Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0187

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
369

Nekrologe. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

37«

Nekrologe.

8. Gotthilf Wilhelm, einer der tüchtigsten Glasmaler
Württembergs, ist an einem Herzleiden am I. März 1882
in Stuttgart gestorben. Er war in Oberweißbach im Fürsten-
tum Schwarzburg-Rudolstadt am l l. Dezember 1832 geboren.
Da er früh Talent zum Zeichnen bekundete, kam er zu einem
Porzellanmaler in die Lehre. Später ging er zu seiner
weiteren Ausbildung nach Heidelberg und Pforzheim und
dann nach Stuttgart, wo ein Vetter von ihm, der im vorigen
Jahre gestorbene Porzellanmaler von Ende, lebte. Hier
lernte er den Glasmaler Wetzel kennen, und dieser bestimmte
ihn, zur Glasmalerei überzugehen. Wilhelm besuchte nun
die Kunstschule, wo der Direktor v. Nehsr ihn teilnehmend
förderte. Auf Veranlassung desselben wurde ihm später die
Ausführung des mittleren Chorfensters in der St. Leon-
hardskirche nach Nehers Karton übertragen. Von sonstigen
Arbeiten des Künstlers seien noch erwähnt: die Fenster in
der Schloßkirche zu Stuttgart nach Nehers Karton, diejenigen
in der Garnisonkirche nach Zeichnungen von Pfannschmrdt,
und in der katholischen St. Eberhardskirche daselbst.

jDersonalnachrichten.

Hans Auer in Wien, unser geschätzter Mitarbeiter,
wurde aus Anlatz der kürzlich in der Zeitschrift erschienenen
Abhandlung übsr Palladio von der „Xoaäonriu Olimpiou"
zu Vicenza zum Ehrenmitglied ernannt und gleichzeitig die
auch in deutscher Sprache als Separatabdruck erschienene
Schrift von Fausto Tiberto in Vicenza, ins Jtalienische
übersetzt, als besondere Broschüre herausgegeben.

5ammlungen und Ausstellungen.

Die ethnologische Abteilung der Berliner Museen
hat nach langwierigen Unterhandlun'gen eine wertvolle Be-
reicherung durch ne'un Platten aus schwarzem, basaltähnlichen
Stein erfahren, welche aus Santa Lucia in Guatamala
stammen und für die amerikanische Archäologie von hohem
Znteresse sind. Es befinden sich darunter zwei wohlerhal-
tene Reliefs mit mythologischen und kriegerischen Scenen.
Eine Publikation der merkwürdigen Antiquitäten soll dem-
nächst erfolgen.

ö. Die königl. Staatsgalerie in Stuttgart hat wieder
eine wertvolle Bereicherung'erhalten durch den Ankauf des
Bildes „Schiffbruch an der Küste der Normandie" von Prof.
Rudolf Jordan in Düsseldorf, der Wiederholung eines
srühern, auch durch die Lithographie sehr bekannten Gemäldes,
das auf der internationalen Ausstellung in München und
dann in Berlin viele Anerkennung gefunden hat.

O Die Kunsthandlung E. Schulte in Düsseldorf und
Köln hat in Wien in dem Ausstellungslokale von I. Schnell
u. Sohn (I. Gieselastraße 2) eine 'Anzahl ausgezeichneter
moderner Gemälde der Düsseldorfer Schule zur Schau ge-
stsllt; mehrere Bilder verschiedener anderer Schulen sind bei-
gefügt. Vor allen hervorzuheben sind die neuesten Bilder
von A. Achenbach, welche durch dramatische Kraft und
stimmungsvolles Kolorit sich den besten Werken des Meisters
-beigesellen. Das „Motiv von Len Trollhstafällen", ein Hoch-
bild von bedeutender Größe, zeigt im Mittelgrunde einen
imposanten Wasserfall, dessen Fluten vom eben vorherge-
gangenen Gewitterregen schmutzig gefärbt sind. Jm Vorder-
grund und in der rechten Hälfte des Mittelgrundes stehen
auf dem felsigen Ufer einigs Sägemühlsn. Der bergige
Hintergrund ist bewaldet, und Regenwolken verhüllen die
Gipfel der Höhen. Ein anderes äußerst sarbenfrisches Bild,
das ^inen Amsterdamer Kanal darstellt und ein Über-
schwemmungsbild aus einer niederrheinischen Gegend, beide
zu den jüngsten Schöpfungen des phantasiereichen Künstlers
gehörend, bilden ebenfalls Zierden der Ausstellung. Eine
erstaunliche Meisterschaft in der Behandlung bewegten Wassers
bekundet Achenbachs „Lotsendampfer im Sturm". Das
Breitbild von mäßiger Ausdehnung (ca. 1,6 x 1,1 in) zeigt
rechts auf der abschüssigen Flüche einer Woge das Dampf-
boot, aus dessen Schlot dichter schwarzer Rauch qualmt. Jn
der Mitte des Bildes eine schäumende Welle, die (wie bei
Achenbach kaum anders zu erwarten) von einem durch die
Wolken brechenden Sonnenblicke getroffen wird. Tresfliche

Bilder von C. Sohn, L. Munthe, M. Todt, Max Volk-
hart u. a. schließen sich an die genannten Perlen moderner
Malerei an. Zu erwähnen ist ferner, daß die Ausstellung auch
Bochmanns „Kartoffelernte in Esthland" enthält, sowie
I. Brandts erst kürzlich vollendeten „Kampf um die
Standarte", ein Bild voll Leben und von vielen koloristischen
Vorzügen. Von Ernst Zimmermann finden wir ein vor
kurzem gemaltes Genrebild mit fast lebensgroßen Figuren:
Eine junge hübsche Fischhändlerin wird in ihrem Laden von
einem Jäger besucht. Ein neuer vorzüglich ausgeführter
„Geflügelhof" von C. Jutz muß ein Hondckoeter im Kleinen
gennnnt werden. — Jn den letzten Tagen wurds die Aus-
ftellung durch ein neues Bild von A. de Neuville, „Die
Einnahms des Friedhofes von St. Privat" bersichert.

L. Nobert Stieler in Stuttgart, der im vorigen Zahre
dort eine große Zahl hübscher Äquarelle mit Motiven aus
Nürnberg zur Ansstellung brachte, ließ in einer ebenso grotzen
Sammlung neuer Aquarelle aus Holland und dsm Rhein-
landen, die er jüngst ausstellte, erkennen, daß er das Ge-
biet seiner Studisn beträchtlich erweitert hat. Die Königin
von Württemberg, die eine wertvolle Sammlung von Aqua-
rellen alter und neuer Meister aller Schulen besitzt, hat
einige dieser Blätter gekauft und zugleich den Künstler be-
auftragt, mehrere Gemächer ihres Schlosses für sie zu malen.

Nermischte Nachrichten.

(2 Die Organisation der Berliner Kunstakademie soll
insofern eine Umgefialtung erfahren, als die Zahl der Sena-
toren von 33auf 40 erhöht und dieZahl der Meisterateliers um
zwei vermehrt werden soll. Die beiden neuen Meisterateliers
sind für Architekten in Aussicht genommen. Für jeden der
beiden Vorsteher ist im Etat eine Renumeration von 6900 Mk.
ausgesetzt. Die fünf bereits bestehenden Meisterateliers be-
sinden sich unter der Leitung der Professoren A. v. Werner
(Historienmalerei), Knaus (Genremalerei), Gude (Landschafts-
malerei), R. Begas (Bildhauerkunst) und Mandel (Kupfer-
stich). Die durch diese Neuorganisation erwachsenden Mehr-
kosten belaufen sich auf 21 700 Mk. Der Gesamtetat der
Kunstakademie beträgt für 1881/1882: 457 983 Mk. Dis
königl. Kunst- und Gewerkschule, welche bisher mit der Kunst-
akademie in Verbindung stand, soll aus derselben ausscheiden
und mit dem Kunstgeiverbemuseum in nähere Verbindung
gebracht werden.

(Z Die Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses,
welche über die Vorlage der Regierung, betreffend dis Be-
seitigung des Packhofes auf der Museumsinsel in Berlin,
beraten hatte, hat dieselbe mit elf gegen eine Stimme ange-
nommen. Damit ist der erste Schritt zur Verwirklichung
des großartigen Planes geschehen, über welchen wir in Nr. 21
der Kunstchronik S. 829 f. berichtet haben.

Hj Der neue Universitätsban in Wien ist im Äußeren
bis auf den Saalbau in der Mitte der Stirnseite, welcher
erst bis zum Gesimse über dem ersten Stockwerk emporragt,
als fertig anzusehen. Er zeigt an den vollendeten Teilen
schon seinen reichen Schmuck von Statuen und Reliefs, so
daß die Seitenansichten bereits einen geschlossenen großartigen
Eindruck hervorbringen. Geradezu überraschend aber ist 'der
Anblick, welchen die Architektur des großen mittleren Hofes
darbietet. Die Dimensionen sind riesige (Länge in runder
Zahl 70 m, Breite 46 m, Höhe bis zum Kranzgesimse 24 in)
und die Verhältnisse sind im Großen und Kleinen so fein
gewählt und wohl abgewogen, datz dieser Hof als eine der
vollkommensten und imposantesten Schöpfungsn der modernen
Baukunst angesehen werden muß. Die Architektur erinnert
an den Hof des Palazzo Farnese in Rom. Jm Parterre
ziehen sich rings Arkadengänge von beträchtlicher Tiefe herum.
Das erste Stockwerk öffnet sich durch große Rundbogen-
fenster, das zweite durch Fenster mit horizontalen Abschlüffen.
Die vertikale Gliederung ist im Partsrre durch die schön
gegliederten Pfeiler der Arkaden gegeben, in den zwei Ober-
geschossen durch Halbsäulen, welche 'den Arkadenträgern ent-
sprechen. Der Hof liegt um mehr als 4 Meter höher als
das Trottoir des Franzensringes vor der Hauptfassade.
Die Jnnenräume des ganzen Baues sind mit Ausnahme
des Vestibüls und des großsn Saales (der Aula), in der
Mitts der Hauptsassade säintlich eingewölbt. Jm ersten Stock-
werke sind schon einige Holzdecken ausgeführt, und auch die
 
Annotationen