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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0069

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133

Vom Christmarkt.

134

von der ersten Leistung.

Wer der Akademie Ade
Gesagt, tritt in ein Atelier,

Wo er, alltäglich korrigirt,

Ein erstes eignes Werk riskirt.

Das läuft vortrefflich ab zumeist,

Man kommt und sieht, man staunt und preist,

Stolz blickt der junge Mann umher:

Die Welt hat einen Meister mehr.

Wir betreten nun das Gebiet der länder- und
völkerkundigen Prosa und zwar an dem südwestlichsten
Ende des eurvpäischen Kontinents mit dem bereits im
vorigen Jahre von uns gewürdigten Werke: Spanien
in Schilderungen vvn Th. Simons, illustrirt
von Alexhnder Wagner (Berlin. Gebr. Pätel).
Das stattliche Werk hat im Laufe des Jahres mit der
29. Lieferung seinen Abschluß gefunden und unser zu
Gunsten der reichen ünd mannigfaltigen Jllustration
abgegebenes Urteil auch im weiteren Verlaufe bestätigt.
— Nach dem europciischen Norden führt uns sodann
cin nicht minder rcich und prächtig ansgcstattetes Unter-
nchmen dcr Berlagshandlung von Ferd. Hirt L Sohn
in Leipzig: Nordlandfahrten, malerische Wan-
derungen durch Norwcgen, Schweden, Jrland,
Schottland, England und Wales, geschildert
von A. Brennecke, Francis Broemel rc., im Gan-
zen aus drci Großguartbände bcrechnet, von denen zwci
vollcndet vorliegen. Über die Namen der Künstler,
dcnen der Bilderschmnck zu danken ist, verrät der Titcl
nichts; er rühmt sie nur als die „bewährtesten", und
wir haben allen Grund, dieses Epitheton unter der
Einschränkung, daß englische Künstler gemeint sind,
gelten zu lassen. Die Holzschnitte tragen einen ent-
schieden englischen Charakter, der sich in der stahlstich-
artigen Härte der Formen und in einem eigentümlich
zerstreuten Lichte kundgiebt, deffen Flimmern und Blitzen
dem englischen Auge besonders zuzusagen scheint. Der
malerische Charakter der Darstellung ist durchweg, auch
hei denjenigen Textillustrationen festgehalten, die nur
einen kleinern Ausschnitt aus dem Gesichtsfelde geben;
der Umstand, daß alles auf eincn Grundtvn abge-
stimmt ist, giebt dem Wcrke eincn einheitlichen, dem
Auge wohlthuenden Charakter. Jn den landschaftlich
abgerundeten Veduten ist nicht selten die Stimmung
der Natur nach Tages- und Jahreszeit mit Glück und
Gefühl gebracht, z. B. in der von uns mitgeteilten
sommerabendlichen Ansicht des Schloffes Drottning-
holm am Mälarsee. Besonders intereffant für die
Freunde mittelalterlicher Kunst sind die zahlreichen
architektonischen Schilderungen ans den alten Städten
Schottlands und Englands, namentlich in dem den
Kathedralen, Abteien und Kirchen gewidmeten Abschnitte,
deffen Text aus der Feder Ad. Roseubcrgs geflvffen

ist. — Mit englischen, den vorher erwähnten geistes-
verwandten Jllustrationen ist auch cin Unternehmen
der deutschen Verlagsanstalt (vormals Hallberger) in
Stuttgart ausgestattet, als dessen Herausgeber sich der
bekannteÄghptologe und Nomanschreiber Georg Ebers
nennt: Palästina in Wort und Bild nebst der
Sinaihalbinsel und dem Lande Gosen. Bis
jetzt sind von den in Aussicht genommenen 56 Liefe--
rungen, deren jede einen Stahlstich als Zugabe enthält,
sieben erschienen; der Jnhalt derselben erstreckt sich auf
Jerusalem und dessen näherc Umgebung.

Jn einem handlichen Großoktavbande aus dem
Berlage von C. Flemming in Glogau: Jtalien, eine
Sommerfahrt nach dem SUden, von Wolde-
mar Kaden, stoßen wir zwar auf eine Menge Ge-
sichter, die uns schon von anderen Begegnungen her be-
kannt sind — so sind namentlich aus dem großen
Engelhornschen Prachtwerke eine Anzahl Holzschnitte
herübergenommen —; immerhin darf das Buch schon
seines mäßigcn Umsangs wegen einer freundlichen Auf-
nahme sicher sein, zumal da die den Text begleitendcn in
sorgfältigstem Farbendrnck wiedergcgebenen vier Agua-
rclle von Berninger, Ansichtcn aus Benedig (Dogen-
palast), Genua, Florenz (Palazzo vecchio) und Neapel
darstellend, einen besonders anziehenden Schmuck des-
selben bilden. Kadens Schilderungen sind in die ge-
gefällige Form der Novelle eingekleidet und verbreiten
sich über alles, was für denjenigen, der um des Reisens
willen reist, der sehen und genießen will, besvnders
interessant und anziehend ist. — Die durch ihre ge-
diegene und geschmackvolle Ausstattnng bekannte Serie
ethnographischer Prachtwcrke des Krvnerschen Verlages
hat einen neuen, den vorausgegangenen Bänden durch-
aus ebcnbürtigen Zuwachs erhalten in den Küsten-
fahrten an der Nord- und Ostsee, geschildert
von Ed. Höfer und O. Rüdiger, illustrirt von
Gustav Schönleber im Verein mit H. Baisch,
I. Brandt u. s. w. Der künstlerische Anteil an der
Redaktivn des Werkes konnte in keine bessere Hand ge-
legt werden als in diejenige Schönlebers, der mit unge-
meiner Schaffenskraft und Schasfensfreude eine hohe
Begabung für die Darstellung des See- und Küsten-
lebens verbindet. Er kennt das flüssige Element mit
all seinen Launen und wechselnden Stimmungen und
mit seiner schwankenden Staffage wie kaum ein zweiter
und versteht es auch die Unabsehbare materisch zu ge-
stalteu. Auch was Hermann Baisch zu dem Schmucke
des Werkes beigesteucrt, verdicut vollstc Anerkennung.
Weniger behagen uns die sigürlichen Kompositionen
von Joh. Gehrts, dem vorzugsweise die histvrischc
und sittenbildliche Seite der Jllustration zugefallen
war; die unbestimmte, mit breiten Tuschtönen in Efsekt
gesetzte Zeichnung hat doch der Kunst des Holz-
 
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