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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

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Funde gemacht worden; es befinden stch darunter ein kleiner
heidnischer Altar, gegen ZNO römische Münzen mit de« Bild-
nissen verschiedener Kaiser von Julius Cäsar bis aufConstantin
den Großen, zwei paar bronzirte und vergoldete Vasen mit
trichterförmiger Öffnung, eine Vase von Bronze, ein Thränen-
krug, drei kleine eiserne Messer und eine größere Anzahl
Schalen, Krüge und Vasen in verschiedenen Größen. Die
Vasen aus gebraNnter Erde sind teils rot, teils schwarz und
vollkommen gut erhalten. Der Hauptfund besteht in den
Grundmauern eines Turmes aus der Römerzeit, dessen
Durchmesser 6 in beträgt. Das Mauerwerk ist ebenfalls treff-
lich erhalten. Die zu demselben verwandten Steine scheinen
aus den Steinbrüchen von Jaumont, Ancy oder Norroy bei
Pont-d-Mousson herzurühren. (Köln. Zeitg.)

personalnachrichten.

vr. A. Schmarsow, seit Anfang des vorigen Iahres als
Privatdocent in Göttingen habilitirt, hat jetzt die früher
von Unger innegehabte Professur für neuere Kunstgeschichte
an dieser Universität erhalten.

5amrnlungen und Ausstellungen.

Die Abteilung der mittelalterlichen und Nenaissance-
skulpturen des Berliner Museums ist durch folgende neue
Erwerbungen bereichert worden: die bemalte Holzbüste der
Maria als Schmerzensmutter. ein Werk des Martinez Mon-
tanez, des Hauptmeisters der südspanischen Plastik, in Sevilla
angekauft, zwei Sandsteinstatuen aus dem 14. Jahrhundert,
ein Erzengel Michael und die Statue Kaiser Karl IV. als
König von Jtalien, und ein kleiner Kruzifixus, in Nürnberg
angekauft, zwei bemalte und vergoldete Holzfiguren in halber
Lebensgröße, von einem Meister der schwäbischen Schule
unter dem Einflusse Martin Schongauers ca. 1480—1490
gefertigt, eine Bronzestatuette der Madonna, in Rohguß,
einem Meister der deutschen Frührenaissance (ca. 1510) an-
gehörig.

(I! A.deNeuville's interessantes Bild „Die Erstürmung
des Friedhofes von St. Privat" ist.wie bereits erwähnt,
seit mehreren Tagen in Wien bei dem Kunsthändler Schnell
ausgestellt. Das Bild entstand im vorigen Jahre und gs-
hörte im „Salon" zu jenem Kern von vorzüglichen Werken,
welche die Ehre der französischen Malerei retten mußten.
Aufsehen genug machte damals das Gemälde in Paris und
das aus leicht begreiflichen Gründen. Der Vorwurf selbst,
die dramatische Behandlung und die virtuose Technik wirken
zusammen zu einem in jeder Beziehung bedeutenden Ganzen,
welches nur unter einer tendenziösen Zuspitzung leidet, die
dem Beschauer deutscher Nation nicht verborgen 'bleiben kann.
Dem Maler ist es nämlich vor allem darum zu thun, die
Franzosen, wenn auch besiegt, doch in möglichst günstigem
Lichte erscheinen zu lassen. Zu diesem Zwecke versetzt er uns
auf den Schauplatz eines Kampfes, dessen Ungleichheit so-
fort einleuchtet. Vor der ganz links im Vordergrunde sicht-
baren Kirche liegt der kleine Friedhof, welcher Franzosen als
letzte Zuflucht gedient hat. Eine niedrige Mauer, welche sich
mit ihrer Ecke bis rechts in den Vordergrund erstreckt,
scheidet noch die wenigenübriggebliebenen von der anstürmen-
den Übermacht. Ringsum ist alles mit Toten und Verwun-
deten bedeckt, sowohl auf dem Friedhofe selbst als auch auf
der Straße, die sich durch das Dorf von rechts im Vorder-
grunde nach derMitte des Hintergrundes hin erstreckt. Zwei der
übriggebliebenen Franzosen haben sich mit aller Kraft, welche
die inangelhafte Logik verzweifelten Widerstandes einflößt,
gegen die große Thür gestemmt, gegen welche vom Hinter-
gründe her die Dsutschen anstürmen. Da weicht aber die
fchwache Wand, und der eine der Verteidiger fällt. durch den
Pistolenschuß eines hereindrängenden deutschen Offiziers ge-
troffen. Diesen Moment hat Nsuvills mit seinem feinen
Verständnisse für spannende Schilderung dargestellt; auch
läßt er den eben besprochenen Vorgang sich so ziemlich in
der Mitte des Bildes abspielen, wodurch er eine bei moder-
nen Schlachtenbildern so selten vorkommende gute Bild-
wirkung erzielt. Fast nur als Beigabe erschsinen die verwunde-
ten Franzosen, welche, an eine Mauer im Hintergrunde des
Friedhofes gelehnt, mit düsterer Miene ihrem Geschick entgegen-
sehen. Dieses aber muß sich bald entscheiden, denn in wenigen

Augenblicken wird die sonst dem stillen Frieden geweihte
Stätte vom Siegesjubel der Deutschen widerhallen, die auch
schoN von links her im StUrmschritt herankommen. Den
Hintergrund der höchst bewegten Scene bilden die arg zer-
schüssenen Häuser des Dorfes. Mit der Röte des sinkenden
Tages vermischt sich der Schein des Brandes, der von den
Dächern auflodert. — Das beschriebene Ölgemälde, ein
Breitbild, mißt 3,4 x 2,Z Meter und trägt links unten die
Bezeichnung: „A. de Neuville 1881".

Rp-b. Münchencr Knnstverein. Defreggers neuestes
Bild „Dis Ankunft zum Tanz" spielt in einem Pusterthaler
Wirtshause. Die Komposition ist eine ungemein wohlüber-
dachts, verrät es aber nirgends. Rechts im Bilde erhebt sich
dicht »n der Wand die schmals Estrade für die Musiker, die
sich dort bereits zu schaffen machen. Vor ihr hat stch ein
junges Paar beim Wein niedergelassen und harrt vergnügten
Sinnes dessen, was da kommen soll, während ein Bauer eifer-
süchtigen Grolles nach einer Schönen hinüberschaut, die ihrem
sie mit Jauchzen und Springen bewillkommnenden Verehrer
strahlenden Gesichts entgegenlächelt. Im Hintergrunde unter-
weist die alte Wirtin ein kleines Mädchen, das heut zur
Aushilfe angestellt ist, und daneben macht ein Bursche einem
schmuckenMädchen, das verlegen an seinemSchürzenende zupft,
den Hof. Die Hauptgruppe nimmt den Mittelpunkt und die
linke Seite des Bildes ein und besteht aus Burschen, welche
sozusagen die Honneurs des Hauses machen, und aus einer
Anzahl von Paaren und zu zweien oder dreien erscheinenden
Dirnen in der schmucken Tracht des Thales. Die anzishend-
sten Personen dieser Gruppe sind ein sich glückselig an beiden
Händen fassendes Paar und ein wohl züm erstenmale auf
den Tanzplatz kommendes bildhübsches Mädchen, das in
glücklicher Unbefangenheit in die ihr neue Welt hineinschaut.
Älles in dem Bilde ist Wahrheit, alles Frohsinn und Heiter-
keit und echter, kernhafter Humor und dazu von bestechcndem
sonnigen Farbenreiz. Gerechtes Aufsehen erregte Dills
prächtiges Bild aus dsm Kanalgewirre der Lagunenstadt.
Als ganz besonders gelungen ist, abgesehen von der Größe
der Äuffasfung, von der geschickten Änordnung der architsk-
tonischen Massen und von der charakteristischen Staffage, die
Wiedergabe jenes wunderbaren Duftes in Licht und Farbe,
welcher über Venedig liegt. Mathias Schmid war mit zwei
humoristischen Kompositionen erschienen: „Der eingeweihte
Herr Pfarrer" wird während des von ihm eigenhändig be-
sorgten Geschäfts des Rasirens von ein paar hübschen
Baüernmädchen überrascht, die, Festgeschenke überbringend,
von der alten Hauserin scharfer Beobachtung unterstellt wer-
den. Jn dem zweiten Bildchen sieht man einen wohl-
genährten Landgeistlichen, her im Begriff ist, auszugehen,
als es sich findet, daß das Knieband zerrissen ist. Die Zeit
drängt, und da macht denn das junge hübsche Bäschen,
auf der Diele kauernd, den Schaden mit Nadel und Faden
schleunigst wieder gut, eine Operation, welcher Hochwürdsn
schmunzelnd zuschaut. Xylander brachte zwei treffliche
Mondnächte „Rochester in Englcmd" und „Am Skagsr-Rack",
und Kirchbach eine koloristisch sehr bedsutende Scene aus
Franz Trautmanns „Herzog Christof der Kämpfer", Paul
Weber eine höchst wertvolle feinempfundene Landschaft mit
Rindern und „Das Kaisergebirge bei Oberaudors im Unter-
innthale", Phil. Roeth, der den Ersten seines Faches bei-
gezählt werden muß, erfreute durch 26 köstliche Landschafts-
studien in Ül voll innigster Empfindung und Morgenstern
durch eins in Anordnung und Farbe gleich schätzbare und
anziehende „Partie am Ammersee". Fräulein Münch-
Bellänghausen in Nizza, welche sich bescheiden „Schülerin
von Mme. Hegg" nsnnt, erwies sich in einer Reihe von
Aquarellblättern als Meisterin in der Blumenmalerei. Von
Eug. Neureuther sahsn wir eine Anzahl mit jugendlicher
Frische entworfener und delikat ausgeführter Aquarellrand-
zeichnungen zu Gedichten von Goethe. Raupp zeigt uns in
seinem dramatisch wirksamen „Ein Wetter komnit" den Kampf
eines von einem resoluten Mädchen geführten Kahnes mit
den Wellen des Chiemsee's. — Seit dem Hingange Mart.
Knollers, dem München das prächtige Deckengemälde in der
Bürgsrsaalkirche verdankt, hat hier kein Künstler mehr die
Komposition aus der Froschperspektive mit so glänzendem
Erfolge kultivirt wie Ludwig Lesker, über dessen herrliche
Deckeübilder für das Schloß zu Sigmaringen ich vor ein
paar Jahren berichtete. Daß er die Schwierigketten dieser
 
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