Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0188

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
371

Vermischte Nachrichten,

372

Stukkodekoration der Decken über den Treppen im rückwiir-
tigen Tsile des Gebäudes ist fertig, Die großen Spiegel-
gewölbe über den großen Haupttreppen zü beiden Seiten
des Vestibüls sind zwar schon geschlossen, aber noch nicht
dekorirt, — Auf Andringen des Senats der Universität hat
sich das Ministerium bestimmt gefunden zur Bsschleunigung
des Baues für das laufsnde Jahr einen höheren Posten in
das Budget einzustellen.

i*, Dic Neiterstatue Friedrich Wilhelms IV. für die
Freitreppe der Berliner Nationalgalerie ist in Gußmodell
von Professor Calandrelli vollendet worden, Die Reiter-
statue ist von der Plinthe bis zum Scheitel 15 Fuß hoch und
erhält einen Sockel von 12—14Fuß Höhe, der mit allegori-
schen Gestalten und Reliefs geschmückt wird. Barhäuptig,
den Blick auf das neue Museum, seine Schöpfung gerichtet,
sitzt der König zu Roß. Ein in reichem Faltenwurf drapir-
ter idealer Mantel wallt von seinen Schultern hernieder und
bildet auf der Brust eine reiche Draperie, unter welcher die
große Generalsuniform und das Band des Schwarzen
Adlerordens hervorblickt. Der König parirt das ungeduldig
scharrende Rotz mit beiden Händen. Für den Kopf des
Königs diente dem Künstler die Rauchsche Büste als Vorbild.

sH Aus den Wiener Ateliers. Oberst vonBerres malt
gegenwärtig ein Pendant zu seiner bekannten „Rekrutirung
in Unterungarn". Das neue Gemälde, ein Vreitbild mitt-
lerer Größe, stellt die Entlassung von ungarischen Husaren
aus dem Militärdienste dar. Zum Abschied lassen die guten
Gesellen noch eimnal ihren Kriegsherrn hoch leben. Ein
zweites im Entstehen begriffenes Gemälde stellt den Auf-
bruch einer Feldwache von Husaren dar. Auch eine Kompo-
sition, welche die Verteidigung eines Engpasses durch Crivos-
cianer darstellt, hat v. Berres erst vor kurzem skizzirt.

— Julius v, Blaas hat soeben ein großes Breitbild
sorgsamster Ausführung vollendet, Jn einem anmutigen
Thale der Tyroler Alpsn haben vor einem Bauernwirts-
hause an der Bergstraße Soldaten Halt gemacht, welche einen
Zug von kräftigen Hengsten ins Gebirge zu befördern haben.
Das Wirtshaus sehen' wir rechts im Mittelgrunde, Der
Vordergrund wird durch die gefällig gruppirten Hengste be-
lebt, an welche sich die Bewohner des Thales nüt reger
Teilnahme herangsdrängt haben, Etwa in der Mitte des
Bildes hält sin Soldat zu Pferde und leert ein Gläschen,
welches augenscheinlich nicht Wasser und nicht Wein enthält,
sondern den landesüblichen Schnaps. Nach dem Hintergrunde
zu, welcher durch hohe Gebirge abgeschlossen erscheint, zieht
sich eine Bergstraße. Helle Sonne bescheint die Scene, Die
schweren Pferde, welche zur Verbesserung der Rasse hüufig
in die entlegenen Thäler geschickt werden, sind auf dem Bilde
mit großer Meisterschaft wiedergegeben, Blaas hat in dem
Hengstdepot von Lambach in Oberösterreich zahlreiche Studien
gemalt, welche er nun bei dem beschriebenen Bilde verwertet
hat, und welche neben den Pserdestudien aus Gödöllö einen
ebenso trefflichen wie interessanten Schmuck des Ateliers ab-
geben, Noch unvollendet finden wir bei Blaas einen Pferde-
markt in Oberungarn, dagegen hat der Künstler mehrere
kleine Genrebilder, darunter einen italienischen Hirtenknaben
im „äoles tdr nionts" vor nicht langer Zeit vollendet.

— Zwei höchst stimmungsvolle eben erst fertig gewordsne
Herbstlandschaften finden wir bei I. Marak. Die eine da-
von, eine Kohlenzeichnung, stellt eine hügelige Gegend dar,
über welcher trüber Wolkenhimmel lagert. Jn der Mitte
des Mittelgrundes steht ein schon halb entlaubter Kastanien-
baum, von welchem ein Windstoß eben einen Regen von
dürren Blättern herabschüttelt. Rechts von dem Stamme
fitzt ein Hirt, dessen Schützlinge, zwei Rinder, im Vorder-
grunde etwas links von der Mitte am Rande einer großen
Psütze stehen. Ein matter Schein dringt aus den Wolken
in der Mitte des Hintergrundes nahe dem niedrigen Horizont.
Das Bild ist äußerst charakteristisch und voll Poesie... Dies
gilt auch von der zweiten Herbstlandschaft, welche, in Öl aus-
gesührt, einen Laubwald darstellt, in welchem wir trotz der
vergilbten Blätter unschwer Birken, Espen und Pappeln
unterscheiden. Am Ausgange des Waldes an einem Wege,
der nach dem Vordergründe zu führt, gewahren wir zwei
Bauernmädchen, die von ihrer Arbeit, dem Laubkehren,
rasten. Der äußerste Vordergrund ist mit dürrem Laube
bedeckt.

Der Zngenieur I)r. Carl Humann, dessen Arbeiten
für die weitere Aufklärung der pergamenischsn Burg jetzt
ruhen, wird sich in diesen Tagen in Äegleitung eines öster-
rsichischen Gelehrten, Herrn Höfler, nach Angora, dem alten
Ankyra, begeben. Diese galatische Stadt, welche fich auch
zur Römerzeit noch einer hohen Blüts erfreute, ist überaus
reich an Jnschriften, dersn Schatz durch frühere Reisende,
wie Texier u. a., noch keinesweges gehoben ist. Die steile
Burg von Angora ist durch einen dreifachen Mauerring um-
schlossen, dessen Material fast ganz aus antiken Marmor-
guadern und Jnschriftblöcken besteht, Die bekannteste dieser
Jnschriften, das sogenannte Monumentum Ancyranum, be-
findet sich indessen im Pronaos des Augustustempels; die
Platte enthält in einer sehr langen lateinischen Jnschrift
einen großen Teil des Testamentes dieses Kaisers und giebt
dessen Thaten und, was baugeschichtlich wichtig, die Reihe
der von ihm ausgeführten Bauwerke an, Die Herstellung
eines genauen Papierabdruckes dieser Jnschrift ist unter
anderem Zweck des Unternshmens,

Zur Patina-Frage, Jn der Polytechnischen Gesellschast
in Berlin machte kürzlich Professor R, Weber interessante
Mitteilungen über seine Versuche zur Lösung der Patina-
Frage, die gerade für Berlin mit Rücksicht namentlich auf
die Denkmäler des Großen Kurfürsten und Friedrich des
Großen eine ganz besondere Bedeutung hat, Es ist be-
kannt, daß das Standbild Friedrichs des Großen, dann u. a.
aber auch die Rossebändiger vor dem Schlosse und der Löwen-
kämpfer am Neuen Museum mit einem rauhen, stumpf-
schwarzen Überzug bedeckt sind, der den Anschein erweckt,
als seien jene Kunstwerke gar nicht aus Edelmetall, sondern
aus Eisen gegossen, während das Denkmal des Großen Kur-
fürsten und da vor allem wieder die Gestalten der Sklaven
eine verhältnismäßig schöne Patina zeigen, Man hatte ein-
fach angenommen, daß die Bildung der Patina von äußeren
Einslüssen abhängig sei, und diese Ansicht hat in der That
ja zunächst manches für sich. Gerade aber die angeführten
Beispiele zeigen das Jrrige derselben, Es unterliegt keinem
Zweifel, daß die Lust auf der Langen Brücke schlechter ist
als Unter den Linden, und eine cheinische Analyse hat denn
auch ergeben, daß sich auf dem Denkmal des Großen Kur-
fürsten weit mehr Schwefelwasserstoff niedergeschlagen hat als
auf dem Standbild Friedrich des Großen; es betrug die
Menge des gefundenen Schwefels bei ersterem 5 Proc., bei
letzterem aber nur 0,6—Ü,V Proc.; der Schwefel, mit anderen
Worten ausgedrückt, die Verunreinigung der Luft, würde
also das schwärzende Agens nicht sein, und Professor Weber
ist daher auf den schon früher angeregten Gedanken zurück-
gegangen und hat gesucht, ob nicht in der Komposition, in
der Art der Legirung dieses Agens zu finden sei. Die
Analyss ergab, daß die Bronze des Großen Kurfürsten viel
Zinn (7,4 Proc.s, abersehr wenig Zink (1,8 Proc.), speziell
dis der Sklaven gar kein Zink enthält, während bei Friedrich
dem Großen sich ein Gehalt von 10 Proc. Zink, dagegen sehr
wenig Zinn ergab. Durch die Einwirkung der äußeren Luft
entsteht nun bekanntlich Kupferoxyd, das die Patina bildet.
Professor Weber hat sich diese Lösung künstlich hergestellt
und auf Bronzen wirken lassen, die nach der Art der Bronze
des Großen Kurfürsten und der Friedrichs des Großen legirt
waren, und da hat sich denn sofort gezeigt, daß da, wo ein
starker Zinkguß sich sindet, also bei der Bronze, die der des
Denkmals Zrisdrichs des Großen gleicht, jener schwarze
Überzug sich bstdet, dessen Natur noch völlig unbekannt ist
und der um so merkwürdiger ist, als man weiß, datz das
Oxyd von Zink nicht schwarze, sondern weiße Farbe zeigt.
Jst^nun auch die Natur des schwarzen Körpers noch unbe-
kannt, so hat Professor Weber doch wenigstens schon Be-
dingungen gefunden, Lis eine Veränderung des Kürpers und
die Bildung einer guten Patina ermöglichen. Diese zeigt
sich auch bei reich zinkhaltigen Bronzen da, wo das Metall,
wie an einzelnen Stellen des Wrängel-Brunnens, in stete
Berührung mit Wasser kommt und wo Kalk auf die Bronze
einwirken kann. Professor Weber gedachte endlich noch kurz
des gleich schwärzend wirkenden Einflusses, den ein auch nur
ganz geringer Prozentsatz Arsenik hervorruft. Der Bronze-
gießer, der eine schöne Patina erzielen will, wird sich also
ebenso sehr vor einem allzu starken Zinkzusatz, wie auch vor
einer Verunreinigung des Kupfers, namentlich durch Arsenik
zu hüten haben. (N. A. Z.)
 
Annotationen