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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0219

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433

Kunsthistorisches. — Kunstvereine.

434

innerungsfest der Ereignisse des Jahres 1848; aber
leider cntsprach das Knnstwerk sclbst nicht dcr Bc-
deutung diescr Feier.

Barzaghi, der Mailändcr Bildhauer, hat Tom-
maseo als alten gebrechlichen Mann dargcstcllt. Nach-
sinnend mit der Schriftrolle in der Hand steht er da,
als wollte cr mit der crhvbenen Fedcr den cbcn ge-
faßten Gedanken aufzeichnen.

Das Kostüm zeigt jene moderne Kleidung, welche
alte Leute eher lächerlich als ehrfurchtgebietend er-
scheinen läßt. Zu Fllßen des Greises liegen Folianten,
darunter kenntlich Homer nnd Dante. Trotz dieser
Mängel gcreicht das Dcnkmal, wcnn es anch nichts
Fesselndes an sich hat, dcm freundlichcn Platze immer-
hin zur Zierde.

Wer zur Zeit nach Venedig kommt, um die Schön-
hcit der Bauwerke, von deni die Piazzetta umgeben
ist, zu bewundern, wird bei dem Anblick der vielen
Brettergerüste auf diesem Platze lebhaft bedauern, ge-
rade jetzt die Reise gemacht zu haben. Nicht nur der
Dogcnpalast ist in seincn nnteren Teilcn in seiner
ganzen nördlichen Ausdehnung bis zur Porta della
carta mit Bretterverschlägen umgeben, svndern auch
dic südlichen Portale dcr Fassade der Markuskirchc
und dic Loggctta des Campanile sind gleichsam unter
Brcttern vergraben.

Die Restanration der ganzen Loggetta war dringend
nötig. Hoffentlich nimnit sie nicht allzulange Zeit in
Anspruch. Auch an vielen anderen Gebäuden wird
jetzt restaurirt. So ist in der Kirche S. Fantino zur
Zeit das ganze Chorgewölbe gestützt, in S. Giovanni
Crisostomo einzelne Teile. An der neuen Kuppelbe-
deckung der Salute jedoch fehlt nur noch ein kleiner
Streifen, so daß das Gerllst wohl bald wird entfernt
werden können. Die Farbe der neuen Bedachung mit
ihrcm schweren, schwarzblaucn mctallischen Glanze ist
momentan sür den Eindruck des Ganzen höchst störend.
Während die Kuppel früher blendend weiß in die Lüfte
ragte, löst sie sich jetzt bleifarben, dunkel und schwer
von der Luft ab. Jn einigen Jahren wird die Oxydation
diesen Schaden wieder gut machen, so daß dann der
Bau selbst und die Kuppel wie aus einer Masse
cmporgewachsen erscheinen werden.

Aunsthistorisches.

6. v. l?. Entdeckung von Frcsken. Jn einein ehemaligen
Kloster des heil. Antonius zu Mailand, welches bis 'zur
französischen Revolutionszeit als Gefängnis für politische
Verbrecher benutzt worden war, hat nian unlängst eine An-
zahl von Fresken entdeckt und dieselben auch schon in
die Sammlung der Brera übertragen, wo sie nächstens
öffentlich ausgestsllt ssin werden. Es sind Kompositionen,
die Scenen der sieben Schöpfungstage darstellend, von ein-
ander geschieden durch Einzelfiguren der Kardinaltugenden.
Man war anfangs geneigt dieselben dem Luini zuzuschreiben.

doch macht eine genauere Prüfung die Autorschaft Cesare's
da Sesto wahrscheinlicher.

Ein etruskisches Grab ist nach einer Mitteilung des
„Athenäum" in einem Hügel auf der Stelle des alten Veji
entdeckt worden. Dem Hügel war wegen der spitzen Form
seines Kegels der Name"„Monte Acuto" gegeben worden.
Schatzgräber hatten sich nun heimlich an die Arbeit gemacht,
um den Hügel zu untersuchsn, und sie haben wirklich ein
aus mehreren Kammern bestehendes Grab entdeckt. Sis
konnten in aller Ruhe die zwei vorderen Zimmer ausräumen
bis auf wenige Gesäße, die zu groß waren, als daß sie ohne
Verdacht hätten entfernt werden können. Ein Zimmer war
noch nicht ausgepliindert, doch waren die in ihm befindlichen
Gegsnstände durch die eingefallene Decks gänzlich zertrümmsrt.
Nichtsdestoweniger hofft man aus den Bruchstücken der Vasen,
die interessante Zeichnnngen und Jnschriften erkennen lassen,
noch die Gefäße wieder zusammensetzen zu können. Der
Grabhügel ist ganz aus Erde aufgeschüttet, ohne^ steinernen
Unterbau, wie er sich gewöhnlich bei den etruskischen Grab-
hügeln findet. Der Gang dagegen, welcher zu den Grab-
gemächern führt, ebenso wie diese selbst, sind aus gewaltigen
Steinen ohne Cement errichtet; die Steine sind immer einer
über den anderen vorgeschoben, bis sie oben sich berühren.
Der Fürst Chigi, der Eigentümer jenes Berges, hat Leute
nngestellt, die den Berg iiach weiteren Gräbern untersuchen
sollen.

Aunstvereine.

Der Kölnische Kunstverein hielt kürzlich unter außer-
gewöhnlich lebhafter Teilnahme der Mitglieder im städtischen
Museum die diesjährige ordentliche Generalversammlung
ab. Dsr Präsident, Geheimrat Dagobert Oppenheim, er-
stattete zunächst den Bericht über die Wirksamkeit des Vereins
im abgelaufenen Jahr. Aus seinen mündlichen Mitteilungen
wie aus dem gedruckt vorliegenden Geschäftsbericht ent-
nehmen wir die erfreulichs Thatsache, daß der Verein auch
im letzten Jahr an Ausdehnung wieder erhsblich gewonnen
hat. Während die Zahl der airsgegebenen Aktien im Vor-
jahre 2962 betragen hatte, ist dieselbe im Jahre 1881 auf
3156 gestiegen; durch Austritt und Tod sind allerdings 202
ältere Mitglieder ausgeschieden, dagegen aber 396 neue Aktio-
näre beigetreten. Jm Jahre 1872 waren 1964 Aktien aus-
gegeben worden; der Verein hat demnach im letzten Jahr-
zehnt einen ganz bedeutenden Aufschwung genommen, denn
der Zuwachs in dieser Zeit übersteigt die vorherige Mit-
gliederzahl um mehr als den dritten Teil. Jn dis perma-
iiente Ausstellung sind im vorigen Jahre 814 Ölgemülde,
24 Aquarelle, Zeichnungen und Kupferstiche, 12 plastische
Werke in Marmor und 30 in Gips, Bronze u. s. w., zu-
sammen 880 Kunstwerke, aufgenommen worden. Hiervon
wurden angekauft zur Verlosung unter die Vereinsmitglieder
29 Ölgemälde und 18 Kupferstiche uvnnt Is. Isttrs auf chine-
sischeni Papier zum Gesamtpreise von 20 840 Mk., durch Private
29 Kunstwerke zum Betrage von 23780 Mk. und vom Cen-
tral-Dombauverein sür die jüngste Dombaulotterie 85 zum
Gesamtpreise von 54 308 Mk. Der Gesamtankauf in der Kunst-
ausstsllung umfaßt demnach 161 Werke zum Verkaufspreise
von 98 928 Mk. Nach dem vorgetragenen Rechnungsabschluß
betrug die Gesamteinnahme dss Kunstvereins im vorigen
Jahre 168 951 Mk. und die Ausgabe 132185 Mk., so daß
ein Reservsfonds von 37 765 Mk. verbleibt. Für das laufende
Jahr wird ein Nietenblatt nicht ausgegeben; dagegen wird
für die zwei Vereinsjahre 1882/83 im kommenden Jahre ein
großer figurenreicher Kupferstich von A. Wagenmann in
München nach Defrsggers Gemälde „Das letzte Aufgebot"
und für die beiden Jahre 1884/85 demnächst das Pendant
zu diesein Blatte, ein Kupferstich von F. Zimmermann in
München nach dem Bilde „Heimkehr der Sieger" von De-
fregger, zur Verteilung gelangen. Zum Ankauf von Kunst-
werken fiir die im Dezember d. I. stattfindende Verlosung
kommen voraussichtlich 22 000 Mk. zur Verwendung. Es ist
dazu schon jetzt eine Anzahl sehr ansprechendsr Gemälde von
namhaften Künstlern angekauft, darunter Werks von Chr.
Sell, Keßler, Arnz, Ra'ßmussen, Nordgren, Deiters und
Deiker in Düsseldorf, Vosberg, Röth, Swieszewski und
Steinach in München. Bei den Ergänzungswahlen in den
Ausschuß «urden an Stelle der verstorbenen Herren M. Du-
 
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