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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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613

Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.

614

stimmung ein bewaldetes Felsenthal, in das ein kleiner
Wasserfall seine krystallhelle Flut ergießt, an welcher flüchtig
angedeutete Nymphen badend weilen. Die Leuchtkraft des
Wasserspiegels und der sparsamen Luftdurchsichten gsgenüber
der saftigen Vegetation und den verschiedenfarbigen Ge-
wändern der Nymphen üben die feinste koloristische Wirkung
aus, die den Einfluß von Feuerbachs Studien in Antwerpen
1850 deutlich erkennen läßt. Diese bis jetzt noch nicht in
weiten Kreisen bekannten Gemälde dürfen zu Feuerbachs
interessantesten Schöpfungen gezählt werden.

RKt. Schenkung an den Münchener Kunstverein. Der
Historienmaler Herr I. Fischer in Wien hat dem Münchener
Kunstverein ein wertvolles Ölbild „Christi Auferstehung" zuni
Geschenk gemacht; dieses Geschenk ist von den Vereinsbehörden
einstimmig mit Dank angenommen worden.

Der Ausfall der Berliner Kunstausstellung, Die
Bekanntmachung des Senats der königl. Akademie der Künste
hat folgenden Wortlaut: „Dis laut Bekanntmachung vom
28. Februar d. I. angekündigte akademische Kunstausstellung
fällt in diesem Iahre aus. Die nächste akademische Kunst-
ausstellung findet voraussichtlich im nächsten Frühjahr statt;
weitere Bekanntmachung bleibt vorbehalten".

Vermischte Nachrichteri.

Von den zur Konkurrenz zugelaffenen Entwürsen
sür das Reichstagsgebände sind folgende angekaust worden:
t. Otto Wagner in Wien (kss xnlflioa, rss populi).
2. Eisenlohr und Weigle in Stuttgart (I-sZi, virtnti,
putrias). 3. Bluntschli in Zürich (Dem einigen Deutsch-
tand). 4 Hallier und Fitschen in Hamburg (Lunrn oni-
g;ns). 5. Hugo Stammann und Gustav Zinnow in
Hamburg (Rast ich, so rost ich). 6. Z. Gorgolewski in
Berlin lKaiserkrone) 7. H. Schmieden und Rud. Speer
in Berlin (Krone). 8. Hoßfeld und Hinckeldeyn in
Berlin (Jnnen einig, außen stark). Wie der „Reichsanzeiger"
seiner Bekanntmachung hinzusetzt, haben diese Entwürfe durch
den Ankauf „nach der Absicht dsr Jury weniger als solche,
welche nächst den preisgekrönten in ihrer Gesamtleistung die
gestellte Aufgabe am besten gelöst haben, als vielmehr als
folche hervorgehoben werdsn sollen, welche in bestimmten
Beziehungen ein besonders wertvolles Material für die Auf-
stellung eines zur Ausführung bestimmten Bauplanes dar-
bieten". >— Außerdem sind auf Vorschlag der Jury aus den
von der Konkurrenz um die Preise wegen Überschreitung
der Bedingungen ausgeschlossen gebliebenen Entwürfen die
nachfolgenden angekauft worden: l. Freiherr von Ferftel
in Wien (Bramante). 2. I. Bühlmann in München (Licht
und Schatten).

RZt. Der Brunnen in Lindau und das Rathaus in Kauf-
beuren. Laut amtlicher Bekanntmachung hat S. M. der König
von Bayern nach Entscheidung derJury über die eingelaufenen
Konkurrenzarbeiten die Ausführung des monumentalen
Brunnens in Lindau den HH. Bildhauer W. Ruemann
und Architekt Proffessor Thiersch gegen eine Gesamtent-
schädigung von 40 000 Mk., und die Ausschmückung dss neuen
Rathauses in Kaufbeuren dem Hrn. Professor W. Linden-
schmit übertragen. Derselbe wird sich bei Ausführung der
Wandbilder der Technik der von A. Keim in München er-
fundenen Mineralmalerei bedienen, welche dermalen von Len-
bach und anderen namhaften Künstlern bereits praktisch
verwertet wird, da deren Anwxndung nach ihrem Urteile weit
mehr Vorteile bietet als die Ölmalerei.

Der Baumeister des Koloffeums. Die Berliner
„Germania" hat vor kurzem in einem längeren Feuilleton
die interessante und, so viel wir wissen, bisher unbekannt
gewesene Mitteilung gemacht, daß dsr Name des Baumeisters
des Kolosseums mit Hilfe eines altchristlichen Grabsteines
ermittelt worden sei. Derselbe soll Gaudentius geheißen
haben und als christlicher Märtyrer in der Arena seines
eigenen Bauwerks gestorben sein. „Als man unter dem
Neunten Pius mehrere große Ausgrabungen in den Kata-
komben der heil. Agnes, an der Numantinischen Straße,
machte, stieß man auf ein Grabmal, das den ersten christ-
lichen Zeiten anzugehören schien. Ein Marmorstein, in dem
eine Krone und eine Palme eingehauen waren, verschloß die
Offnung, und ein kleines Fläschchen, in dem die Blutstropfen
längst vertrocknet, das aber den Beweis gab, daß hier ein

Märtyrer zur ewigen Ruhe bestattet worden, fehlte nicht.
Eine einfache Jnschrift nannte den Toten Gaudentius, den
Baumeister des Kolosseums!" Diese Jnschrift, auf welche
sich die Hypothese stützt, befindet sich jetzt in der Kirche der
heil. Martina auf dem Forum und lautet folgendermaßen:
8io prsrnia, ssrvus Vsspusians äirs
krsmiatns sst morts dunäsnti Istars
Oivitas ndi Aioris tns autori
kroinisit ists äat Lristns ornnia, tidi
(jni aiinrn paravit tlisutrn in Oslo.

Dagegen wird dem „Deutschen Tageblatt" mitgeteilt, daß
die Echtheit dieser Jnschrift von DeRosfi und anderen Archäo-
logen mit Fug und Recht bestritten wird und dieselbe wahr-
scheinlich eine Fälschung des 17. Jahrhunderts ist.

kAt. München. Der Ruin der Prachtsäle unserer Pina-
kothek, welche so kostbare Kunstschätze bergen, schreitet dank
der Sparsamksit der klerikalen Majorität der Abgeordneten-
kammer rasch vorwärts. Die (mit Cemsnt belegten Fuß-
böden fast sämtlicher Säle zeigen nach allen Richtirngen hin
zahlreiche Sprünge und Risse, ja selbst tiefe Löcher, so daß
der aufmerksame Beschauer der Bilder an den Wänden leicht
darüber zu Falle kommen kann. Die Münchener sind derlei
Zustände längst gewöhnt, die jetzt zahlreich eintreffenden
Fremden aber müssen ganz eigentümliche Vorstellungen von
der berühmten Kunststadt erhalten.

Das definitive Statut für die königl. Akademie Ler
Künste in Berlin, welches vom I. Oktober d. I. in Kraft
tritt, hat die Bestätigung des Kaisers erhalten. ,

L.At. Hügelsche Stifrung. Der König von Bayern hat
der vom großherzoglich hessischen Baurate Heinrich v. Hügel
mit einem Kapitale von 30 000 Mk. errichteten Stiftung zum
Zwecke des Ankaufs von Bildern und deren Einverleibung
in die Staatsgemäldesammlungen zu München, beziehungs-
weise in das Handzeichnungs- und Kupferstichkabinet daselbst
unter dem Namen „von Hügelsche Stiftung" und mit dem
Ausdrucke des allerhöchsten Wohlgefallens über den vom
Stifter bekundeten Gemeinsinn die landesherrliche Bewilligung
erteilt.

Pixis-Patentmalerei. Geheimrat Or. v. Petten-
kofer hat sich in einem an den Historienmalsr Pixis gerichteten
Schreiben dahin ausgesprochen, daß die „Pixis-Patentbilder"
dieselbe Dauerhaftigkeit besitzen wie gewöhnliche Ölbilder.

ÜAb. Keinis Ersindung der Mineralmaierei ist jüngst
in ein neues wtchtiges Stadium getreten. Es ist Hrn. Keim
nämiich gelungen, Leinen in einer Weise zu imprägniren,
welche dasselbe gegen den Einfluß des Feuers wie des Wassers
und der Säuren gleich unempfänglich macht und welche, wie
die gewöhnliche Malleinwand zum Ölmalen, so zum Malen
mit Mineralfarben dient.

Pcter Janssen in Düsseldorf ist gegenwärtig mit einem
Ölgemälde von kolossalen Dimensionen beschäftigt, welches
die Erziehung des Bacchus darstellt.

Der Hofmaler Paul Bülow in Berlin hat ein Bild
des deutschen Kaisers in Lebensgröße und in ganzer Figur
vollendet, welches für die königliche Familie bestimmt ist
und den Kaiser in seinem Arbsitszimmer stehend darstellt.

Das Stadtthearcr in Riga, eine Schöpfung Ludwig
Bohnstedts, ist am 26. Juni durch eine Feuersbrunst zer-
stört worden. Nür die Umfassungsmauern sind stehen ge-
blieben.

Vom Nunstmarkt.

»*» Die Gemälde der italienischen Schule aus der Galerie
des Hamilton-Palace kamen am 24. Juni in London zur
Versteigerung. Es wurden folgende Preise erzielt: „Die
Empfängnis der Jungfrau" von Botticelli, 4500 Guineen;
„Die Anbetung der Könige" von Botticelli (oder wahrschein-
licher Filippo Lippi) II50 Guineen; „Die Erzählung der
Myrrha" von Giorgione, 1350 Guineen; ein Mannskopf, an-
geblich von Lionardo da Vinci, 500 Guineen; ein paar mit
Figursn von Vestalinnen monochrom bemalte Holztafeln von
Mantegna, 1700 Guineen. Diese fünf Gemälde gingen nach
lebhafter Konkurrenz mit den Vertretern des Louvre in den
Besitz der britischen Nationalgalerie über. Ein Gemälde
von Marcello Venusti nach der Zeichnung Michel Angelo's:
„Christus vertreibt die Geldwechslsr aus dem Tempel"
brachte 1360 Guineen; „Die Anbetung der Könige" von
 
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