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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0251

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Sammlungen und Aussteilungen — Vermischte Nachrichten.

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keit auch auf die Förderung der monumentalen Kunst aus-
dehnen zu können.

5arnmlungen und Ausstellungen.

Mit dem Kariser „Salon" ist in diesem Jahre zum
erstenmale eine kunstgewerbliche Ausstellung ver-
bunden. wslche in den Räumen des südöstlichen Pavillons
des Ausstellungsgebäudes aus den Champs-Elysses unter-
gebracht ist. Diese Einrichtung ist auf Antrieb der Ilnion
esntruls <tss urts äsooratiks ins Leben getreten. Zugelassen
werden nur Erzeugnisse sranzösischen Kunstfleißes. Nach dem
Reglement zerfällt die Ausstellung in zehn Nubriken. Wir
zählen dieselbe an der Hand des soeben erschienenen, im
qanzen 517 Nummern zählenden, mit Zinkätzungen reich
illustrirten Katalogs (Verlag von A. Ouantin, Preis I V2 Fr.)
auf, unter Befügung der Zahl, welche die zugehörigen Gegen-
stände ausmachen: i. Dekorative Architeltur (23). 2. Deko-

rative Skulptur (59). — 3. Dekorative Malerei (I67L >—
. 4. Metallindustrie und Goldschmiedekunst (46). — 5. Tapisserie
(37). — 6. Töpferei, Emaillen, Gläser (134). — 7. Mobiliar
(16). — 8. Textilindustrie (8). — 9. Kostüme (vakat). —
10. Buchdruck und Buchausstattung (25).

V Der künstlerische Nachlaß des Weimarer Genremalers
Karl Zicrmann, welcher am 14. Februar 1881 in Berka bei
Weimar starb, ist im Lokale des Berliner Künstlervereins
zur Ausstellung gelangt. Es sind sechs vollendete Gemälde
und etwa 50 Studien und Skizzen in L>l, welche ebenso sehr
von einem gründlichen Studium des Waldes wie von der
innigen Liebe des Künstlers zu seiner thüringischen Heimat
zeugen. Ziermann konnte sich erst mit 21 Jahren der
Malerei widmen, die er unter Gussow, Hagen und Baur
studirte. Er war Landschafts- und Genremaler zugleich.
Als Landschafter behandelte er Bäume und Pflanzen, Gras,
Moos, Gestein mit der Gewissenhastigkeit eines Botanikers,
ohne daß die koloristische Gesamthaltung darunter litt. Seine
Figuren bewegten sich mit überraschender Natürlichkeit, als
wären sie in die Landschaft hineingewachsen. Dabei war die
Durchführung derselben überaus sübtil und zart. Bilder wie
der „Botaniker", der am Rande eines Sumpses hockend, mit
der Krücke seines Stockes nach einer beqehrenswerten Wasser-
pflanze langt, der vom Förster erwischte „Vogeldieb", die
„Holzfäller", haben dem Künstler frühzeitig Anerkennung —
er erhielt für das erste Bild die kleine goldene Medaille in
Berlin — und Freunde erworben. Sein frühzeitiger Tod
hat dem Schaffen eines Künstlers ein Ende gemacht, der sich
bereits zu einer interessanten und liebenswüröigen Jndivi-
dualität emporgearbeitet hatte.

G Der Historienmaler Paul Händler in Berlin, Lehrer
an der dortigen Kunstschule, welcher sich mit unermüdlichem
Eifer der Pflege der religiösen Kunst hingiebt und bereits
zahlreiche Altarbilder, Entwürfe für Glasfenster und dergl.
geschaffen, hat kürzlich ein großes Gemälde in Wachsfarben
sür die Aula des Dowgymnasiums in Magdeburg voll-
endet. Bevor es an seinenBestimmungsort übergesührt wurde,
hatte es der Künstler im Salon von Emil Ph. Meyer L Co.
zur Ausstellung gebracht, wo es freilich ohne den architek-
tonischen Rahmen nicht den vollen Eindruck hervorrief, der
seinem Schöpfer erwünscht war. Es stellt die Predigt Pauli
auf dem Areopag in Athen nach der Schilderung in der
Apostelgeschichte dar. Unter der zuhörenden Menge, welchs
die hohe Gestalt des hinter der Rednerbühne stehenden
Apostels umgiebt, sieht man die aus der Überlieferung be-
kannten Männer und Frauen, die nachmals den Kern der
christlichen Gemeinde in Athen bildeten, und die Vertreter
der antiken Philosophie, die Stoiker, Cyniker und Epikuräer,
letztsre mit Rosen bekränzt von einem Gslage heimkehrend.
Die Komposition ist lebendig und geschickt arrangirt: in der
Charakteristik der einzelnen Figuren und namentlich in der
Durchbildung der nackten Körperteile hätte aber unbeschadst
der monumentalen Wirkung erheblich mehr geleistet werden
können. Auch ist das Kolorit zu hart und bunt ausgefallen,
was freilich zum Teil in der gewählten Technik begründet
sein mag. — Der Jnhaber de's Kunstsalons hat sich, wie
wir in der vorigen Nummer gsmeldet, den Bannstrahl des
Prosessors Gabriel M ax zugezogen, weil er seinen „Christus
am Kreuz" bei Licht ausgestellt hat. Die Entrüstung des
Münchener Malers ist um so auffallender, wenn man sich er-

innert, daß er es Jahre lang ruhig mit angesehen hat, wie
sein „Gretchen" bei Licht gezeigt würde, ohne daß er jemals
dagegen eingeschritten ist. DisAusstellung bei Licht ist übrigens
auf Veranlassung des Besitzers des Gemäldss, des Prager
Künsthändlers Lehmann, erfolgt. Die durch ein paarOllampen
bewirkte Beleuchtung schadet auch keineswegs dem Bilde.

Über das neuestc Gemäldc des polnischeii Historien-
maleis Jan Matcjko „Die Huldiguiig Preußens" (llolä
pruslii) wird der Wiensr „Presse" aus Krakau folgendes
geschrieben: „Das Bild ist samt dem Goldrahmen 965 onr
lang und 618 vm hoch und stellt den feierlichen Akt der
Huldigung dar, d!e der letzte Großmeister des deutschen
Ritterordens, Herzog Albrecht von Brandenburg, seinem
Onkel, dem Polenkönig Sigmund I., von welchem erstge-
nannter das Herzogtum Preußen in Lehen nahm, aus
diesem Anlasse am l O. April 1525 auf dcm Krakauer Haupt-
ring unter sreiem Himmel, in der Nühe der „Sukienica"
und in Anwesenheit der Magnaten und Würdenträger Polens,
sowie der Königin und ihrer Hofdamen leistete. Jm Vorder-
grunde des Bildes wird die Huldigungsfeier auf demselben
Orte, wo sie in Wirklichkeit stattgefunden, dargestellt. Auf
einem kostvaren reichverzierten Thronsessel, der sich auf einer
mit purpurrotem Tuch bedeckten Estrade befindet, sitzt König
Sigmund I. in einer weitsn, gelben Dalmatika, eine gold-
gestickte Kappe auf dem Haupte. Der König, auf desseu
Schoß das heiligs Evangelium aufgeschlagen liegt, hält die
Rechte gegen den ihm zu Füßen knieenden, den Huldigungs-
eid leistenden Herzog Albrecht feierlich ausgestreckt; letzterer
(eine martialische Erscheinung mit langem schwarzen Barte,
in die mittelalterliche Rittertracht gekleidet) hält während
der Huldigung eine in der Luft wehende.preußische Fahne,
während die lange Schleppe seines Herzogsmantels von
Hermelin von einem der hinter dsm Herzog knieenden zwei
Pagen getragen wird, von denen der zweite den Helm des
Herzogs in der Hand hült. Jn der Nähs des letztgenannten
stehen seine zwei Brüder, Georg und Kaziemierz, zum
Zeichen, daß sie, falls Herzog Albrecht kinderlos sterben sollte,
als dessen Erben ebensalls zur Leistung des Huldigungs-
eides verpstichtet sind. Hierauf — immer zur Linken des
Zuschauers — erscheint in stolzer majestätischer Haltung die
Königin Bona (aus dem italienischen Fürstengeschlechte der
Sforza stammend) mit ihrem weiblichen Gefolge, umgeben
von Vertretern der höchsten polnischen Aristokratie, darunter
derHofmarschall,der aus einem von einemHofdienergehaltenen
goldenen Becken Münzen nimmt, um dieselben bei der Rückkehr
des Königs in sein Schloß den Armen zuzuwerfen. Auf der
Galerie der „Sukienica" sieht man ein zahlreiches Publikum,
welches gespannt dem Huldigungsakte beiwohnt. Zur Rech-
ten des Zuschauers befindet sich eine Gruppe polnischer
Würdenträger, Bischöfe und Magnaten, die mit ernsten
Mienen dieser Huldigungsfeier zuschauen und jener Partei
anzugehören scheinen, die gegen diese Huldigung und für
die Ännektirung des Herzogtums war. Unmittelbar hinter
dem König steht dessen kleines Söhnchen (der nach--
herige Sigmund August) in einem Kleidchen von purpur-
rotem Sammt, in der Hand eine goldene Kette haltend,
welche für den Herzog Albrecht bestimmt ist. Auf den
Stufen der Estrade erblickt mun den kunstvoll gemalten
„Stanczyk" des Königs, den Hofnarren, der, halb sitzend,
halb liegend, eine Flöte in der Hand, bei keiner guten Laune
und mit diesem Huldigungsakte ebensalls nicht einverstanden
zu sein scheint. Unter den an dem letztgenannten teilnehmen-
den Gästen macht sich bssonders die imponirende Gestalt
eines Kosakenhetmans zu Pferd mit einem riesigen Feder-
busch am mächtigen Hslm bemerkbar."

Verrnischte Nachrichten.

8. Archäologische Gesellschast in Berlin. Sitzung vom
4. April. Nach Aufnahme der Herren Oberlehrer vr.
Schröder und vr. Stengel als ordentliche und des Herrn
Senator als außerordentliches Mitglied legte der Vorsitzende
an iieueingsgangenen Schriften vor: Olympia und Um-
gegend, 2 Karten und 1 Situationsplan, gez. von Kaupert
u. Dörpfeld, herausgeg. von Curtius u. Adler, Berlin 1882;
Schwabe, Pergamon u. seine Kunst, Tübingen; Engelmann,
Beiträge zu Euripides, I Alkmene; Astropolitun inussnni
os urt; dnllst. äi urelisol. s storia, Oulraut. V 1, 2;
 
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