Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

DOI Heft:
Heft 14 (2. Aprilheft 1905)
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0139

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Drahtkultur

Jn einer Aachener Zeitung fin-
det fich folgender Bericht aus Esch-
weiler: „Jn der Generalversamm-
lung des hiefigen Verfchönerungs-
vereins stand insbefondere die Frage
der Errichtung -eines Denkmals, even-
tuell eines Kriegerdenkmals zur Be-
ratung. Verfchiedene Stimmen hiel-
ten die Errichtung eines Krieger-
denkmals jetzt für verspätet und
nicht mehr angebracht. Einstim-
migkeitherrfchtejedoch dar-
in, daß anzustreben sei, ein
Denkmal überhaupt zu fchaf-
f e n. Zur Vorbereitung der Sache
wurde ein Komitee gewählt."

Möge der Katalog einer unfrer
Denkmalsfabriken die Eschweiler dar-
über aufklären, wefsen Andenken
durch ein Monument zu verewigen
die Begeisterung ihrer Herzen ihnen
eigentlich gebeut.

<K Noch einmal: Laufenburg

Jm Feuilleton der „Frankfurter
Zeitung" hat uns kürzlich der Tech-
niker, der den Entwurf des Kraft-
werks von Laufenburg bearbeitet hat,
belehrt, daß die Durchführung durch-
aus nicht ohne jede Rücksichtnahme
auf die Naturschönheit erfolgt wäre.
„Als teilweisen Ausgleich für die
verschwindende Stromschnelle soll der
Rhein bei Laufenburg ein seeartiges,
in jeder Richtung befahrbares Stau-
becken bilden, dessen landschaftsver-
schönenden Wert niemand bestreiten
wird. Die wilde Stromschnelle, die
schon zahlreiche Menschenopfer gefor-
dert hat, wird in ein Bild der
Versöhnung zwischen der Naturkraft
und dem Menschen verwandelt."
Wenn man mit diesen Anschauungen
sich als „warmer Freund der Heimat-
schutzbestrebungen" bezeichnen kann,
dann gilt das Wort: Gott beschütze
uns vor unsern Freunden. Der „land-
schaftsverschönernden Werte eines
Staubeckens"! Was ist denn Natur?
Was organisch gewachsen und gewor-

den ist, im Gegensatz zum künstlich
Gemachten. Und darum kann ein
Stauwehr mit seinen glattgemauerten
Ufern niemals schön sein wie ein
natürlicher See, abgesehen davon,
daß ein See, wie deren tausende
in Deutschland sind, nie der Ersatz
sein kann sür eine einzigartige
Stromschnelle. Aber es handelt
sich ja auch hier, wie wir nun
doch endlich gelernt haben könnten,
gar nicht um „Geschmacks"-Fragen,
in denen es schließlich keine fest-
stehenden Normen gibt, sondern um
sittliche Fragen. Die Frage der
Echtheit und Ehrlichkeit einerseits und
der inneren Häßlichkeit anderseits,
die jeder Fälschung anhaftet, ist
keine Geschmacksfrage.

Darum ist es auch nicht „ein-
seitige Pedanterie", was die wahren
Freunde des Heimatschutzes gegen
dies Projekt Front machen läßt,
und auch wahrlich nicht eine Auf-
fassung, die „dem Nützlichen von
vornherein die Möglichkeit schön zu
sein abspricht" — ganz im Gegen-
teil: muß das Kraftwerk kommen,
so wollen wir, daß kein Stein mehr
und anders gesetzt werde, als zur
rein nützlichen, zweckmäßigen Gestal-
tung des technischen Werkes gehört.
Dann wird es wenigstens die innere
Schönheit haben, die für den den-
kenden Menschen in jeder vollendeten
Zweckmäßigkeit enthalten ist. Und
man verschone uns mit dem kläg-
lichen Versuch, aus dem Kraftwerk
nun auch gleichzeitig ein kleines
künstliches Naturschönheitchen zu
machen! Fuchs

Hoffentlich kommt's aber zu der
ganzen Anlage nicht eher, als bis
alle Möglichkeiten gründlich durch-
geprüft sind. Heimatschutz und Dürer-
bund haben sich deshalb zu einem
allgemeinen Ausruf verbunden und
von beiden wird jetzt auch die Presse
mit dem gewünschten Stofse ver-
sehen, vom Dürerbunde sogar un-

Runstwart XVIII,
 
Annotationen