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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Todesfälle. — Kunsthistorisches. — Kunstvereine. — Sammlungen und Ausstellungsn.

532

ornamente verschiedener Arst teils schwarz auf weitzem oder
schraffirtem Grunde, teils weiß auf schwarzem Grunde, von
runder, quadratischer, oblonger, dreieckiger, trapezförmiger rc.
Gestalt, welche für die verschiedensten inodernen Zwecke von
Jnteresse und Nutzen sind. N. Bcrgau.

8n. Der 142.KataIog deS antiguarischcnBiicherlagcrSvon
Albcrt Cohn in Berlin 'vereinigt eine reiche Auswahl inter-
essanter Kunstbücher von zum Teil ganz vorzüglicher Erhal-
tung. Jn der ersten Abteilung, welche die Holzschnittwerke
umfaßt, begegnen wir u. a. zwei Abdrücken der rtrv niorisiräi
aus der Mitte der achtziger Jahre des >ö. Jahrhunderts,
ferner einer für die Geschichte des Holzschnitts in Frankreich
msrkwürdigen Ausgabe der Genealogis des Boccaccio von
1497, einem vollständigen Druck von Dürers Ehrenpforte
u. s. w. Die zweite Abteilung verzeichuet Bücher mit Kupfer-
stichen, darunter Dürers Passion vollständig in 60 Blättern,
die dritte Abteilung enthält Ornamentwerke, Spitzenbücher
u. dergl., in der vierten sind eins Anzahl auf Embleme
und auf symbolische Darstellungen bezügliche Werke, in der
sünften solche mit kostbaren Einbänden verzeichnet. Der
Katalog zählt im Ganzen 220 Nummern, vvn denen der grötzte
Teil zu den Pretiosen des Antiquarhandels zu rechnen ist.

Todesfälle.

Dcr Historienmaler Charles Lefebvre, ein Schüler
des Baron Gros, ist in Paris am 19. Mai im Alter von
77 Jahren gestorben. Er erschien zum erstenmale im
Salon von 1827 und zwar mit eiuem „Gefangenen vou
Chillon". Dann folgten „Die reuige Magdalena", „Wilhelm,
der Eroberer", „Moses auf dem Berge", „Der heilige Seba-
stian", „Mshul, wie er das Pariser Volk in patriotischen
Liedern unterweist", endlich das Porträt Zules Favre's.

Gabriclc Smargiassi, das Haupt der ülteren neapo-
litanischen Landschafterschule, ist anfangs Mai in Neapel in
einem Alter von 90 Jahren gestorben.

Aunsthistorisches.

llbcr dcn wcitcrcn Fortgang dcr Schlicmannschen
Ausgrabungen sind in der letzten Sitzung der anthropologi-
schen Gesellschaft in Berlin aus Briefen des Forschers folgende
Mitteilungen gemacht worden: Die Ausgrabungen, mit
denen z. Z. 150 bis 160 Arbeiter beschäftigt sind, haben sich
nicht nur auf einen großen Teil der alten Fundstellen,
sondern auch auf den'thrakischen Chersonnes ausgedehnt.
Hier war es vor allem das sogen. Grabmal des Protesilaus,
das Schliemann einer eingehenden Durchforschung unter-
warf und in dem er n. a. eine Reihe Steingeräte fand,
neben glasirten Topfscherben. Um dsn Wünschen der Ber-
liner klassischen Archäologen zu genügen, hat er den Schutt
der früheren Ausgrabungen nochmals durchwühlt. Man wird
sich erinnern, daß Schliemann bei seinen ersten Grabungen
einen Tempel mitten durchschnitten hatte. Es sollte sich
nun vor allem darum handeln, zu versuchen, noch Bruch-
stücke dieses Tempels zu gewinnen. Leider find nach dieser
Richtung die Bestrebungen ziemlich fruchtlos gewesen; nur
in der Nähe aus einem türkischen Kirchhof hat man einige
Stücke gefunden. Die Hauptaufgabe Schliemanns ist nun
aber im letzten Monat die gewesen, weiter in die Tiefe zu
gehen, und bei diesen Untersuchungen hat sich denn heraus-
gestellt, daß Schliemanns frühere Chronologie und
Klassifizirung in mehrfacher Weise eine Korrektur
erfahren muß. Es hat sich ergeben, datz jene Stein-
blöcke, die ma» bisher sür Mauerreste der 3. Stadt hielt,
Überreste von Gebäuden der 2. Stadt sind, daß alle ge-
sundenen Schätze im Schutte dieser, nicht der 3. Stadt, ge-
legen haben und daß die zweite Stadt in einer noch schreck-
licheren Feuersbrunst untergegangen ist als die dritte. Die
Ergebnisse der Schliemannschen Ausgrabungen lassen sich
somit unter Berücksichtigung der geänderten Anschauungen
wie folgt zusammenfassen. Die erste Stadt, die am tiefsten
befindliche, deren Mauern aus großen Steinblöcken zusammen-
gesetzt waren, war nur eine kleine burgähnliche Nieder-

lassung, die sehr lange Zeit bestanden haben mag. Als man
begann, die zweite Stadt zu erbauen, lag jene, die erste, be-
reits in Trümmern. Man planirte einfach die Schutthaufen
und errichtste auf ihnen Wohnhäuser und Tempel, die zusammen
die Akropolis bildeten, an dis sich eine untere Stadt anschloß,
welche aber wohl nur vorübergehend eine größere Ausdeh-
nung gehabt hat. Von der Äkropolis dieser zweiten Stadt
sind bisher ausgegraben: ein Thor, üas nur einen Verschlutz
hatts und daher wohl nicht nach autzen, sondern in die
Unterstadt führte, ein Wohnhaus, zwei große tempelartige
Gebäude, deren eines zum grotzen Teil noch unter den
kleinen Wohnhäusern der dritten Stadt verborgen liegt, und
die Mauern, vorzüglich konstruirt und aus Ziegeln errichtet,
die mit den primitiven Mauern der älteren Stadt gar nicht
zu vergleichen sind. Auch diese zweite Stadt ist nun, den
neueren Forschungsn zufolge, durch Feuer zerstört worden,
so daß Schliemann also jetzt zwei verbrannte Städte an-
nimmt. Die dritte Stadt wurde auf dem Schutt der Akro-
polis der zweiten Stadt errichtet, bei dem Bau der neuen
Häuser fanden dis alten Steine Verwendung und daher er-
klärt es sich, daß man aus der Periode der driiten Stadt
charakteristische Bauwerke nicht auffindet. Das Thor dieser
Stadt war, da eine Unterstadt wohl fehlte, ein Außenthor,
die Mauern waren gleichfalls aus Ziegeln konstruirt, di.e
aber schlechter als die der zweiten Stadt gebrannt waren.
Zwischen den Festungsmauern war der Schutl der zweiten
Stadt unberührt liegeN geblieben und daher hat man auch
gerade hier die meisten Schätze gefunden. Die dritte Stadt
bestnnd nur aus kleinen ivinziqen Gebäudsn, wührcnd die
unterste erste Stadt, die der früheren zweiten entspricht und
von der ein Flächenraum von mehr als 1000 «irn abge-
graben ist, ganz kolossale Gebäude aufzuweisen hat. Zn
einem Briefe vom 10. Mai giebt sodann Schliemann weitere
Mitteilungen über den Fortgang der Arbeiten. Er ist neuer-
dings mit etwa 50 Arbeitern dabei, ein zur zweiten Stadt
gehöriges Thor, westlich von dem bereits freigelegten, aus-
zugraben.

Dic AiiSgrabuiigcn auf dcr Ostscite deS röinischcn
ForumS sind, wie der „'Times" geschrieben wird, bis auf
weiteres zum Abschluß gebracht Jn der Richtung des Pala-
tins können sis nicht weiter geführt werden, bis Vorkehrungen
getroffen sind, um den Verkehr von der Straße, welche dort
vorbeigeht, nach einer anderen Richtung abzulenken, uno die
kleine, vsrödete und uninteressante Kirchs von Santa Maria
Liberatrix niedergelegt ist. Hiergegen erheben nun die ultra-
montanen Blütter einen lebhaften Protest, doch kann auf
einen Präzedenzfall aus der Zeit des Papstes Paul III. hinge-
wiesen werden, welcher drei oder vier Kirchen niederreißen
ließ, blos um dem Kaiser Karl V. eine bessere Aussicht auf
die Überreste des alten Rom zu verschaffen.

Aunstvcreine.

Jn Nürnberg hat sich ein Verein zur Bildüng eines
Fonds konstituirt, aus welchem Werke von kunst- und kultur-
geschichtlicher Bedeutung für Nürnberg, deren Verlust zu
befürchten ist, sür das Germanische Museum angekauft und
so der Stadt für alle Zeiten erhalten werden sollen. Bis
jetzt sind schon etwa 400 Beitrittserklärungen erfolgt. Die
Veranlassung zur Begründung des Vereins gab der Ilm-
stand, daß kürzlich zwei sshr interessante an Häusern ange-
brachte Figuren, ferner ein aus Buchsbaum geschnitztes Kruzi-
fix aus dem 16. Zahrhundert für das königl. Museum in
Berlin erworben worden sind.

5ammlungen und Ausstellungen.

Aus Königsberg. Ein neuer Salon für permanente Aus
stellung von Werken der bildenden Kunst ist hier kürzlich er-
öffnet worden und zwar im Anschlutz an die neuen Räume,
welche vor kurzer Zeit dis Bonsche Buch- und Kunsthandlung
lBr. Gutzeit) in ihrem eigenen Hause, Junkerstraße Nr. 7,
bezogen hat. Der mit vortrefflichem Oberlichts (von der
Nordseite kommend) ausgestattete Raum war gleich zur Er-
öffnung mit interessanten Werken der Malerei und plastischen
Kunst ausgestattet; selbstverständlich stelltsn die einheimischen
 
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