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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0267

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529

Kunstlitteratur und Kunsthandel.

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der Fachgenvssen wenigstens als mteriinistische Aushtilfe
darbieten.

Der Verfasser bringt in seiner Schrift Ergänzungen
und Bereicherungen zu mehr als 200 älteren Kupfer-
stechern. Daß unter deuselben auch Bause, Dietrich
nnd Schinidt figurircn, niag für den Sainmler dieser
jetzt sehr beliebtcn Mcistcr ntitzlich und angcnehin scin,
die Einheitlichkeit des Buches leidet aber sichcrlich dar-
nntcr. Schr dankcnswert ist die Richtigstcllung dcs
Kupferstichwerkes dcr in jüngster Zeit durch Rosenberg
nnd Auiuiillcr in trefflichcn Monographicn behandeltcn
Brüder Beham, obgleich Wesselp bci diesen Meistern
schon wiedcr einen Nachfolgcr und Konnnentatvr in
W. v. Seidlitz gefunden hat. Überhaupt sind die
Klcinnicistcr init bcsvndercr Svrgfalt bchandclt, und
nächst ihnen die Werke von Dürer, Hollar, Meckencn,
Blootcling, Goltzins, Matham, Ostade, Nicmbrandt,
Waterlbo, Marcantvn, Edelinck, Masson, Nantcuil und
die der drci oben genannten neueren Meister durch
namhafte Ergänzungen bcreichert, wobci — was ungleich
wertvoller ist als das Entdecken ncuer Plattenzustände
— manch neues Blatt den verschicdenen Stechern
zugeführt wurde.

Das Buch zeugt ,auf jcder Seite vvn der hin-
gebenden Liebe und Gewissenhastigkeit, die der Verfasser
dcn Werken des Kunstdruckes entgcgengebracht hat, und
einzig das Fehlen eines Registers niuß als ein storcn-
des Hemmnis bei der Benutzung bezeichnct 'werden.
Dieser Mangel, dem bei einer neuen Auflage abge-
holfen werdcn kann und muß, ist um sv cmpfindticher,
als die Scheidung der Stecher nach Nationen nicht
iinmer mit der wünschenswcrtcn Kvnsegucnz dnrchgc-
sührt wnrde. Sv sucht wohl niemand Cornclis Matsys,
Alart Claessen oder Cornclis Mattue nnter dcn Deut-
schen, und bei den Monogrammisten ist der Suchende
genötigt, jedesmal ihre ganze Reihe durchzulesen, nm
einen bestimmten Meister zn finden, da sie weder
alphabetisch noch chronologisch, noch auch — wie
Wessely beabsichtigt zu habcn scheint — genan nach
der Reihenfolge bei Barlsch geordnet sind. Beispiels-
weise folgt dcr Meistcr 0. 6l. (B. IX, S. 17) dem
Mcister V. 0. (B. IX, S. 22), wvbci man noch
durch den gerade bci den Monvgrammistcn sehr stören-
den Druckfehler irritirt wird, daß statt 0. 6l. —
6l. I). stcht.

Dem Dämon des Drucksehlers muß llberhaupt
bei einer zweiten Auflage dcs Werkchens energischer
begegnet werden. Namentlich sind. die Bartsch-Num-
mern aus ihre Richtigkeit zu prüfen, und da der Ver-
fasser anf dem Titel, wie in der Vvrrede, ausdrücklich
bctvut, daß er Supplcmcutc zu allcn Handbüchern dcr
Kupfcrstichkunde habe geben wollen, so dürfen Platten-
zustände, dic Bartsch und Passavant bekannt waren,

nicht nvchmals anfgcführt werden. Um unr einige
Beispiele herauszugreifen, erwähne ich, daß bei Dürer
^ die ersten Etats von B. 3 t und 34, bei Schvngauer
dcr II. Etat Vvn B. 53 und bei Meckencn dcr I.
von B. 112 im Passavant verzeichnct sind. Ebenda
findct sich unter Barthel Beham der II. Zustand von
B. 12 richtig angegeben, und der Abdruck vvn B. 17
mit der Jahrcszahl 1523, welchen Wessely als im
Braunschweiger Museum befindlich aufführt, wurde
bereits von Bartsch im Nachtrag bcrücksichtigt. Er ist
auch im Berlincr Kabinet Vvrhanden.

Eine Änßerlichkeit, die aber dvch nicht so neben-
sächlich ist, um ganz außer acht gelassen zu werdcn,
schcint mir die oft etwas wunderliche Bezeichnung
cinzelner Stiche. Wenn der Verfasser Marcantvns
allbekannten Kindermord „Tvd der unschuldigcn Kinder"

^ nennt, so glaubt man im crsten Augcnblick, es sei ein
bisher nnbekanntes Blatt des Mcisterö gcmeint. Ebenso
ungewöhnlicki klingt die Benennung „Joseph und Poti-
phara". Als ganz unstatthaft muß aber die Version
„Freundschaft Christi" bezeichnet werden, wclche Wessely
Iviederholt (S. 69 nnd 93) an Stelle des hergebrachten
AnSdrucks „Heilige Sippe" anwendet. Unter einer
„Frcuiidschaft Christi" kviintc doch hvchstenS daS mit
dem kleinen Jvhannes spiclende Jesuskind verstanden
werden. — — Aber das sind, wie gesagt, Äußerlich-
keiten, die den Wcrt der Arbeit nicht beeinträchtigen,
und sv ist dcnn dem Büchlein, wclches jedem Sammler
cine willkommene Ergänzung seiner Handbibliothek
bietet, eine baldige neue Auflage und dieser die Be-
seitigung der Vvrstehcnd bemängelten Jrrtümer und
Druckfehler zu wünschcn. M. LehrS.

DaS Kunstbuch des Peter Flötner. Berlin, Rud. Schuster.

1882. 8.

Es ist eine den Kunstsreunden bekannte Thatsache, daß
der Nürnberger Bildhauer, Zeichner und Formschneider
Peter Flötuer (f 1546) eine große Anzahl oruamentaler
Holzschnitte, teils als Vorlagen für Kunsthandwerker, be-
sonders Gold- und Waffenschmiede, teils zu unmittelbarem
Gebrauch für Buchdrucker gefertigt hat. Dieselben bewegen
sich vorzugsweise im Formenkreise jeneS spezifisch arabischen
Ornameuts, welches in der ersten Hnlfte deü 16. Jahrhunderts
über Jtalien kommend, aus dem Orient in Deutschland ein-
geführt wurde und eigentlich nur in einem genialen Linien-
spiel zur gleichmäßigen Füllung und Belebung von Flächen
besteht, im Einzelnen ewig wechselt, im Ganzen slch doch stets
gleich bleibt. Es ist die eigeutliche Arabeske, in alter Zeit
das „Moreske und Türkische Zugwerk" genannt, welches
Flötner in seitdem nicht übertrosfener und ewig muster-
giltiger Weise behandelt hat. Diese Holzschnitte erschienen
von 1533—1546 teils als einzelne Blätter, teils in ver-
schiedenen Werken, wurden dann nach dem Tode des Künstlers
gesammelt, 1549 von dem Formschneider Rudolf Wyssenbach
in Zürich in einem 49 Blatt enthaltenden Bande neu heraus-
gegeben. Dieses Buch ist von der größten Seltcnhest. Es
ist daher mit Freude und Dank zu begrüßen, daß die Ver-
lagshandlung Rudolf Schuster in Berlin, gelegentlich der
Eröfsnung des neuen Kunstgcwerbemuseums daselbst eine
neue, mittels Photolithographie hergestellte Facsimileausgabe
desselben in würdigster Ausstattung publizirt hat. Sie ent-
hält auf 49 Tafeln gegen 299 größere und kleinere Flach-
 
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