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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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435

Konkurrenzen. — Samrnlungsn und Ausstellungen, — Vermischte Nachrichten.

436

Mont und I. Verhagen die Herren Rentner Max Arndts
und Bankier Theodor Deichmann gewählt: dis im Turnus
ausscheidenden zehn Mitglieder ivurden sämilich iviedergewählt.

Aonkurrenzen.

Denkmal der Türkenbelagerung Wiens. Die amtliche
Wiener Zeitung veröffentlicht eine Konkursausschrei-
bung des Kultusministers, betreffend dis Herstellung eineS
Denkmals, welches an der Westseite der Halle des hohen
Turmes des St. Stevkandomes zur Erinnerung an
die letzte Belagerung Wiens durch die Türken (1683) er-
richtet werden soll. Zur Beteiliqung an den Konkurrenz-
arbeiten werden blos österreichiscbe Bildhauer und Architekten
zugelassen. Das Denkmal ist als hoher, aufstrebender Bau
gedacht, in welchem jene historischen Persönlichkeiten in an-
gemessener Weise Platz finden sollen, welche sich bei der Ver-
teidigung und dem Entsatz von Wien besonders hervorgethan
haben, nämlich: Rüdiger von Starhemberg, Bürqermeister
Liebenbera, der Führer der Universitätsjugend, Paul Sor-
bait, Bischof Kollonich, Kaiser Leopold, Reichsfürst Karl von
Lothringen, die Fürsten von Sachsen und Bayern und der
Polenkönig Johann Sobieski. Als beiläufige Muster des
Denkmals, das im Stile der Mitte des 17. Jahrhunderts
gehalten sein soll, werden die gleichartigen Monumente der
Kirchen Ai Frari und S. Giovanni e Paolo in Venedig be-
zeichnet. Die Ausführung des Monuments ist im feinen
Kalkstein zu denken und soll dieselbe ohne Fundament die
Summe von 50006 Fl. nicht übersteigen. Die drei besten
Konkurrenzarbeiten, welche bis zum 15. April 1883 an die
Kanzlei der Künstlergenossenschaft in Wien einzusenden sind,
erhalten Staatspreise von 2000, 1500 und 1000 Fl.

6. v. I?. Lionardo-Preis. Das lombardische lusbibubo
cli Leisu^s s l-sbtsrs in Mailand schreibt einen Preis
von 8000 Lire für eine Biaqraphis Lionardo's da
Vinci aus, ivelche autzer der Verarbeitung des bisher be-
kannten Materiales auf Grund selbständiaer Durchforschung
des in Mailand, London, beziehungswsise Windsor und Paris
ausbewahrten handschriftlichen Nachlasses des Meisters ver-
faßt sein soll. Als Termin für die Einreichung der Arbeit,
die in italienischer, französischer, englischer, deutscher oder
latsinischer Sprache verfaßt sein kann, ist der letzte Dezember
des Jahres 1885 festgesetzt.

Die Konkurrenz um das Viktor-Emanuel-Denkmal
sür Rom ist laut Beschluß der Jury am 1. Avril dahin
entschieden worden, daß der erste Preis (50000 Fr.) einem
Franzosen, Namens Nenot, zuerkannt worden ist. Den
zweiten Preis (30 000 Fr.) erhielt der Entwurf der römi-
schen Künstler Ettore Ferrari und Piacentini, den
dritten (20 000 Fr.) der italienischs Bildhauer Galetti.
Doch erklärte die Jury, daß diese drei Preise nur verteilt
worden seien, um die Bestimmungen des Programms inne-
zuhalten. Zur Ausführung konnte sie keinen der 300 ein-
gesandten Entwürfe empfehlen.

5ammlungen und Ausstellungen.

ÜAb. Die Ausstellungen des Münchener Kunstvereincs
sind seit Monaten ungewöhnlich stark beschickt; hin und wieder
treffen wir auch ein historisches Bild. So hat L. Thiersch die
Erzühlung des Evangeliums von der Versuchung Christi in
der Wüste zu einer sigurenreichen Komposition gestaltet. Wir
sehen Christus von anbetenden Engeln umgeben und vom
Erzengel Michael und anderen von den himmlischen Heer-
scharen gegen die unter Lucifers Anführung anstürmenden
gefallenen Engel verteidigt. Meinem Gefühle nach schwächt
eine derartige Auffassung den Sieg Christi über den Ver-
sucher namhaft ab. Der Kampf gegen die Versuchung ist
ein innerer seelischer Vorgang, der jede von außen kommende
materielle Unterstützung ausschließt, zumal dann, wenn wie
hier der Versuchte zum bloßen Zuschauer des Kampfes um
seine Person gemacht wird. Canons „Hans Sachs", dem
die Hängekommission den denkbar schlechtesten Platz ange-
wiesen, erweist sich als ein Meisterwerk ersten Ranges und
zeigt den großen historischen Zug, dem wir auch in den
Genrebildern des berühmten Künstlers zu begegnen ge-
wohnt sind. Dabei erinnert die Wärme und Tiefe des
Kolorits an die Schuie seines berühmten Landsmanns Karl

Rahl. Gebhard, dessen „Loki und Sigun" mit Recht einen
Ehrenplatz in der hiesigen 1879 er internationalen Ausstellung
inns hatte, erfreute dissmal durch ein heiteres Minnebild
aus dem Mittelalter: einen, sein Lied mit der Laute be-
gleitenden Sänger, dem eine schöne junge Dame lächelnd
zuhört. Friedr. Kolhtö brachte zwei voni Standpunkte der
naturalistischen Kunstrichtung höchst schätzenswerte Studien,
einen „Arbeiter in der Schenke" und einen „Betenden Alten",
beide in Lebensaröße und von überraschender Wahrheit.
Anton Seitz präsentirte außerdem Porträt einer fürstlichen
Dame zwei köstliche Genrebilder „Hausmusik" und „Karten-
haus", welche sich durch virtuose Technik und feinste Farben-
gebung auszeichnsten. Echt deutsch in Empfindung und Er-
scheinung erwies sich ein Bild Wovfners, den Fischfang
auf einem See, mit den städtischen Zuschauern in einem
zweiten Kahne, darstellend. Des Künstlers würdig waren
auch die beiden neuesten Bilder „Ruhende Schafe" und
„Dorfleben" von Mali. Dasselbe gilt von Ludw. Hart-
manns prächtigem Bilde „Vor der Schmiede", das in Kom-
position und Schärfe der Zeichnung an die besten Arbeiten
Bürkels erinnert, diesen aber an Scbmelz der Farbe hinter
sich läßt. Liska fübrt uns den Moment vor, in dem
Astarte's Erscheinung Manfred niederwirft. Der interessante
Stoff ist geistvoll aufgefaßt und koloristisch gut durchgeführt.
Auch Robbecke machte sich an einen idealen Stosf: sein
„Opfer des Pharisäers und Zöllners" macht mit den ener-
gischen psychologischen Gegensätzen, der trefflichen Zeichnung
iind satten Farbe einen höchst günstigen Eindruck. — I. G.
Stsffan erfreute durch zwei rasch hintereinander ausge-
stellte Meisterwerke ersten Ranges, „Bergschlucht und Wild-
bach in den Glarner Alpen" und „Wafferfall nach einem
Gewitter". Als eine hervorragends Leistung ist Schoen-
lebers „Jnnere Neckarbrücke in Eßlingen" mit dem feuchten
kühlen Grunde, den altersschivachen Häüsern und windschiefen
Dächern zu nennen. Prof. I. L. Raab brachte einen meister-
haft durchgeführten Aguarell-Studienkopf und eine Anzahl
kostbarer Radirungen zu dem Käserschen Pinakothekwerk zur
Ausstellung.

Eine bei Pompeji gefundene bronzene Doppelherme
eines jugendlichen Satyrs ünd eines Satyrweibchens ist im
Antiquarium des Berliner Museums zur Aufstellung ge-
langt. Er trägt einen Pinienkranz im Haar, aus dem zwei
Ziegenhörner sprießen; um die Schultern hat er ein Ziegen-
fell geknüpft. Jhr Haupt umgiebt ein zierlich gearbeiteter
Epheukranz. Das Haar ist über der Stirn in einer Schleife
aufgenommen und fällt in langen Locken über die Schultern
herab. Die Brust bedeckt ein gestreifter Wollenstoff, der
ebenso wie das Ziegenfell des Scityrs und überhaupt alles
auf das sauberste durchciselirt ist. Leider hat die Ober-
fläche unter der starken Oxydirung gelitten. Die Augensterne
und die Bockswarzen am Halse des Satyrs waren aus Silber
eingesetzt. Man glaubt aus den rechteckigen Durchbohrungen
an den Seiten des meterhohen Hermenschaftes und aus der
am Fuße des Pfeilers eingravirten Zahl XIII schließen zu
dürfen, daß die Herme den Pfosten eines Gitters bildete,
welches zur Umfriedigung eines Gartens dients. Jm iflusso
na^iouals in Neapel befinden sich vier aus derselben Form
gegossene Doppelhermen aber ohne die zugehörigen Pfeiler.
Jm griechischen Kabinet ist eine Satyrherme aus rotbraunem
Marinor, die bei Tarent gefundene Figur eines Knaben,
dessen Kopfbildung etwas Negerhaftes hat, ein Relief mit
der Figur eines Mannes in dsr Stellung eines Springers
und ein auf einer Platte befestigter Menschenkopf mit Stier-
haaren an der Stirn, Stierhörnern, Stiernacken und den
Ohren eines Stieres ausgestellt worden. Da zwischen den
Hörnern eine großs Keule liegt und die Augen des Kopfes
geschlossen sind, ist vielleicht in demselben der durch Theseus
geiötete Minotaurus zu erkennen.

vermischte Nachrichten.

fH Aus den Wiener Ateliers. Bei Johannes Benk
herrscht lebhafte Thätigkeit, welche zunächst hauptsächlich auf
die Vollendung der Äodelle gerichtet ist, nach denen die
, Statuen des Giebels rechts an der Fassade des Parlaments-
hauses und einigs Statuen für das neue Hoftheater ausge-
sührt werden sollen. Der an Benk übertragene statuarische
Schmuck des erwähnten Giebels am neuen Parlamentsge-
 
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