten, alle mit deu typischen Merkmalen jugend-
licher Formgebuug behaftek. Sie waren auch nicht
dadurch „nakuralistisch" zerfallen, daß ich während
der Arbeit von der Gestalt des Baumes und des
Hauses sprach. — Musz man nun — frage ich —
solche Zeichnungen als blosze „Gedächtnisleistungen"
bezeichnen?
Wenn nun aber, was auf solche Weise aus dem
„Schauen" gesucht und gefuuden wird, plötzlich durch
direkte Abzeichnungsübungen (nach Oöjekken vor den
Augen des Schülers) unterbrochen wird, so kann das
meiner Melnung nach auf der A n t e r - u n d M i t -
telstufe nur Berwirrung herbeifllhren, die hier
— eben auf diesen Stufen — das Gestalten
ausder Borstellung ungünstig beein-
flussen musz. Der Schüler üegreift auf diesen Skufen
nicht, warum er im BorskellungSzeichnen den Natura-
lismus vermeiden darf, der ihm bei Abzeichnen auf-
gedrängt wird. 2m übrigen, scheint mir, wird
durch das Arbeiten aus der Borstellung die Lust
und Fähigkeit zum Beöb'ckchchen autzerhalb der
Schule und des Zeichensaals, nicht wenig angeregt.
Denn über dem Zeichnen spllrt der Schüler die
schwachen Stellen seines Äorstellungsbildes (oder
hat er die nicht?) Zedenfalls spreche ich mik meinen
Klassen viel von solchem Beobachken und versuche
damlt, dies Beobachten zu i n t e n s i v i e r e n.
Häkke es noch eines lehken Beweises bedurft,
meinen Borschlag bezügllch der N. - B. - A u s s t e l-
lung zu begründen — diese lehken Aufsähe von
Lyzenm Itzehos in tzolstein.
(oberzeichenlehrerin Elisabsth Kellermann)
Prof. K. und mir liefern ihn restlos. Denn da hat
sich wiederum gezeigt, wie schwer es ist, mit Worten
öas Gleichgemeinte oder Andersgedachte zu treffen,
ohne aneinander vorbei zu reden. „Ansere Begriffe
klaffen weit auSeinander", schreibt Prof. K. — viel-
leicht tun sie das gar nicht so sehr, vielleicht klaffen
nicht so sehr die Begriffe auseinander, nls die Worte,
mit denen wir sie umschreibcn. 2ch bedaure deshalb
sehr, dasz Prof. K. mit keinem Wort auf diesen Bor-
schlag, der mir im lehten Aufsah bei weitem das
wichtigste war, eingegangen ist. Diese ganz
systematisch aufgebauteLehrschau, in
der klar und deutlich dieGruppen der
D a r st e l l u n g, Abbildung , Gestalt u n g,
Manier u s w. vorgeführt würden,
könnte doch E n t s ch e i d e n d e s dazu bei-
tragen, dah wir aus den „Allgemein-
begriffen" herauskämen!
nur uoch das (oft briichige) Deukeu mit dem Berstaud
um Zweckiuhalle keunk. Wir Zeicheulehrer wlsfeu
auch, dasz die Fremdheit uud Gleichgültigkeit uuserer
Zeit der bildendeu Kunst uud Kultur gegenüber zu
elnein wesentlicheu Teil auf diesem Zustand beruht.
And wir hoffen, dasz die kommendeu Generationen,
die durch eine Schule der Anschammgsbildung ge-
gangen sind (auch j)ie wissenschafklichen Fächer müs-
sen sich ganz anüers um diese Anschauungsbildung
bemühen, als es heuke noch der Fall ist) wieder eine
positivere Einstellung zur bildenden Kunst gewinnen
werden.
Melleichl darf ich die beiden Unterrichtsbeispiele
aus der Oberstufe um ein Beispiel aus einer Mittel-
klasse ergänzen. Da handelt es sich ekwa in einer
Unkersekunda um die Aufgabe, in einem einfacheu
Bild ein oder mehrere Äorstadthäuser mit einigen
Väumen zusammenzubringen. Die Aufgabe geht da-
vou aus, dasz der Baum als geschöpfllches Natur-
wesen dem Auge ein ganz anderes Formerleb-
nis bieket als die Mietkaserne, die das Ergebnis
der menschlichen Bautechuik ist. Die llungeu meiner
Schule wohneu zum grötzten Teil in solchen Häusern,
die in der bekannten groszstädtischen Ärt oft zu Höfen
zusammengestellt sind, zu Höfeu, deren Trostlosigkeit
oft durch die Anwesenheit einiger Bäume oder Sträu-
cher noch besonders fühibar gemacht wird. — ES be-
durfte uichk vieler Worte, Haus und Baum in ihrer
formaleu Gegeusäszlichkeit zu kenuzeichuen.
(Natürlich wurden die Sä)üler auch iu diesem Fali
vou mir „beeinfluszt", in „Beeiuflussung" besteht
schlieszlich jede Erziehung. Aber entscheidend ist doch
wohl, dasz jede Beeinflussung nach Möglichkeit der
Eutwlcklungsstufe der rlungen gereckt wird, dasz sie
Hemmungen beseitigt und. Fortschreiten zu „disseren-
zierkereiv' Stufen bewirkk.)
Es eukstandeu eine ganze Neihe recht verschiedener
Arbeiten, alle mit deu typischen Merkmalen jugend-
licher Formgebuug behaftek. Sie waren auch nicht
dadurch „nakuralistisch" zerfallen, daß ich während
der Arbeit von der Gestalt des Baumes und des
Hauses sprach. — Musz man nun — frage ich —
solche Zeichnungen als blosze „Gedächtnisleistungen"
bezeichnen?
Wenn nun aber, was auf solche Weise aus dem
„Schauen" gesucht und gefuuden wird, plötzlich durch
direkte Abzeichnungsübungen (nach Oöjekken vor den
Augen des Schülers) unterbrochen wird, so kann das
meiner Melnung nach auf der A n t e r - u n d M i t -
telstufe nur Berwirrung herbeifllhren, die hier
— eben auf diesen Stufen — das Gestalten
ausder Borstellung ungünstig beein-
flussen musz. Der Schüler üegreift auf diesen Skufen
nicht, warum er im BorskellungSzeichnen den Natura-
lismus vermeiden darf, der ihm bei Abzeichnen auf-
gedrängt wird. 2m übrigen, scheint mir, wird
durch das Arbeiten aus der Borstellung die Lust
und Fähigkeit zum Beöb'ckchchen autzerhalb der
Schule und des Zeichensaals, nicht wenig angeregt.
Denn über dem Zeichnen spllrt der Schüler die
schwachen Stellen seines Äorstellungsbildes (oder
hat er die nicht?) Zedenfalls spreche ich mik meinen
Klassen viel von solchem Beobachken und versuche
damlt, dies Beobachten zu i n t e n s i v i e r e n.
Häkke es noch eines lehken Beweises bedurft,
meinen Borschlag bezügllch der N. - B. - A u s s t e l-
lung zu begründen — diese lehken Aufsähe von
Lyzenm Itzehos in tzolstein.
(oberzeichenlehrerin Elisabsth Kellermann)
Prof. K. und mir liefern ihn restlos. Denn da hat
sich wiederum gezeigt, wie schwer es ist, mit Worten
öas Gleichgemeinte oder Andersgedachte zu treffen,
ohne aneinander vorbei zu reden. „Ansere Begriffe
klaffen weit auSeinander", schreibt Prof. K. — viel-
leicht tun sie das gar nicht so sehr, vielleicht klaffen
nicht so sehr die Begriffe auseinander, nls die Worte,
mit denen wir sie umschreibcn. 2ch bedaure deshalb
sehr, dasz Prof. K. mit keinem Wort auf diesen Bor-
schlag, der mir im lehten Aufsah bei weitem das
wichtigste war, eingegangen ist. Diese ganz
systematisch aufgebauteLehrschau, in
der klar und deutlich dieGruppen der
D a r st e l l u n g, Abbildung , Gestalt u n g,
Manier u s w. vorgeführt würden,
könnte doch E n t s ch e i d e n d e s dazu bei-
tragen, dah wir aus den „Allgemein-
begriffen" herauskämen!