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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0308

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Sammlungen und Ausstellungen.

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königlichen Kunstakademie zu Königsberg i. Pr. angestellt
worden.

RZt. Münchener Akademie. Durch allerhöchste Ent-
schließung wurde genehmigt, daß von derBesetzung der ordent-
lichen Professur für religiöse Skulptur an der Akademie der
bildenden Künste zu München in definitiver Eigenschaft vor-
erst bis auf weiteres Umgang genommen werde, dann dah dem
Bildhauer Eberle daselbst die Funktion eines Hilsslehrers in
der Abteilung für Bildhauer an der Akademie und zwar für
das Fach der religiösen Skulptur übertragen werde.

Sammlungen und Ausstellungen.

8n. — Jn Brüffel bildet gegenwärtig eine Leih-
ausstellung alter und neuer Bilder einen starken An-
ziehungspunkt sür alle, die zur Kunst und ihrer Geschichte
ein intimeres Verhältnis haben. Diese Schaustellung ist von
einer hiesigen Wohlthätigkeitsgesellschaft ins Leben gerufen,
welche die Erträgnisse derselben, die schon jetzt über 40008 Fr.
ergeben haben sollen, zur Unterstützung der in Belgisn
wohnenden bedürstigen Niederländer bestimmt hat. Die Be-
mühungen des leitenden Komitö's, aus den Privatsamm-
lungen die interessantesten und wertvollsten Bilder nieder-
ländischen Ursprungs zusammenzubrmgen, sind von dem besten
Erfolge begleitet gewesen, und die Überschau über die beiden
oberen Säle des Palais des Beaux-Arts, welche die Gemälde
aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert vereinigen, weckt bei
jedem ernsten Kunstfreunde das lebhaste Bedauern, daß der
Zauber nur eine kurze Zeit dauern, die Vereinigung dieser
Herrlichkeiten nur eine ephemere sein kann. Um kurz anzu-
deuten, welche künstlerischen Wertgegenstände hier auf engem
Raume zusammengedrängt sind, braucht nur erwähnt zu
werden, daß die Sammlungen Somzse, Ruelens, Bloudoff,
Van den Peereboom, Stuers, De l'Espine, Van Weede van
Dyckveld rc. rc. zum Gelingen des Unternehmens ihr Bestes
beiaetragen haben. Von den Meistern des 15. Jahrhunderts
sind namentlich gut vertreten: Antonello daMessinamit
einem männlichen Porträt (Somzse), Gerhard David mit
einem Flügelaltar, an welchem namentlich die beiden Stifter
durch lebensvolle Wahrheit der Erscheinung sich geltend
machen; dasselbe gilt bezüglich eines Flügelaltars aus der-
selben Sammlung, der Hans Memlinc zum Urheber hat.
Ein frühes Triptychon von Schoreel (Sammlung Allard)
verdient ebensalls als ein liebenswürdiges Werk des Meisters
hervorgehoben zu werden. Mit einer Fülle trefflicher
Leistungen erscheinen die beiden großen Meister des 17. Jahr-
hunderts Rubens und Rembrandt und die sie umgeben-
den Sterne zweiten und dritten Grades. Mancher dem
Namen nach kaum bekannte Maler weist sich dabei als ein
tüchtiges Talent aus, das man in seinen weiteren Spuren
zu verfolgsn unwillkürlich angeregt wird. Jch nenne nur
Santvoort, Lambrechts und Droogsloot. Auch manche gute
Bilder unbekannter Künstler sieht man, die gewiegten Kennern
eine gute Gelegenheit bieten, ihren Scharfsinn in der Auf-
findung der Urheber zu prüfen.

R. August von Heyden hatte vor kurzem im Lokale
des Vereins Berliner Künstler ein figurenreiches Historien-
bild zur Ausstellung gebracht, welches er im Auftrage eines
kunstsinnigen Bürgers der Stadt Guben gemalt hat, wo
dasselbe die Aula des Gymnasiums schmücken soll. Es stellt
eine Scene aus den letzten Kämpfen des Markgrafen Gero
von der Ostmark mit den slawischen Leutizen dar, welche in
der Nähe von Guben saßen. Jn der Umgebung dieser Stadt
soll auch der letzte entscheidende Schlag gefallen sein, durch
welchen der tapfere Markgraf die Macht der Slawen brach.
Jn diesem letzten Kampfe verlor er seinen einzigen Sohn
und wurde selber schwer verwundet. Der Maler hat den
Augenblick zur Darstellung gewählt, wo die gefangenen
wendischen Häuptlinge, ihrs Frauen und Kinder und ihre
Gefolgsleute vor den greisen Helden geführt werden, der,
von seinsn Mannen unterstützt und von den Trophäen seines
Sieges umgeben, in einer Halle sitzt. An seiner Linken
steht ein hoher Geistlicher, der ihn zur Mäßigung ermahnt
zu haben scheint. Denn sein edles Angesicht zeigt nur die
Empfindung des tiefsten Schmerzes über den verlorenen
Sohn, dessen Leichnam rechts im Vordergrunde liegt, und
vorwurfsvoll ruht sein Blick auf den beiden Häuptlingen,
welche gefesselt vor ihm stehen, der eine, schwarzhaarige, untsr-

drückte Wut und ohnmächtigen Zorn im Gesichte, der andere
mit rotblondem Haupt- und Barthaar, sich in schmerzlicher
Resignation in sein Geschick fügend. Auch koloristisch spricht
sich in diesen beiden Hauptfiguren ein bestimmter Gegensatz
aus: der eine trägt ein blaues, der andere ein gelbes Ge-
wand. Diese beiden Farben kehren in gewissen Jntervallen
und in verschiedenen Variationen innerhalb der Komposition
wieder, so aber, daß Blau die Dominante bildet. Vom rein
malerischen Gefichtspunkte betrachtet, darf dieses Bild als eine
der vollkommensten Schöpfungen des Künstlers gelten. Selten
ist er so stark in die Farbe gegangen und selten hat er eine
so reine Harmonie der kololoristischen Stimmung erreicht.
Für die Waffen haben ihm die nordischen Bronzefunds einiges
Material geboten, während er für die Ornamentik der Ge-
wänder südslawische, insbesondere bulgarische Motive benutzt
hat, von densn man annehmen darf, daß ihr Ursprung bis
tief in die heidnischen Zeiten hinsinreicht.

— s. Für das Leipziger Museum ist vor kurzem ein
Gemälde von Anselm Feuerbach, „Kinderständchen", er-
worben worden, eines der anmutigsten und koloristisch wirk-
samsten Bilder aus der früheren Periode des Künstlers
(gemalt 1858 in Rom). Wegen des Raummangsls, an
welchem das Museum schon lange zu leiden hat, kann eine
Anzahl von Bildern dem Publikum immer nur zeitweise zu-
gänglich gemacht werden. Jn letzter Zeit gelangten mehrere
niederländische Gemälde des 17. Jahrhunderts (aus dem
Nachlaß der Frau Amalie von Ritzenberg) zur Aufstellung,
unter denen zwei von besonderem Jntereffe sind: eine große
Strandansicht von Jan Abrahamsz Beerstraaten, be-
zeichnet mit dem Monogramm desselben (4^8 verschlungen),
und die Ansicht eines holländischen Kanals, bezeichnet:

V U, 1644; das letztere Bild ist vorläufig dem Jsack van
Ruisdael zugeschrieben, dessen künstlerische Thätigkeit be-
kanntlich noch manches Problematische hat. Auf diese und
einige andere gleichfalls aus dem Ritzenbergschen Nachlaß
stammende Bilder altniederländischer Meister werden wir dem-
nächst ausführlicher zurückkommen. Noch machen wir auf
ein kleines, zu dsm ältern Bestand der Sammlung gehören-
des Selbstbildnis Rembrandts aufmerksam, dessen Echt-
heit früher mit Unrecht bezweifelt worden ist. (S. die neue
von Dir. l>r. Lücke bearbeitete Auflage des Museums-
katalogs von 1881.)

Die 114. Ausstcllung -cr königlichen AkaLemie -er
Künste in London snthält in den 13 Räumen, auf welche sie
beschränkt ist, ca. 1300 Gemälds und 400 Skulpturen, Zeich-
nungen und Stiche. Eingereicht waren ca. 8000 Nummern.

H. Zum Vermächtnis Anselm Feuerbachs. Jm Augs-
burger Kunstverein waren erst kürzlich drei Gemälde
von Feuerbach ausgestellt, welche sich jetzt im Besitze des
Herrn Fabrikbesi^tzers Auguft Riedinger in Augsburg befinden,
und einst vom Künstler selbst seinem Freunde, dem auch
schon verstorbenen Architekten Eduard Rau zum Andenken
gewidmet worben waren. Rau stand damals im badischen
Staatsdienste, als Feuerbach seine Künstlerlaufbahn begann
und leistete durch seine gewandts Feder demsslben wesentliche
Dienste. Der Gegenstand der Bilder beweist, daß es dem
Meister ang'elegen war, durch Werke, die ganz aus seiner
Empfindung herausgeschasfen sind, dem Freunde eine wert-
volle Gabe zu reiche'n. Das erste der Werke ist Feuerbachs
jugendliches Selbstbildnis, das in ssiner idealen Auffassung,
dein edlen schönen Antlitz, an Raffael erinnert. Die
schlanke, in schwarzen Sammet gekleidste Gestalt, deren von
fchwarzem Haar umloütes Haupt ein rotes, mit einer Feder
geschmücktes Barstt bedeckt, stützt sich auf eine Balustrade,
hinter der sich eine kannelirte Säule erhebt. Von den
anderen geistreich skizzirten Darstellungen zeigt die eine
Tannhäuser im Pilgerkleid, wie er, vom ^.natlisina ssto
getroffen, verzweifelnd zur Erde gesunken ist. Auf der linken
Seite stehen die unerbittlichen Repräsentanten der Kirche
und ihres Bannfluches. Einer der Prälaten erhebt das
Evangelienbuch, der andere stößt mit dem Futze nach dem
Verurteilten, neben dem der noch nicht ergrünte Stab liegt.
Rechts aber erscheint Frau Venus, einen Stern über der
Stirne, in einer von Amoretten belebten Wolkenmandorla
und weist mit ihren Armen in reizender Stellung nach dem
Hörselberge, der sich im Hintergrunde aus der öden, nur von
einem Flnsse durchblitzten Landschaft in das sahle Abendrot
erhebt. Das dritte der Bilder giebt in prächtiger Farben-
 
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