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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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399

Todesfülle. — Kunstlitteratur.

400

Bild m der Nationalgalerie, „Christus am Ölberg",
nach demselben Meister in der Sammlung Rogers,
„Die Almosenverteilung des heil. Lorenz", aus der
Fiesolekapelle im Vatikan und die Madonna de' Ansidei
in Blenheim. Von Kupferstichfolgen, welche er während
seines Londoner Aufenthaltes herausgab, nennen wir:
I lrssotri nslla vilta UuAliang., mit Text von
Platner; Hrs onr^nliäss krom tko Lturmu äolt'
Llioäoro in tlis Vatiosn, unter der Mitwirknng von
A. Krüger gestochen, mit Tept von vr. H. W- Schulz;
'IIis poolr ot oowmon-pru/sr, mit Jllustrationen
nach Fiesole, Raffael, Overbeck u. a.; die Bordüren,
Bignetten und Jnitialcn sind von Owen Jvnes. Auch
die Herausgabe der Kupferatlanteu zu Layards Werkeu
über Ninive leitete er. Ein Augenleiden war der
nächste Anlaß, daß Gruner in der zweiten Hälfte seines
Lebens sich mehr der dekorativen Kunsi zuwandte, zu
welcher er von jeher viel Neigung hatte; wollte
er doch ursprünglich Dekorationsmaler werden. Die
hohen Gönner, welche er in London insbesondere
an der Königin und dem Prinz-Gemahl gefunden,
sörderten ihn in seinen Unternehmungen auf diesem
Gebiete, und eine Reihe von Prachtwerken entstand.
So das schöne Werk Urssoo äsoorstions snä stuooos
in Itnl^, London 1844, 2. Auflage 1854; auf be--
sonderen Befehl der Köuigiu gab er DIis äsoorstions
ot tlis Asräen psvillons in tlis Arounäs ol UnolrinA-
Imin-I?!z,Isos mit einem Text von Frau Jameson,
heraus. Jm Auftrage der englischen Regierung lieferte
er ferner für die Kunstanstalten eine Folge Vorlege-
blätter in Farbendruck nach den besten itatienischen
Mustern, unter dem Titel: 8x>soimsns ot ornsnisn-
tsl srt; ein ähnliches Werk, mit welchem der Künstler
bereits vorher beauftragt worden war, betitelt sich:
Ornsnisntg.1 ässiZns tor äsoorutions snä mgnntso-
tnrss. Auch in mehr selbstschöpferischer Weise war
er als Dekorateur thätig. Wie er Anteil hat an der
Dekoration des Mitte der 50 er Jahre neuerbauten
Teiles vom Buckingham-Palast, so auch an der inneren
Ausschmückung des Schlosies Osborne. Ebenso be-
sorgte er später von Dresden aus die Dekoration zu
dem Mausoleum der Herzogin von Kent und die Ent-
würfe zu dem Mausoleum, welches die Königin dem
Prinzen Albert im Park von Windsor erbaut hat.

Jm Jahre 1856 folgte Gruner einem Ruf nach
Dresden als Direktor am königl. Kupferstichkabinet;
gleichzeitig wurde er Profesior der Kupferstichkunst an
der Äkademie daselbst und Mitglied Ler Galeriekom-
mission. Jn letzterer Eigenschaft hat er bei verschie-
dencn Bildcrankäufen als Unterhändler gedicnt; bereits
im Jahre 1853 noch während seines Londoner Aufent-
haltes, hatte er den Ankauf einer Anzahl von Bildern
der spanischen Schule aus der Sammlung des Königs
Ludwig Philipp vou Frankreich sür die Dresdener
Galerie unter sehr günstigen Bedingungen vermittelt.
Zu einer großeren Grabstichelarbeit kam es in Dresden
nicht mehr, und bcreits unter den Blättern, die in London
entstanden, sind viele nur unter seiner Leitung ge-
stvchen. Auch seine Lehrthätigkeit war eine sehr be-
schränkte; bei den für die Kupferstecherei so ungünstigen
Zeitverhältnissen hat er im Laufe der Jahre nur einen
einzigen Schüler, Ernst Mohn, gefunden. Um so frucht-
barer erwies sich des Künstlers rastlose Thätigkeit nach
anderen Seiten hin. Er verösfentlichte: „Die Bas-

reliefs an der Vorderseite des Doms zu Orvieto", mit
Text von Braun, Leipzig 1858; Vo LosFsls or
Ursssss in tlis snoristz- ot Lsnts. Usrig. äslls Orams
st Uilsn. Illustrstions ot tlis psintsä äsoorstions
U. Imini, London 1859—1860; 'llio Dsrrg.-ooits-
sroliitsoturs ok Hortli Itsl^, Londvn 1867. Ferner
gab er mit A. B. v. Landsberg, welcher den Text be-
sorgte, eine Folge auserwählter Kunstwerke des Grünen
Gewölbes in Farbendrucken nach Zeichnungen von
Seidemann und Mohn heraus; das Werk erschicn
später in Lvndon in zweiter vermehrter Ausgabe mit
englischem Texte. Auch das ^.rt-sourusl brachte eine
Reihe mit Holzschnitten illustrirter Aufsätze über dic
letztgenannte Sammlung aus der Feder des Künstlers.
Endlich nnternahm cr auf Veranlasiung der Gcne-
raldirektion der königl. Sammlungen zu Dresden die
Herausgabe einer größeren Folge von architektonisch
und kunstgewerblich interessanten Blättern des Kupfer-
stichkabinets in Lichtdruck. Daneben war seine Thätig-
keit vielfach der Arundel Society gewidmet, weshalb
er zur Sonmierzeit sich in England aufzuhalten pflegtc.
Eine große körperliche Rüstigkeit und gcistige Frische
unterstlltzten die Thätigkeit des Künstlers bis in seine
letzten Lebensjahre. Doch sollte cr schließlich Vvn
schwerer Krankheit nicht verschont bleiben, in welcher
ihm der Tod zur Wohlthat wurde. C. C.

Todesfälle.

Euge» Napolcon v. Neureuther, ehemaliger Profesior
an der königl. Akademie in München, ist am 23. März in
seinem 77. Lebensjahre gestorben.

Heinrich Lehmann, Historienmaler, 1814in Kiel geboren,
in der Schule von Jngres gebildet und als Franzose natura-
lisirt, starb in Paris am 3l. März.

Aunstlitteratur.

Ncuer Katalog der Belvcderegalerie. Von dem seit
Jahren vorbereiteten 'beschreibenden Verzeichnis Ler berühm-
ten Wiener Gemäldesammlung, welche demnächst in dem
neuen, von Semper und Hasenauer erbauten Hofmuseum ihre
Aufstellung erhalten wird, ist soeben der erste Band, verfaßt
von dem Direktor der Galerie, Eduard Ritt. v,, Engerth,
(im Selbstverlage der Galeriedirektion), an die Öffenllichkeit
getreten. Der höchst gediegen und elegant ausgestattete,
4,XXXIX u. 480 S. 8. umfassende Band (gedruckt von
A. Holzhausen in Wien) enthält zunächst eine quellenmätzig
gearbeitete Geschichte der kaiserl. Gemäldegalerie, dann den
Katalog der Bilder italienischer, spanischer und französischer
Schulen, nebst Registern der Künstlernamen, und der in
diesem Bande enthaltenen historischen Bildnisse, endlich den
Grundplan des ersten Stockes des neuen Galeriegebäudes,
in welchem die Sammlung ihre neue Unterkunft finden soll.
Der Katalog ist innerhalb der Schulen nach Künstlernamen
alphabetisch geordnet und mit durchlaufender Nummerirung
versehen; auf charakteristische Beschreibung und Eruirung der
Herkunft der Bilder wurde bei der Bearbeitung des Kata-
logs vor allem Gewicht gelegt; unter den Mitarbeitern,
welche dsr Herausgeber im Vorworte namhaft macht, haben
ihm die Herren Crowe und Cavalcaselle speziell für die ita-
lienischen Schulen zur Seite gestanden und ersterer sämt-
liche Biographien der italienischen Maler geliefert; von dem
verstorbenen Anton Ritt. v. Perger rührt ein grotzer Teil
der im Verzeichnisse sorgfältig angegebenen Reproduktionen der
Bilder her. Wir begnügen uns hier mit dieser kurzen An-
zeige der hochwillkommenen Publikation und kommen auf
deren Jnhalt des Weiteren im kritischen Teile der Zeitschrift
zurück. _ _
 
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