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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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4U1

Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

402

personalnachrichten.

Professor Anton Springcr verweilt seit Ende Februar
in Sicilien und wird Mitte'Mai nach Leipzig zurückkehren.

Sarnmlungen und Ausstellungen.

« Die crste internationalc Knnstausstcllung in Wicn
wurde vrogrammgemciß am 1. April durch S.' Maj. den
Kaiser Franz Joseph im Beisein zahlreicher Notabilitäten
des Hofes, der ersten Würdenträger der Staatsgewalt, der
Vertreter der Künstler- und Schriftstellerwelt und einer
glänzenden Versammlung von geladenen Gästen feierlich er-
öffnet. Nachdem der Kaiser von der Lothringerstraße aus
das reich dekorirte Foyer des Künstlerhauses betreten hatte,
wurde er vom Präsidenten der Ausstellungskommission,
Grafen Edmund Zichy, mit einer Ansprache' begrüßt, in
welcher der Rsdner, die Geschichte des Baues und seiner nun
glücklich durchgeführten Erweiterung berührend, für die durch
kaiserliche Huld möglich gewordene Umgestaltunq des Künst-
lerhauses den Dank der Genossenschaft aussprach. Der
Monarch erwisdsrte hierauf mit laut vernehmbarer Stimme
Folgendes: „Gern babe Jch Jhrem gemeinnützigen Unter-
nehmen Meine Unterstützung zugewende't, und Jch freue Mich,
daß durch den Ausbau des Lkünstlerhauses sowie durch die
hingebungsvolle und aufopfernde Tbätigkeit einer Anzahl
von verdienten Männern die der Genossenschaft der bildenden
Künstler gestellte Aufgabe ihrer Lösung entgegengeführt er-
scheint. Wir haben der Kunst eine erweiterte Stätte ge-
schaffen und die Künstler aller Staaten Europa's zu einem
friedlicheu Wettstreite eingeladen, in dem, wie Ich mit Be-
stimmtheit hoffe, auch die heimische Kunst einen ehrenvollen
Platz einnehmen und auch behaupten wird. Jndem Jch
Jhren Bestrebungen reichen, fühlbaren Erfolg wünsche und
Sie Meines serneren Schutzes versichere, erkläre Jch die erste
internationale Kunstausstellung in Wien für eröffnet." —
An deu Erösfnungsakt schloß sich ein Rundgang des Kaisers
und seines Gefolges durch sämtliche Räumlichkei'ten, in denen
die Mitglieder der einzelnen Länderkommissionen dieHonneurs
machten. Mit besonderem Jnteresse wurden die stattlichen
neuen Säle in Augenschein genommen, dsren schöne Ver-
hältnisse und gute Beleuchtung allgemeine Befriedigung her-
vorriefen. Jn der deutschen Abteilung wird der Eindruck
des imposanten Raumes noch durch ein höchst geschmackvolles
Arrangement gehoben, welches die vorwiegend kleinen Bilder
zu trefflicher Wirkung bringt. Durch ihre Fülle an Geist, an
intereffanten Jndividualitäten und an Werken von energischer
Charakteristik überragt diese Abteilung alle übrigen, während
die französische Kunst namentlich durch den Eindruck solider,
von feinem Geschmack begleiteter Schulung imponirt und die
österreichische ihren Hauptreiz in farhiger Wirkung und har-
monisch ausgeglichener Stimmung entfaltet. Unter den.sonsti-
gen Abteilungsn seien noch die spanische, die italienische und
die skandinavische hier vorweg namhaft gemacht und alles
Übrige der eingehenden Berichterstattung, welche wir mit
zahlreichen Abbildungen begleiten werden, vorbehalten. So-
viel darf schon heute konstatirt werden, daß man mit der
ersten internationalen Kunstausstellung in Wien keinen Miß-
erfolg erzielt hat. Leider war der Katalog, von dem auch
eine illustrirte Ausgabe erscheinen wird, nicht zur Eröffnung
rechtzeitig fertig geworden.

Die gräflich Naczynskischc Gemäldegalcrie in Bcrlin,
welche einige wertvolle Gemälde älterer ita'lienischer Meister
und ausder neudeutschenSchule (Cornelius/Kaulhach, Schnorr
v. Carolsfeld, v. Schwind) entkält, soll den Bestimmungen
des Stifters zufolge nach dem Erlöschen der Familie in den
Besitz des königlichen Hauses übergehen. Da nun das Rac-
zynskische Palais wegen des Baue's des Reichstagsgebäudes
abgebrochen werden muß, werden die Gemülde den könig-
lichen Sammlungen einverleibt werden.

T Henri Sicmieradzki hat im Verein Berliner Künstler
ein antikes Genrebild ausgestellt/, welches die Jahreszahl
1882 trägt, also srst kürzlich vollendet worden ift. Auf einer
felsigen Straße, die sich zu einem Tempel emporwindet, fitzt
ein römisches Liebsspaar, welchem ein nubischer Wahrsager,
der, wie sein hochbeladener Esel zeigt, mit ägyptischen Kul-
tusgegenständen Handel treibt, die Zukunft aus den Linien
der Hand prophezeit. Die Landschaft und dis Figuren sind

in das grelle, brennende Sonnenlicht des Südens getaucht,
welches in jede Falte eindringt. Nur der Kops des Mädchens
liegt im Halbschatten. Jn der Ausführung und in der
Charakteristik, die nur in den Köpfen hätte eindringlicher
und lebhafter sein können, schließt sich das Bild den von
der Pariser Weltausstellung bekannten Scenen aus dem
nntiken Leben „Weib oder Vase?", nuch dem „Bettler", dem
„Schwertertanz" und dem „Mädchen mit dem Schmetterling"
an, ohne einen merklichen Fortschritt in der Entwickelung
des Malers zu bezeichnen.

Aus Halle schreibt man der Köln. Zeitg.: „Betreffs
unserer Museenfrage ist auf dem jetzt tagenden Landtage der
Provinz Sachsen ein endgiltiger Beschluß gefaßt und zwar
zunächst wegen des Provinzialmuseums; demselben sind
von dsr königlichen Staatsregierung dis Räume des so-
genannten „Residenzgebäudes" für einen dreißigjährigen
Zeitraum zur Verfllgung gestellt. Die alte „Residenz" der
süchsischen Administratoren, die bis jetzt klinischen Zwecken
gedient hat und durch den Neubau der Kliniken frei gewor-
den ist, erhebt zwar keinen Anspruch auf künstlerische Be-
deutung, empfängt jedoch den Eintrstenden statt dessen mit
ciner Reihe geschichtlichsr Erinnerungen. Der ehemalige
Bankettsaal, der jetzt der katholischen Gemeinde zum Gottes-
dienste dient, wird in nicht zu langer Zeit gleichfalls verfllg-
bar werden, da die Gemeinde sich selbst ein neues. größeres
Gotteshaus bauen will. Für das Mussum wird dieser Saal
eine wirkungsvolle Zierde werden. Dem Museum, dem auch
die bedeutenden Sammlungen des „Thürinqisch-Sächsischen
Geschichtsvereins" überwiesen werden sollen, sowie die unter
Aufsicht der historischen Kommission der Provinz Sachsen ge-
machten Funde u. s. w., will man möglichst alle in der Pro-
vinz gefundenen Altertümer und alle provinziellen kleineren
Sammlungen zuführcn. Die Kosten der ersten Einrichtung
sind auf 6006 Mk. angeschlagen ,und vom Provinzialland-
tage bewilligt, ebenso die laufenden jährlichen Ausgaben
mit 3000 Mk. Die endliche Erledigung dieser so wichtigen
Angelegenheit wird in den weitestsn Kreisen willkommen
geheißen. So ist hiermit der Anfang gemacht zur Verwirk-
lichung der Jdee des Professors Or. Heydemann, des Haupt-
beförderers derselben: die Musenstadt der Provinz auch in
Hinsicht auf die Kunstsammlungen zum wissenschaftlichen
Mittel- und Brennpunkt der Provinz zu machen."

Das Berliner Naiichiiiuseum, welches sich in einer
sehr ungünstig gelegenen Gegend in der Klosterstratze befindet
und deshalb sehr wenig besucht wird, soll bei den geplanten
Erweiterungsbauten dcr königl. Museen und der National-
galerie auf der Museumsinsel ein würdiges Unterkommen
finden.

Verrnischte Nachrichten.

8. Archäologische Gesellschaft in Bcrlin. Sitzung vom
7. März. An emgeganaenen Schriften wurden vom Vor-
sitzenden vorgelegt: Luilst. äs oorrssx. HsIIsni<ius VI.
1—3; ?rios, on a. dastion ot I-onckon 'WaU; ^.tti clskk'
aooaä. äsi länosi VI, 5 u. 6; Archäol. Zeitung XXXIX, 4;
Falchi, §Ii s-vanLi cii Vstnlonia; Martiiielli, oatal.
ok oasts in Kz'psnin; Newton, on an nnsäitscl KIio-
äian insorixtion. Herr Curtius machte sodann aus
Briefen von Mr. Ramsey Mitteilung über die Entdeckung
einer großen phrygischen Nekropolis, 20 engl. Meilen süd-
lich vom Midasgrabe. — Herr Gräber sprach über die
Konstruktion antiker Dächer. Mit der Gestaltung des
antiken Daches sind wir bisher nur einseitig vertraut ge-
worden durch die Kenntnis der kostbaren Marmordächer an
hervorragenden Bauwerken Griechenlands. Es hat das
Marmordach sein Vorbild im Thonziegeldach gehäbt und
es hat letzteres eine jahrhundertlange Entwickelung durch-
machen müssen, bis es zu der Höhe kam, auf der als
seine Vollendung das Marmordach steht. Das Thondach
hat sich aber an öffentlichen Bauten nebsn den Marmor-
dächern nicht nur in den marmorarmen Gegenden Siciliens
und Unteritaliens, sondern selbst auch in Athen behauptet.
Vom modernen Dach unterscheidet sich das antike Dach
hauptsächlich durch die Größe der Ziegel und die dadurch
bedingte Konstruktion des Dachgespärres. Die Ziegel hatten
keine Haken, um auf Latten aufgehänqt zu werden, sondern
lagen direkt auf dem tragenden Dachgespärre auf, so
 
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