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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0070

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Vom Chrislmarkt.

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schneiders ein wenig zu viel zugemutet, so hoch auch
die Leistungen der Cloß'schen Werkstatt bei der Be-
wältigung der ihr zugefallenen Ausgabe anzuschlagen
sind. Der Freund echter Kunst, der an den noch in
der Gegenwart lebendigen Spuren einer großen Ver-
gangenheit sein Genügen hat, wird jedenfalls mit
größerem Behagen und reinerem Genusse bei den male-
rischen Straßenprospekten aus Bremen, Lüneburg, Lübeck,
Danzig u. s. w. verweilen als bei den Jagd- und
Schlachtseenen, in denen uns die „altcn Deutschen" von
der Urzeit bis zum Mittelalter mitunter in etwas frag-
würdiger Weise vorgeführt werden. Von dem Reich-
tum und der Mannigfaltigkeit des Bilderschmucks giebt
die Probe, die wir beifügen, selbstverständlich nur einen

Zeugen sür die historische Vergangenheit, nach Münzen
und Siegeln, gleichzeitigen Porträts und sonstigen Ab-
bildnngen von geschichtlichem Werte, sodann sind in-
teressante Örtlichkeiten, an welchen historische Erinne-
rungen haften, mit ihrer baulichen Physiognomie in
mehr oder weniger idealer Rekonstruktion vorgeführt,
endlich hat eine Reihe unserer hervorragendsten Histo-
ricnmaler sich in die Hauptaufgabe, die zu bewältigen
war, geteilt und in Phantasiebildern das Vergangene
wieder lebendig zu machen gesucht. Wenn wir die
Namen Camphausen, Menzel, Curtius, Bleibtreu,
Hellgnist, Räuber, Eybel, Knackfuß, Holmberg, Emels,
Grot-Johann, H. Kanlbach, Wislicenus aufs Gerate-
wohl herausgreisen, so ist damit zur Genüge ange-

Schloß Drottningholm am Mälarsee. Aus „Nordlandfahrten". Verlag von Ferd. Hirt «L Sohn in Leipzig.

schwachen Begriff; für Mitteilung einer der grvßeren
prächtigeren Jllustrationen würde das Format nnseres
Blattes nicht ausgereicht haben. — Auf demselben Schau-
platze, den Gustav Schönleber und seine Genossen von
Ostfriesland beginnend bis zum äußersten Westen der
preußischen Monarchie vor uns aufgerollt haben, be-
wegt sich auch das nun zu nennende, ebenfalls in einem
sich dem Folio nähernden Quartformat lieferungsweise
erscheinende Prachtwerk: Die Hohenzollern und
das deutsche Vaterland von Graf Stillfried-
AlcLntara und Bcrnhard Kugler (München,
Bruckmann). Es ist im Ganzen auf 25 Lieferungen
abgesehen, von denen bis jetzt 14 erschienen sind. Die
Verlagshandlung hat einen großen Apparat künstleri-
scher Kräfte in Bewegung gesetzt, um der in ihrem
Prospekt entwickelten Aufgabe gerecht zu werden. Zu-
nächst hat man Umschau gehalten nach den vollgiltigen

deutet, wie bunt und interessant die Bildergalerie ist
die wir Blatt um Blatt an uns vorüberziehen sehen.
Als Probe-Jllustration haben wir die Komposition eines
der jüngsten Zöglinge der Münchener Schule auser-
sehen, an welcher sich das Vorbild von W. Diez un-
schwer erkennen läßl. Die erste Hälfte des Werkes,
bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen
> reichend, ist in einem stattlichen Einbande gesondert zu
! haben. — Wir schließen den Bericht über diese Gruppe
von Prachtwerken mit einem erneuten Hinweis auf das
von O. v. Leixner herausgegebene kulturhistorische
Prachtwerk: Unser JahrhunLert, ein Gesamtbild
der wichtigsten Erscheinungen auf dem Gebiete
der Geschichte, Kunst, Wissenschaft und Jn-
dustrie der Neuzeit (Stuttgart, Engelhorn), auf
dessen Erscheinen wir die Leser dieses Blattes bereits
im vorigen Jahre aufmerkfam machten. Das reich und
 
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