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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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533

Vermischte Nachrichten.

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Künstler dazu das größte Kontingent. Professor Steffeck,
hat ein grötzeres Gemälde „Aufgescheuchte Rehe" eingesandt,
welches gleich in den ersten Tagen der Ausstellung einen
Käufer fand. Ein Gleiches war dsr Fall mit einer wirkungs-
vollen Landschaft von Otto Rabe. Eine stimmungsvolle
Partie aus der Elbinger Niederung, „Nach Sonnenuntergang"
benannt, lehrte uns Len Landschafter-Monien als tüchtigen
Künstler kennen. Von sonstigsn Bildsrn mögen noch erwähnt
sein: Wentscher, „Samläiidischer Strand", „Düne mitder
Aussicht auf das Meer", „Schwüler Tag am Haff" von
H. Kohnert, der mit Vorliebe die Gestade des Frischen
Haffes zu Gegenständen seiner Darstellungen macht.

-.. Bamberg. Die hiesigen städtischen Kunstsammlungen
haben in der letzten Zeit manche Bereicherungen erfahren,
Lie einer ösfentlichen Erwähnung wert sein dürften. — Jn
denselben fand das dem Bamberger Kunstvereine gehörende
große Gemälde Thumanns: „Luthers Trauung" eine wür-
dige Aufstellung; ferner wurde die Sammlung von Werken
Bamberger Künstler vermehrt, indem mehrere Kartons des
leider zü früh verstorbenen Malers Kraus und zwei Gips-
modelle des bei der fürchterlichen Fastnachtskatastrophe im
Münchener Odeon verbrannten Bildhauers Christ erworben
wurden. Die preisgekrönte Arbeit des Letzteren „Der barm-
herzige Samaritaner" ist speziell hervorzuheben; bei ihrer
Betrachtung empfindet man recht, welchen Verlust die Kunst
durch den frühzeitigen Tod dieses originellen und genialen
jungen Mannes erlitten hat. — Der auch in weiten
Kreisen bekannte Vorstand des hiesigen Naturalienkabinets
ttr. Haupt schenkte eine, wenn auch kleine, doch hochinteressante
und wertvolleSammlung asiatischer Kunstgewerbegegenstände,
und auch sonst noch hat die kunstgewerbliche Kollektion
manches schöne Stück altbambergischen Fleißes erworben.—
Bei dieser Gelegenheit soll überhaupt die Aufmerksamkeit der
Fremden, welche Bamberg besuchen, auf die hiesigen städti-
schen Kunstsammlungen gelenkt werden. Dieselben sind in
manchen Reisehandbüchern geringschätzig behandelt, aber mit
vollem Unrecht. Sie enthalten gsgen 4VU wertvolle Bilder
aus der altdeutschen und altniederländischen Schule, und von
späteren deutschen, belgischen, holländischen, italienischen,
spanischen und französischen Meistern, dann auch eine Reihe
gutsr Gegenstände des Kunstgewerbes. Die geschmackvolle
Aufstellung und streng kunsthistorische Ordnung in mehreren,
eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und ihre Umgebung
gewährende Zimmern des hochgelegenen ehemaligen Klosters
Michelsberg ist ein Werk des jetzt in München an der Pina-
kothek weilenden Konservators Hauser, von dem auch ein sehr
brauchbarer Katalog verfaßt ist.

Die belgische Regierung hat Courbets „Stein-
brecher" sür l2VÜ0o Fr. erworben. Ferner hat sie bei der
Versteigerung der Sammlung Du Bus folgende Anküufe ge-
macht: Teniers, „Versuchung des hl.Antonius" (11»V0 Fr.),
Paul de Vos, „Hirschjagd" (13200 Fr.), A. Brouwer,
„Zechende Bauern" (13000 Fr.), van Goyen, Landschaft
(5100 Fr), Fyt, Wagen'mit Wildpret (7500 Fr.).

Vermischte Nachrichten.

A. It. Ein Denkmal sür den beriihmten Augenarzt
Albrecht von Graefe ist am22. Mai in Berlin enthüllt worden.
Dasselbe erhebt sich in der Luisenstraße und zwar an einer
Ecke des Charitsgartens, dessen Baumgruppen einen male-
rischen Hintergrund sür das Denkmal abgeben uud nicht
wenig dazu beitragsn, daß dasselbe trotz seines polychromen
Charakters ruhig und harmonisch wirkt. Für die mäßige
Summe von 80 000 Mark ist hier außerordentlich viel ge-
leistetworden. Professor Rudolf Siemering, der Schöpfer
des Ganzen, dem es bisher niemals glücken wollte, mit der
Ausführung eines Denkmals für Berlin betraut zu werden,
ist dabei ganz von dem herkömmlichen Denkmälertypus ab-
gewichen und hat nach verschiedenen Richtungen hin recht
glückliche Neuerungen eingeführt. Die acht Fuß hohe Bronze-
statue Graefe's erhebt sich in einer oben halbkreisförmig
geschlossenen, innen mit dunkelgelben Majolikaplatten be-
kleideten Nische, welche von einem Giebeldreieck mit Akro-
terion gekrönt ist. Zu beiden Seiten schließen sich an diese
Nische zwei niedrigere Flügel, die etwa mit der Kopfhöhe
der Statue abschneiden und in welche zwei farbige Majolika-

reliefs eingelassen sind. Diese in Sandstein nach Siemerings
Angaben von Gropius und Schmisden ausgeführteArchi-
tektur steht auf einem mehrfach gegliederten Sockel, vor wel-
chem sich ein von einem schmiedeeisernen Gitter umschlossenes
Boskett ausbreitet. Der große Arzt hat sich eben von einem
reichornamentirten Bronzesesfel antiker Form, auf dessen
Lehne noch seine Linke ruht, erhoben. Jn der Rechten hält
er einen Augenspiegel. Der Gesichtsausdruck rst lebendig,
wenngleich die Charakteristik hätte feiner und eindringlicher
sein können, und die Haltung trotz des modernen Kostüms
ungezwungen und natürlich. Ohne Len Notbehelf des Man-
tels hat es Siemering verstanden, die Schwierigkeiten, welche
uusere einfürmige Kleidung der plastischen Gestaltung in den
Weg legt, glücklich zu überwinden. Kopf und Hänve sind
leicht vergoldet, so daß dadurch ein fein und malerisch
wirkender'Gegensatz zu der dunkel gehaltenen Kleidung er-
zielt worden ist. Die Reliefs, welche auf der einen Seite
den Zug der Heilung Suchenden, auf der anderen Lie Dank-
barkeit der Geheilten in lebensvollsn Gruppen und fein
beobachteten Gesten darstellen, sind ganz polychrom gehalten.
Der Emailmaler Bastanier hat nach vielfachen Versuchen
ein Verfahren entdeckt, welches ihm gestattet, die Farben so
auf den Thon aufzutragen, daß sie durch die Glasur nicht
verändert werden. Der erste Eindruck ist freilich ein fremd-
artiger, weil die Zeit noch nicht gekommen ist, wo unsere
Augen sich an die Polychromie gewöhnt haben. Jn jedem
Falle ist aber der Versuch höchst dankenswert. Derselbe wird
ohne Zweifel viele Nachahmer finden, da solche Majolika-
reliefs durchaus wetterfest sind. Die Reliefs sind von
grünen Fliesen umrahmt, so daß die bunten Farben nicht
unmittelbar in den gelblichen Sandstein der Archttektur über-
gehen. Jm Großen und Ganzen ist das Monument eine
interessante Schöpfung, welche schon wegen der Abweichung
von der allgemeinen Schablone verdienstlich ist.

A»s Berlin wird geschrieben: Das am 13. Mai enthüllte
Denkmal des Geh. Oberhofbaurats Strack ist nicht, wie
viele Architekten wünschten, auf einem öffentlichen Platze,
sondern über dem Grabe des am 13. Juni 1880 verstorbenen
Meisters auf dem Dorotheenstädtischen Kirchhofe errichtet
wordsn. Das Denkmal hat die Form eines offenen dori-
schen Tenrpels, dessen Vordergiebel, reich mit Äkroterien,
Palmetten und Grabesrosen geziert, durch zwei freistehende
Säulen getragen wird, während die dunkler gehaltene Rück-
wand mit ihren nur wenig vortretenden Pfeilern die von
Calandrelli aus karrarifchem Marmor hergestellte Büste
Stracks mit der einfachen Jnschrifttafel umschließt. Durch
dieses Denkmal, das, wie man hört, von dem Architekten
H. Strack nach einer Skizze des Verewigten komponirt ist,
erhält dieser Friedhof, auf dem wir Stüler, Hitzig, Schiukel
und Beuth beisammen sinden» ein edles, auch durch die
vorzügliche Ausführung beachtenswertes Kunstwerk.

n Das Komitü für die Scniperstiftung versendet ein
Cirkular, welches zu Beiträgen sür eine dem verewigten
Meister in Wien aufzustelleude Büste auffordert. Außer
in Wien, haben sich in Dresden und München zur Förderung
der Angelegenheit Spezialkomits's gebildet, welchen eine
Reihe von hervorragenden Künstlern und Kunstfreunden an-
gehören; in andern Städten sind solche in der Bildung be-
grtffen. Beiträge werden angenommen in Wien von der
Gräfl. Wilczekschen Kasse, I. Herrengasse 5.

Giovanni Battista dc Rosst, der berühmte römische
Archäolog, feiert am 24. Juni d. I. den Namenstag seines
60. Lebensjahres. Die Looistu äi ^roüsoloZis. Oiiristiana.
in Rom, vereint mit den Sekretären des deutschen archäo-
logischen Jnstituts und der Direktion der 1-Iools b'rg.ri(Wss
dortselbst, haben beschlossen, zu Ehren des Meisters der
archäologischen Wissenschaft eine goldene Denkmünze
prägen zu lassen und dem Iubilar an jenem Tage zu über-
reichen. Sämtliche Verehrer des Gefeierten sind eingeladen,
sich durch Beiträge an dieser Widmung zu beteiligen und die-
felben bis spätestens 10. Juni an Hrn. Gensraldirektor Schöne
oder Herrn Prof. Theodor Mommsen in Berlin gelangen zu
lassen. Der Beitrag ist auf 5 Francs sestgesetzt. Die Namen
der Subskribenten werden zu eiuem Album vereinigt, welches
außerdem ein Berzeichnis sämtlicher Schriften de Rossi's ent-
halten wird._
 
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