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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.

598

Gesamtstimmung ausgesprochen. Unser ebenso hochbegabter
wie vielseitiger Hermann Schneider illustrirte in einem
höchst beachtenswerten Bilde den altdeutschen Spruch: „Hab
ich nur Ehr, ein braves Weib und immer Geld, was schiert
mich da die ganze Welt?" Schaumann brachte einen lusti-
gen „Roßhandel" in einem schwäbischen Landstädtchen und
Diethelm Meyer ein paar prächtige weibliche Studienköpfe,
zwei Bauernmädchen, deren eines mit dem goldblonden Haar
jeden Beschauer durch den Zauber der Unmittelbarkeit fesselte.
Ad. Lüben und Knabl holten sich Stofse aus dem bayeri-
schen Oberlande. Lüben zeigt uns in einem überaus köst-
lichen Bilde die Heimkehr „Nach der Tause". Das Glück
des Vaters ist nicht minder überzeugend zum Ausdruck ge-
bracht als die stille Ahnung künftiger Mutterfreuden in dem
hübschen Gesichte der jungen Pathin. Tiefe der Empfindung,
Schönheit der Anordnung, Harmonie des Kolorits und
Sauberkeit bei voller Freiheit der Durchbildung lassen über-
all den Künstler erkennen, der den Besten seines Faches bei-
gezählt werden muß. Als eine sehr bedeutende Arbeit ist
auch Knabls „Auf der Jsar" zu bezeichnen, obwohl es
namentlich in Bezug auf die Modellirung und Farbengebung
entgegengesetzten Prinzipien folgt. Wir sehen ein Floß mit
zwei Flößern, einem jungen Mädchen und einem wetterge-
bräunten alten Burschen aus der Umgebung einen der „Jsar-
fälle" herabschießen. Mit großer dramatischer Wirkung ist
die Scene samt landschaftlicher Natur zur Anschauung ge-
bracht und die Charakterisirung der Personen eine schlagende.
Aber der Künstler geht kräftiger Modellirung systematisch
aus dem Wege, so daß z. B. sein alter Bursche ganz stach-
gedrückt und auf der Leinwand klebend erscheint. Unter den
zur Ausstellung gelangten Landschaften ragt ein prächtiger
„Buchemvald im Frühling" vom Meister Ebert hoch empor.
Daran reihen sich ein überaus seingestimmter „Wintermorgen"
mit Hirschstaffage von Fink und ein anmutiges „Motiv am
Lech" von Seele an. Sinding brachte einen groß ange-
legten „Frühlingstag in den Lofoten" und Lylander eine
seiner herrlichen Moiidnächte auf bewegter See, „Eine Fregatte
in stürmischer Mondnacht". Aus dem Gebiete der Architektur-
malerei sind eine sehr schöne duftige „Partie aus Nürnberg"
und 30 energische Aquarellen ebendaher von Rob. Stieler
hervorzuheben. Endlich brachten Frl. Stromeyer ein
prächtiges, koloristisch sehr glücklich komponirtes Bluinenstück
und Frl. Olga Weiß „Trauben" und „Frühlingsbliimen"
von seltener Wahrheit.

Vermischte Nachrichten.

UAt. Restauiation der Psarrkirche zu Dingolfing. Die
im Jahre 1467 durch den Baumeister Jörg Probst erbaute
Stadtvfarrkirche zu Dingolfing zählt zu den schönsten Hallen-
kirchen Oberdeutschlands. Dreizehn schlanke Säulen und
zwei Halbsäulen tragen das 15 in hohe Gewölbe, und ein
zierlicher Kapellenkranz umgiebt die stattliche Halle, die von
13 Fenstern erhellt wird. Der U.ngeschmack der zwei letzten
Jahrhunderte, dem so viel Schönes und Jnteressantes zum
Opfer fiel, ließ auch in dieser Kirche seine ungefügen Spuren
zurück und erst in den letzten Jahren ward es möglich, dem
schlank aufstrebenden Turni einen stilgemäßen Abschluß zu
geben. Damit gewann aber auch der Gedanke, das Jnnere
der Kirche einer Lurchgreisenden Restauration zu unterziehen,
neues Leben. Was nicht hoch genug angeschlagen werden
kann, geschah: die gesamte Restaurationsarbeit ward in eine
Hand gelegt, in die des an künstlerischer Erfahrung so reichen
Direktors der k. k. Hofglasmalerei Herrn I- Zettler in
München, der sich behufs Ausführung des Ganzen mit den
bewährtesten Kräften ins Einvernehmen setzte. Zuvörderst
erhält das Jnnere der Kirche wohlbemessenen polychromen
Schmuck von seltener Schönheit und Wirksamkeit, sodann
einen Hochaltar aus bläulichem Sandstein mit vergolde-
ten Erzreliefs, in seinem Ausbau zehn Meter hoch, zehn
Seitenaltäre aus Eichenholz mit geeigneter Verwendung von
Gold- und Farbendekoration, und 13 gemalte Fenster nach
Kompositionen der tüchtigsten Meister rc. Nach ihrer Voll-
endung wird die Dingolfinger Stadtpfarrkirche ein Werk
sein, mit dem sich in Bezug auf Einheitlichkeit der Durch-
führung und auf Reinheit der Stilsormen kaum ein zweites
in unserem Vaterlande dürfte messen können, denn alles was

die Kirche dann enthalten wird, wird sich mit aller Strenge
dem Stil der Spätgotik, in welchem der Bau vor mehr als
vier Jahrhunderten aufgeführt wurde, anschließen.

8n. Dürers Selbstbildnis vom Jahre 1493, über dessen
Auftauchen inLeipzig wir im vorigenJahre berichteten (s.Kunst-
chronik XVI, Sp. 345) hat sich vor kurzem als eine Kopie
des von Thausing in seiner Dürerbiographie, S. 100 erwähn-
ten Originals herausgestellt, welches, ursprünglich auf
Pergament gemalt, später aus Leinwand übertragen worden
ist. Der jetzige Besitzer der auf Holz gemalten Kopie, welche
zweifelsohne aus dem Beireisschen Nachlasse stamnit unv
seinerzeit Goethe's Bewunderung in hohem Grade erregte,
Herr Eugen Felix in Leipzig, hat nunmehr auch das Ori-
ginal durch Vermittelung eines Wiener Kunsthändlers er-
worben. Da wir später dem Bilde einen längeren Artikel
zu widmen beabsichtigen, beschränken wir uns heute auf die
Registrirung der Thatsache.

Vom Aunstmarkt.

Die Verstcigerung dcr Küusischätze von Hamilton
Palace hat in Londön bei Christie, Manson und Woods
in Kingstreet, Piccadilly, am 17. Juni begonnen. An diesem
Tage kamen die stämischen und holländischen Gemälde unter
den Hammer. Den höchsten Preis erzielte Rubens „Daniel
in der Löwengrube" mit 5145 Pfd. Sterl. Das Gemälde
gehörte zu jenen, welche Rubens an den damaligen englischen
Gesandten im Haag, Sir Dudley Carleton, verkaufte. Jn
einem Briefe von Rubens an Carleton vom 28. April 1618
heitzt es mit Bezug auf dieses Bild: Oavisl tra, rnoiti Isoni
oa-vati ckal natnrals, OriAinalo tntto cki inis, inano. Rubens
schätzte es auf 600 Gulden und gab seine Höhe mit 8, seine
Breite mit 12 Fuß au. (S. Rosenberg, Rubensbriefe S. 42 sf.)
Nach den jetzigen Maßen hat es eine Höhe von 7' 6" und
eine Breite von 10' 10 ". Carleton überließ das Bild später
dem Könige Karl I., und dieser soll es einem Vorfahren des
Herzogs von Hamilton geschenkt haben. Unter den übrigen
Gemälden, die hohe Preise erzielten, sind zu nennen: Rubens,
Porträt Karl I., 808 Lstr.; Holbein, „Edward Seymour,
Hsrzog von Sommerset, in einem schwarzen Pelzgewande",
514 Lstr.; Albrecht Dürer, „Porträt des Künstlers mit
langem Haar, in weißem Gewande und braunem Mantel",
gezeichnet und datirt 1507, 409 Lstr.; Rubens, „Porträt
Philipp IV. von Spanien, in reichem Gewande mit dem
goldenen Vließ", 598 Lstr.; Rembrandt, „Porträt des Künst-
lers im Pelzrock und mit goldener Kette", 703 Lstr.; Van
Dyck, „Porträts der Herzogin von Richmond und ihres
Sohnes als Cupido", 2042 Lstr.; „Eine Waldscene" von
Jakob Ruysdael, 1218 Lstr.; „Das Jnnere eines Wirts-
hauses", von Adrian Ostade, 1837 Lstr.; Rubens, „Porträt
seiner ersten Frau, Jsabelle Brandt, in einem schwarzen
Kleide auf einem Stuhle sitzend, im Hintergrunde ein Altar,
über welchem ein Gemälde der heiligen Familie von Rubens
hängt", 1837 Lstr.; „Die Geburt der Venus". ebenfalls von
Rubens, ein sn Zrisaills gemaltes Bild, 1680 Lstr.; „Meeres-
stille", mit einem in der Entfernung salutirenden Kriegs-
schiffe und einer vor Anker liegenden Uacht u. s. w., von
Van der Velde, 1345 Lstr. Lord Roseberry, der Herzog von
Westiniiister und einige Pariser Gemäldehändler erstanden
eine Reihe der teuersten Gemälde. Die 80 Gemälde, die
am ersten Tage zur Versteigerung kamen, brachten zusammen
46 236 Pfd. Sterl. ein.

Zeitschriften.

Hie 528.

Hi6 rozial Loaäsmzr, von 6. IVlonkliousn. — ^liss ^sortli's
f?Lll6r)7 Lt X6VV. — 1'1i6 art ok ooios anä rn6äa1s. (looil
I2LW8ON ch. — 8al6 of IVlr. 'VVLlkor's olä lans.

390.

läLNliltON kLlL66, von lü. o 6 1l u L 6. (Mit ^llllilä.) — 0ustLV6
0our1)6t, von K. Vöron. (IVIit ^bbilä.) I7n6 visil.6 ü. 1a
1iibIiot1i6clU6 ä6 IVluniob, von O. li'iäibro. (IVlit ^lidilä.) —
Kalou äo 1882, von äo liauäot. — 1)6 1'int1u6no6 äo 1a
I'ranoo sur 1'art roniain 6» ^utriolio, von II 8-

Deutselrv IZuu/eituux. Ru. 47 u. 48.

Lin Lutvvurk nur ^eu^ostaltuns äos H.i686ntdores ani 8t.
8t6fi1iLN8äoni6 ?:u ^Vien.
 
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