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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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383

Kunstlitteratur. — Nekrologe. — Kunsthistorisches.

384

für den 17. März 1813, um die Wirkung des Aufrufs
„An mein Volk" darzustellen. Jm fernsten Hinter-
grunde, etwas in Dunst gehüllt, erkennen wir die Türme
Breslau's, links die Elisabethkirche, rechts die Kntha-
rinenkirche. Der Vordergrund ist zu beiden Seiten
mit dichten, sehr glücklich angeordneten Menschengruppen
besetzt, in der Mitte jedoch frei, um den Eindruck der
Hauptgruppe, welche den ganzen mittleren Tcil des
Bildes einnimmt, ganz und voll wirken zu lassen.
Diese besteht aus sieben Reitern: König Friedrich
Wilhelm III. auf einem Schimmel, links von ihm
mit charakteristischer Handgeberde Blücher, hinter
Blücher Scharnhorst; rechts hinter dem Könige die
beiden Prinzen, seine Svhne und Nachfolger, der Prinz
Wilhelm und Gneisenau.

Unter den trefflich komponirten, sich nm diese
Hauptgruppe scharenden Massen Vvn Bauern, BUrgern,
Frauen, Kindern, vor allem von Freiwilligen im
Soldatenrocke, die Waffe in der Hand, sind zahlreiche
Porträts zu erkennen. So bemerken wir rechts den
trefflichen Ostpreußen von Hippel, den Verfasser des
Aufrufs, und Professor Steffens, der dies histvrische
Aktenstück in der Hand hält; links vor einem Leiter-
tvagen voll Bauern, die mit Gewehren in der Hand
eben ankommen, die Figuren Theodor Körners und
Jahns, die Hand zum Schwur erhoben, in der
schwarzen Uniform der Lützowschen Jäger.

Der Gesamteindruck des grvßen, wirkungsvollen
Gemäldes ist ein ernster und erhebender. Der Maler
selbst ist von deni Jnhalte des weltgeschichtlichen
Aktes sichtlich erfaßt worden; diese Ergriffenheit hat
er verstanden auf den Zuschauer zu übertragen, der
sich bald in eine weihevolle, dem Gegenstande an-
gemessene Stimmung versetzt fühlt. B. Förster.

Aunstiitteratur.

8v. Adolf Menzels Jllustrationen zn den Werken
Friedrichs des Großen waren den meisteu Verehrern des
großen Meisters bisher nur dem Namen nach bekannt. Ein
Unternehmen der Kunstverlagshandlung von R. Wagner in
Berlin soll nun den Schlüssel bilden, um Zugang zu schaffen
zu diesem reichen Schatze, der in den vierziger Jahren unter
Unzelmanns und O. Vogels Vortritt zu frischem Leben
erblühten deutschen Holzschneidekunst. Es ist der genannten
Verlagshandlung gelüngen, die Genehmigung des deutschen
Kaisers zu einem besonderen Abdruck der 2V0 Originalholz-
stöcke in einer Auflage von 300 Exemplaren zu erhalten.
Die Ausstattung soll eine überaus opulente werden, und
demgemäß ist auch der Preis ein außergewöhnlich hoher,
nur sür reiche Liebhaber erschwinglicher. Das ist denn frei-
lich eine, aber auch die einzige bedauernswerte Seite der
Untsrnehmung, der somit die Aussicht auf eine in diesem
Falle ganz besonders wünschenswerte Popularität abge-
schnitten ist.

O Die aus dcr Konkurrenz von 1872 siegreich hervor-
qegangenen Entwürfe für das deutsche Reichstagsgebäude
sind in einer Lichtdruckreproduktion von 27 Tafeln bei Ernst
Wasmuth in Berlin erschienen. Da die Grundfläche von
1872 so ziemlich dieselbe ist, die jetzt bebaut werden soll, so
haben diess Entwürfe außer dem historischen noch insofern
ein praktisches Jnteresse, als wenigstens die Grundrisfe der

Architekten, welche sich an der neuen Konkurrenz beteiligen
wollen, ein — sei es im positiven, sei es im negativen Sinne
— brauchbares Material liefern. Jn der Fassade hat frei-
lich kein einziger der fünf preisgekrönten Architektsn die
Jdee eines Parlamentsgebäudes zum Ausdruck gebracht.
Bohnstedts Entwurf schwankt zwischen Museum und Orangerie,
Ende und Boeckmann haben eine Theaterfassade geliefert,
Kapser und Großheim haben ein Mittelding zwischen Pan-
theon und Opernhaus geschaffen, während Mylius und
Bluntschli auf jede bestimmte Charakteristik verzichtet haben.
Gilbert Scott endlich, dem der Preis wohl nur aus Kour-
toisie erteilt worden ist, hat einen malerisch sehr wirksam
gruppirten Bau geliefert, der am ehesten den Anforderungen
eines geistlichen Stifts oder eines EollsAs entspricht. Als
Markstein in der Entwickelungsgeschichte unserer Architekiur
sind diese Entwürfe auch noch insofern interessant, als sie
zeigen, daß unssre Baukunst während des letzten Jahrzehnts
doih um ein recht erhebliches Stück vorwärts gekommen ist
und daß gerade jene preisgekrönten Sieger ihr gut Teil zu
diesem Aufschwung beigetragen haben.

Nekrologe.

Aubel -ß. Aus Kassel wird uns geschrieben: „Am 23.
Februar starb hier im hohen Alter von 86 Jahren der
frühere Jnspektor unserer Bildergalerie, Prof. Aubel. Auch
als Künstler, namentlich im Porträtfach, war der Verstorbene
zu seiner Zeit hoch geschätzt. Aubel hatte seine Studien in
Paris und Jtalien gemacht und kehrte um das Jahr 1830
hierher zurück, wo ihm eine Professur an der königl. Aka-
demie der bildenden Künste übertragen wurde. Darnach
wurde er zum Galerieinspektor ernannt. Durch seine vor-
trefflichen Eigenschaften hatte sich Aubel zahlreiche Freunde
gewonnen, die ihm ein ehrendesAndenken bewahren werden".

IV.

Aunsthistorisches.

Ausgrabuiigeii am Pantheon. Seitdem das römische
Pantheon die Gruft Viktor Emanuels ist, dachte man daran,
den kolossalen Rundbau von den an der Rückseite angebauten
Häusern frei zu machen, und es ist zu diesem Zwecke im
Juli vorigen Jahres begonnen worden, in der schmalen
Via della Palombella, die sich hinter dem Pantheon hinzieht,
die an dasselbe sich anlehnende Häuserreihe zu demoliren.
Die Arbeit ist nun vollendst, und bei dieser Gelegenheit ge-
langte man zugleich zu einer höchst merkwürdigen Entdeckung,
über welche wir in der „Times" einen ausführlichen Bericht
finden. Durch die Demolirung der alten baufälligen Häuser
der Via della Palombella und durch Abtragung des Straßen-
grundes wurden nümlich die Umfassungsmauern und der
Fußboden einer großen antiken Halle blosgelegt, die mit
! der hinteren Seite des Pantheons in Verbindung stand und
! zugleich zu den Thermen des Agrippa gehörte, deren Ruinen
auf dsr anderen Seite der Via della Palombella liegen. Es
stellte sich heraus, daß dieses Gäßchen in die antike Halle
eingebaut worden war, welche, wie sich nun zeigt, eine Länge
von 148 und eine Breite von 50 Fuß hatte und in welche
an beiden Enden große Portale führtsn. Sie war also
länger als der Durchmesser des Pantheon und lag parallel
mit dessen Portal. Acht große Säulen von phrpgischem und
numidischem Marmor trugen die gewölbte und kassettirte
Decke, und große Stücks dieser Säulen sowie zahlreiche Reste
des reichen plastischen Schmuckes fand man in der Erdschicht,
die den Marmorboden der Halle bedeckte. Jn der dem Pan-
! theon zugewendeten Längenwand befindet sich ferner eine
große Nische, welche genau der Hauptnische des Pantheons
entspricht und mit derselben rückwärts zusammenstößt. Zu
! beiden Seiten dieser Hauptnischen verbinden Gänge die Halle
mit dem Jnnern des Pantheon, und andererseits sührt in
der noch nicht blosgelegten Längenwand der Halle ein Ein-
gang in die Haupträume der Thermen des Agrippa. Es
ergiebt sich ferner, daß diese drei zusammenhängenden Bau-
werke — das Pantheon, die Halle und die Thermen — zu
gleicher Zeit errichtet worden sind.

Die Umgegend von Metz birgt noch eine Menge Alter-
tümer aus der Römerzeit, und erst in den letzten Tagen
sind in den ausgedehnten Kiesgruben von Sablon neue
 
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