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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Sammlungen und Ausstellungen.

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einer Reihe ihrer besten Leistungen auch diesmal wieder
mit entschiedenem Glück dis Aufnahmen italienischer Jnnen-
dekorationen verwertet hat, die in den unter ihrem Leiter,
ProfessorMeurer, veranstalteten beidenExkursionen alswert-
volles Unterrichtsmaterial gewonnen wurden. Durch Studien-
arbeiten in Gips und Wachs und durch eine Anzahl ausge-
führter Metallarbeiten, eine silberne Mantelschließe, bronzene
Leuchter, Schreibzeuge, Spiegelrahmen, Garderobenhalter rc.,
ist sodann die Modellirklasse des Bildhauers Behrendt
vertreten, und an sie reihen sich endlich einige erste Proben
der neu hinzugekommenen Fachklasse für Ciseliren, Graviren
und Mctalltreiben unter dem Ciseleur Lind. Von den Aus-
stellungen der betreffenden Klassen gesondert, begegnen uns
serner noch andere Beweise eines unmittelbaren Einslusses
der Unterrichtsanstalt auf die gewerbliche Produktion in
verschiedenen Mustern für Tapeten und Teppichs, die für
dis Aussührung bestimmt sind und stilvolle Komposition mit
feingestimmter Färbung verbinden. Daneben ist ein Cyklus
dekorativer Malereien in photographischer Reproduktion vor-
handen, die von Schülern der Anstalt sür ein neu einge-
richtetes, künstlerisch geschmücktes Berliner Restaurationslokal
hergestellt wurden, serner eine Folge von Aufnahmen nach
der Natur und eine Anzahl kolorirter Lichtdrucke, die Paul
Schulze und Fräulein Martha Hennig für das von Neiß
und Stübel herausgegebene, im Verlag von A. Asher er-
schienene Prachtwerk über das Totenfeld von Ancon lieferten.
Eine Anzahl Skizzen von ornamentalen Details aus der
Marienkirche zu Lübeck, aus der Kriegsstube des Rathauses,
ebenda, sind die Früchte einer von dem Baumeister Elis
und dem Bildhauer Behrendt mit Besuchern der Kompo-
sitionsklassen unternommenen Studienreise. Jn dem an
das Vestibül anstoßenden Saal der Nordfront des Museums
bietet sich dem Beschauer außerdem noch Gelegenheit, die in
ihrer Art geradezu unübertrefflichen Arbeiten eines der be-
gabtesten früheren Schülers der Änstalt, desMalers M. Koch,
kennen zu lernen. Es sind — zum Teil von dem Museum
als Vorlagen iür den Unterricht erworben — Reiseskizzen
und Kopien aus Paris und Fontainebleau, die sich aus drei
größeren Gruppen zusammensetzen und in jeder derselben das
gleiche, hervorragende Talent ihres Autors bekunden. Die
eine umfaßt die farbigen Aufnahmen von gegen 40 persisch-
rhodischer Fayencen erlesenster Art aus dem Nuseo äs OIun^,
die zweite in zehn Rahmen eine Kollektion von Studien nach
Jnterieurs, ornamentalen Details und einzelnen Pracht-
möbeln aus dem Schlosse zu Fontainebleau, der Apollo-
galerie des Louvre rc., die dritte endlich mehr als 20 grotze
Aufnahmen von Wandmalereien, Pilasterfüllungen und
Friesen der Renaissance und des Rokoko, von denen nament-
lich die letzteren in der meisterhaften Wiedergabe der reiz-
vollsten figürlichen und Blumenmalereien auch den feinsten
Effekten der Originale in Zeichnung und Farbe vollauf
gerecht werden.

«At. Der Münchener Kunstverei» war die letzten Wochen
nur schwach beschickt. Aus seinen Ausstellungen ist nach-
stehendes hervorzuheben: Werner Schuch führt in seinen
„Schwedischen Werbern" alles Elend und allen Jammer des
dreißigjährigen Krieges an uns vorüber. Auf den öde liegen-
den Äckern wuchert Unkraut, das Dorf liegt in Asche und
Trümmern. Der Feind hat das letzte Stück Vieh aus dem
Stalle geholt, und so spannen sich Mann und Weib vor den
Pflug, den der alte Vater sührt. Da sührt der Zufall ein
paar schwedische Werber vorüber, dsren einer den Mann
mit einem Goldstück anzulocken sucht. Der aber wendet sich,
von seinem Weibe abgemahnt, vom Versucher ab. Anord-
nung und Durchführung des interessanten Stoffes weist dem
Künstler einen ehrenvollen Platz unter den heutigen Genre-
malern an. Von demselben Künstler sah man eine „Kaiser-
liche Proklamation" im 17. Jahrhundert, mit sehr glücklicher
Behandlung..auch des architektomsches Teiles der Komposi-
tion. Den Übergang von der Landschaft zum Figurenbilde
in der Weise Böcklins vermitteln zwei geistreiche Bilder von
Knüpfer, ehedem Schüler Piloty's und nun in Rom.
Das erste zeigt eine Felsenlandschaft in großem Stile bei
flammendem Abendrot, staffirt mit einem aus einer Quells
trinkenden Satyr; das zweite Bild nennt der Künstler
„Unter Cypressen". Jn einem kühlen Cypressenhaine wandelt
ein junges Mädchen und pflückt Blüten von einem Strauch.
Jhr Gewand weist aus das klassische Altertum hin. Die

Stimmung ist außerordentlich ssin und fesselnd. Von L.
Meixner sahen wir eine seiner köstlichen Mondnächte in
Venedig mit dem Blick auf San Giorgio Maggiore und Sta.
Maria della Salute. Auf dem Gebiete des Tiergenres be-
gegnen wir einem köstlichen „Besuch im Gestüte" von Eugen
Adam, der Pferde, Hunde, Menschen und Landschaft mit
gleicher charakteristischer Schärfe zur Anschauung bringt und
nicht minder durch feines Kolorit ersreut. Meisel führt
uns mit seiner „Schenkung" in das Gastzimmer eines Mönchs-
klosters, dessen Bewohner einen Kavalier betrunken machten
und ihn in diesem Zustande zur Unterschrift einer Urkunde
veranlaßten, welche dem Kloster eine reiche Schenkung zu-
sichert. Die Charakteristik des betrunkenen Kavaliers und
der über das Gelingen ihres Planes hocherfreuten Mönche
erweist sich als überaus gelungen. Zum Schlusse mag noch
ein köstliches Bildchen von Holmberg erwähnt werden.
Dasselbe zeigt in dämmernder Beleuchtung eine ins An-
schauen einer Rose versunkene Dame.

^ Jm Lokal des Kunstvereins zu Kassel waren in den
letzten Wochen wieder einige bemerkenswerte Novitäten aus-
gestellt. Unter den Landschaften zeichnete sich besonders
eine Mondscheinlandschaft von Joseph Rummelspacher in
Berlin aus: „Brand in einem Rhöndors". Der Gegensatz
zwischen Feuerschein und Mondlicht ist darin ohne jede
Effekthascherei, wie man sie in dissem Falle so oft bemerken
kann, durchgesührt, und das Bild bietet in seiner natürlichen
Klarheit und Frische ein durchaus harmonisches Ensemble.
Daß der Künstler im übrigen die Staffage, die rettenden
Löschmannschaften und die Zuschauer beim Brand, nicht in
wilder Hast, sondern mit einer gewissen Ruhe handeln läßt,
stimmt zu dem Ganzen vortrefflich. Dem Titel nach hätte
man freilich eine dramatisch beweatere Staffage erwarten
können, doch würde dieselbe die ruhige Wirkung des Bildes
entschieden beeinträchtigt haben. Von dem Genannten sahen
wir noch ein anderes, gleichfalls gut durchgeführtes Bild
„An der Fähre". Treffliche Strandbilder und Marinen
warsn wieder von unserem Landsmann Neumann ausge-
stellt, unter denen ein Nachtstück schwierige aber gutgelöste Be-
leuchtungsprobleme bot. Auch ein Strandbild vonH.Petersen
in Düsseldorf zeichnete sich vorteilhaft aus. F. Grebe in
Düffeldorf hatte einen „Sommertag" ausgestellt, welches
Bild an die treffliche Schule'von Bromeis erinnerte Von
Letzterem selbst befanden sich zwei größere Bilder auf der
Ausstellung, welche von der Besitzerin derselben leihweise über-
lassen waren: zwei stilvolle und koloristisch gut behandelte
Landschaften aus Sicilien und dem Sabinergebirge. A. Lins
hatte sich die schwierige Aufgabe gestellt, uns eine Frühlings-
landschaft vorzuzaubern, was bekanntlich nur in den seltensten
Fällen von gutem Erfolg begleitet ist. Luft- und Wasser-
partien sind wohlgelungen, dagegen hat der Künstler in
Beziehung auf das saftige Frühlingsgrün der Wiesen seiner
Palette etwas zu viel zugemutet. Von H. Böhmer in
Düsseldorf sahen wir eine'fein behandelte Äbendlandschaft.
Von plastischen Werken ist eine trefflich gearbeitete und
sehr charakteristisch durchgeführte Büste des Landgrafen
Wilhelm IV. von Hessen, von Professor Hassenpflug, zu
nennen. Der Entwurf zu einer monumentalen Gruppe von
H. W. Brandt zeichnste sich durch lebensvolle Auffassung
einzelner Figuren aus.

^ Kassel. Jn der königl. Akademie der bildenden Künste
hatte Herr C. Sellmer in letzter Zeit eine Anzahl neuerer
Arbeiten in seinem Atelier daselbst ausgestellt, Landschaften,
Tierstücke, Kopsstudien und Genrebilder, welche sich sämtlich
neben kräftigem Kolorit durch scharfe Beobachtung der Natur
auszeichneten. Die Genrebilder behandelten teils ernste,
teils heitere Stoffe, die meist dem Jägerleben entnommen
sind. Ein größeres Bild „Des Wilderers Rache" stellt eine
tragische Scene in einem Försterhause dar und ist lebensvoll
cmpfunden, wenngleich der Gegenstand an sich wenig er-
quicklich ist. Auch'ist wohl in der grünlichen Kärbung der
Leiche des erschossenen Försters, welcher vor uns auf der
Bahre liegt und dessen Wunde untersucht wird, die Natur
etwas überboten. Die sie umstehenden Gruppen sind vor-
tresflich behandelt.

Der Württembergische Kunstverein hat im letzten Jahre
einen erfreulichen Ausschwung genommen. Die Verwaltung
ist mit bestem Erfolg bestrebt, auswärtige Bilder heranzu-
ziehen, und da von denselben auch mehrere verkauft wurden,
 
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