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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 10.1896-1897

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Heft 17
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Rundschau
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Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.11731#0278

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reichen Hecrc" crsetztc. Für die Berechtigung des Bci-
nainens „dcr Äraszc" ist anch aus diesen urkundtichen
Biittcitungen keinertci Anhalt zu cntnehinen, für die Be-
rcchtigung der pcrsönlichen Liebc für den imincr pflicht-
bcwuszten und iuuncr dankbaren alten tzerrn inchr als
eincr. A.

Der deutschc Liccre>uc, Führer durch die Kunst-
schütze der Länder deutscher Zungc uan G. Eb c. Archi-
tektur I. sLeipzig, Ottv Spamer.)

„Das Werk, dessen crster Band hierrnit vvrlicgt, svll
für Deutschland rind dic deutsche Kultur das lcistcn, ivas
der prächtige Cicerone Zakob Burckhardts, der ja in allen
tzänden ist, sür Ftalien thut". Geivitz entspricht ein svlches
Werk cinein Bedürfnis, und ivenn es bisher gesehlt hat,
sv liegt dies wvhl hauptsächlich daran, datz die Svnder-
fvrschungen auf vielen Gebicten nvch fehltcn. Durch dic
zahlreichen Jnventarisationen in den cinzelnen deutschen
Lündern und Prvvinzen sind in jüngstcr Zeit nun aller-
dings viele Unterlagen beschafft ivvrden, so datz dic Arbeit
sür einen deutschen. Eicervnc jctzt ctwas crleichtert ist. Der
uns bisher vvrliegcnde Band des Ebeschen Werkcs uin-
satzt die Architektur von den vvrhistvrischen Ansängcn bis
zur Spütgotik. Der genannte Zeitraum ivird in dcr iib-
lichcn Weise eingcteill: BvrhistvrischeS, Aömcrzeit, Bvlker-
wanderung und fränkisch-inervwingische Zeit, karolingischc
frührvmanischc Epvchc, Epvchc des ausgcbildeten rvma-
nischcn Stils.

Falsch ist cs allerdings, datz dcr Pcrfasser vvn Epvchcn
spricht; bckanntlich ivendet nur cin nachlässiger Sprach-
gebrauch dieses Wvrt im Sinnc vvn Periode vder Zcit-
raum a»n cs bedcutet abcr vielmchr „cinen Zeitpunkt,
in ivclchem eine neuc Zeitrechuung vder Acra anhebt:
in der Gcschichte überhaupt einen wichtigen Mvment,
mit dem ein Umschwung in dcr gcschichtlichen Entwick-
lung bcginnt". Praktisch ist, datz diejcnigcn Bauwerkc,
die nicht in einer Perivde entstanden sind und das sind
die meisten - allcin in dcr matzgebendcn charaktcrislischen
Perivdc crwähnt werden, und datz dann gleich das dic
übrigen Bauperivdcn Betresfendc hinzugefügt wird. Bei

den Hauptmvmenten ist chicses Berfahren allerdings
nicht eingeschlagcn wvrden. Da wird das jctzt noch feh-
lende ganz unentbehrliche Negister helfend eingreifen
müssen. Beisallswürdig ist auch die Gruppierung der
Denkmüler nach gevgraphischen Bezirken, Nvrddeutschland,
westliche tzälfte mit vier, östliche mit sieben Bezirken:
Süddcutschland westlichc tzälfte mit sechs, östliche mit
sieben Bezirken. Einbegriffen und die deutsche Schweiz,
Dsterreich und Ungarn.

Es liegt in der Natur dcr Sache, datz man ein
solches Buch hauptsächlich zum Nnchschlagcn bcnützt und dntz
cin Hauptwvrt in der Zuverlässigkeit der zusnmmengetra-
genen Notizen besteht. Um das Werk auf seine Zuvcrlässigkeit
zu prüfen, schlugen ivir daher das Dutzend von Seiten auf,
wv die vbersächsischen Gebäude behandelt werden. S. -p) lvird
Eilenburg zum niedersächsischen Krcisc gerechnet, es licgt aber
in Obersachsen. S. -z2 lesen wir Zschvppau statt Zschvpau
lslav. sapva, dic Reitzende, Zischcnde, Toscndc); Dvhua
wurde z4v2 nicht ;40Z zerstört. S. gso lesen wir Hvcken-
dvrf statt tzöckendvrf. Zn S. t"2: vvn Burg Lautcrstcin
sind nur nvch geringc Reste vorhanden; dcr Wvrtlaut
des Berichts lätzt fälschlicher Weise auf mehr schlietzcn.
S. 204 lätzt ein böscr Schrcibfehlcr den Unterbau dcr
Westtürme und den Ausbau deS Langhnuses dcs Nleitzncr
DomS aus dem erstcn Viertel des ; g. Fahrhundcrts stammen.
Die Angabc, datz der Dvin zu Meitzen vvr 1272 ge-
gründct wurdc, ist genaucr dahin zu fassen, datz er
ziuischen 1224 und t25v gegründet sein mutz. S. 288
ist zu lesen Kricbstcin statt K'ricbenstein. S. ZOZ werdcu
Halberstadt und Braunschwcig mit zu Obersnchscn ge^
gercchnet. S- Z?z lcsen wir Ortcnberg statt Ortcnburg.
S. 2ZZ wird dic Baugcschichtc des Freibergcr Dvins ungcnau
erzühlt. AuS diescn Stichprvbcn crgibt sich leider, das;
der Berfasscr aus den ZnvcntarisativnSzweckcn und svnst-
igcn llntcrlagen vft ungenau und mechanisch zusammcn-
gestellt hat.

Ein kritisch-schöpferisches Buch wie sein bcrühmtes
Bvrbild vvm Burckhardt isl dcr dcutsche Cicervnc nicht.

Jmmerhin wird man seinen Fleiß und seine Liebe
zur Sachc anerkcnnen müsscn. jdaul öchuinaun.

LprecdSclAl.

Nachiuals iu Sacheu des Au;satzes „Auustgesetze."

Noch ehc der Bcsprccher eincs Buches, der Bcurteiler
cincs WerkeS dcr bildenden Kunst, dcr musikalischen Kvm-
pvsition u. s. w. cin Wvrt ausgesagt hat, lützt sich schvn
aus dcr Art, ivic cr überhaupt Stellung zu dcm be-
treffcnden Werke nimmt, cin Schlutz thun auf die mchr
vder wcniger vbjcktive und auch mvderne Behandlung,
dic er ihm zu teil wcrden lätzt. Datz jcder möglichst vb-
jektiv sein will, lätzt sich uvn vvrnherein annehmcn; es
ist jedoch meine Meinung, datz jemand nicht eher dahin
gelangt, als bis cr dnrauf verzichtct, das „Was", den
Jnhalt als solchen zu betrachten, dagegen beginnt, das
„Wie" zu bctrachtcn, d. h. die Art und Weise, wie der
Jnhalt im Kopfc eines Mcnschen hat entstehcn und sich
bilden könncn. Dicse Betrachtung ist die pspchvlvgische.
Richtig isl: den Jnhalt eincs Buches livie ciues Kunst-
wcrkcs) kann und svll man nicht immer ernst nchmen;
aber immer kan» und svll man ernst nehmcn
die Art undWcise, wic dcrZnhalt cinesWcrkes
entstand betrachte ich sv, dann betrachte ich cben
psychvlvgisch.

ilm nun nicht Geistesarbeit in überslüssiger Weise
zu verbrauchen, sragt cs sich bei einem Werke: haben wir
es hier mit dcr Ansicht eines cinzelncn Svnderlings zu
thun, vdcr aber mit Gedankcn, die tppisch sind, die nicht
nur von einern gedacht werden, sondern von einer grvtzen
Anzahl vvn Indiuiducn. Jch denke, es lag für mcinen
Aufsatz das letztere vor. Weil das aher vvrlag, sv hietz
es: wvllen wir arbeiten an der Gesundung der Ansichtcn
und das ivvllcn wir ja dvch — sv können wir das
wedcr durch schroffe Ablehnung des Jnhalts in ciner
Besprechung, nvch durch cinsaches Uebergehen und Tot-
schweigen dessen, was dvch sv eingewurzelt ist, svndern
durch einc pspchvtvgische Untersuchung und sreie Dar-
stcllung des Wegcs, aus wclchem man zu svlchen Resul-
laten gekvmmcn ist und nvch kvmmt. Eincm Manne am
Ziel ciner Gedankenreihc zuzurusen: „Du bist falsch ge-
gangen, wir uvn hcute gehcn anders!", daS ist leicht;
ihm -genau aufzuzeigcn, w ie cr gegangen ist, und wv cr
hätte abzwcigen müsscn — das ist schwerer; cs gehört
dazu das vvrsichtige Nachtastcn jemandes, dcm beide
Gedankengänge, der neuc und der alte vertraut sind.
 
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