Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 4.1890-1891

DOI issue:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1890)
DOI article:
Schumann, Paul: Kunst und Schule
DOI article:
Rundschau
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.11725#0027

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
und Gruppe behaudelt, wobei inuner uur die wich-
tigsteu uud bekanntesteu Deukmäler der Betrachtuug
uuterliegeu. Nebeu deu ästhetischeu uud kulturge-
schichtlicheu Bemerkuugeu siud dabei auch Grläuter-
uugeu der Techuik als höchst wertvoll uicht zu ver-
gesseu. Der Schüler muß vom Bildeu iu Thou, vom
Gießeu iu Gips uud Brouze, vom Treiben uud
Arbeiteu iu Blarmor eiueu volleu Begriff erhalteu.
chelbstverstäudlich ist es, daß dieser Uuterricht möglichst
vor deu Ruustwerkeu selbst, also in deu Museeu, zu
erteileu ist- siud solche uicht vorhaudeu, so müsseu
eiuzelue Gipsabgüsse uud Abbilduugswerke (wie Bee-
mauus kuusthistorische Bilderbogeu, vou der Lauuitzeus
waudtafelu u. a.) aushelfeu. Ghue Auschauuugs-
mittel würde der gauze Uuterricht uuuütz seiu; Auust-
urteil uud Auustgeuuß lerut uud schöpft mau uur au
deu Auustwerkeu selbst.

chiud die Tiuzeläußeruugeu der Ruust iu dieser
IDeise durchgeuommeu, so dürfen wir wahrhaftig
darauf rechueu, daß Ruustverstäuduis uud Auustsiuu
mächtig augeregt und gefördert fiud, zumal da der
kultur- uud kircheugeschichtliche, der uaturwisseuschaft-
liche uud der Zeicheuuuterricht mit dem Auustuuter-
richt gemeiusam arbeiteu. Die Frage, iu wieweit
uebeu jeuer praktisch-ästhetischeu Betrachtuugsweise
der Ruustwerke auch die Rüustlergeschichte auf der
Schule iu Betracht gezogeu werdeu soll, köuueu wir
hier für jetzt uicht mehr erörteru. Doch uuterschreibeu
wir uubediugt Autou Spriugers ^atz: „Giu gebildeter
Deutscher sollte wie seiueu Goethe, so auch seiuen

Dürer geuau keuuen." Die Bchule kauu hierzu
weuigsteus deu Gruud legeu. Die Lrage, woher die
Zeit sür deu Auustuuterricht im Gyumasium kouuueu
soll, beautwortet sich durch die geuugsam aufgestellte
uud begrüudete Forderuug, daß der freie lateiuische
2lufsatz uud das griechische Skriptum wegfalleu, daß
überhaupt der Uuterricht iu deu alteu Spracheu be-
schräukt, daß der grammatische Uuterricht iu alleu
Schulspracheu auf gemeiusamer Gruudlage erteilt,
überhaupt der gesamte Uuterricht kouzeutrirt werde.
Für die Belehruug der Lehrer hat die preußische
Negieruug durch die archäologischeu Ferieukurse
weuigsteus eiu eiustweiliges Aushilfsmittel gezeigt.
Geeiguetc Lehrbücher werdeu alsbald erscheiueu, weuu
' die Negieruug erst eiumal guten UAlleu zeigt, deu
Ruustuuterricht eiuzuführeu. Sie kauu auch eiumal
deu Meg beschreiteu, die Gerausgabe eiues solcheu
dnrch eiueu Wettbewerb selbst zu veraulasseu.

Wir siud sicher, daß auf dem augegebeueu Wege
etwas Lrsprießliches erreicht werdeu köuute. Uusere
Gebildeteu würdeu iu höherem Maße au deu Be-
strebuugeu der Nuust uud des Nuustgewerbes teil-
uehmeu. N7au würde uicht mehr aus dem Nluude
eiues augeblich Gebildeteu das uuglaubliche Gestäud-
uis höreu, er „iuteressire sich für Nuust uicht" uud
verstehe uichts davou; mau würde uicht mehr iu deu
F>alous die Ausgeburteu kunstgewerblicheu Blödsiuus
seheu, wie sie die Nlode auf deu Markt wirft. Dem
Zdeale harmouischer Ausbilduug des gauzeu Näeuscheu
aber wäreu wir eiu gutes Stück uäher gekommeu.

Ipuul Lcbumrmn.

Mlgemeineres. IkvUUdS k) UU.

^ Deu Ltndruck von Auilst und von Mirk-

licdkcit vergleicht uuser Ntttarbeiter Narl Trdmauu
iu eiuen: längereu l^lufsatze der „Grenzboteu" zur
Beautwortuug der Frage — uicht uach ästhetischeu
Gruudsätzeu, souderu iu Betrachtuug einfacher psycho-
logischer Thatsacheu —: „Rauu eiu Nuustwerk geuau
deuselbeu Gesamteiudruek hervorrufeu, kauu es geuau
dieselbe Wirkuugskraft eutfalteu, wie die eutsprecheude
wirklichkeit?"

„Iedes Runstwerk," so führt Trdmauu u. A. iu
seiuer Arbeit aus, „bietet uus direkt Dorstelluugeu,
iudirekt Gefühle, die au dieseu Dorstelluugen hafteu.
Ts dürfte wohl kaum widerspruch hervorrufeu, weuu
ich als den uächsteu Zweek aller Nunst uud als die
voraussetzuug jedes ästhetischeu Geuusses überhaupt
die Trreguug eiuer bedeuteudeu Gefühlsreihe be-
zeichue. Die Dorstelluugeu siud das Nttttel, um eiu
reiches chpiel uuter eiuauder zusammeuhäugeuder, auf-
uud abwogeuder Gefühle zu erzeugeu. Die hierau
fich kuüpfeudeu Frageu, ob diese Gefühlsreihe eiueu
uäher zu bestimmeudeu gesetzmäßigeu Derlauf uehmeu
müsse, ob fie stets härmouisch uud lustvoll oder doch
versöhueud auszukliugeu habe, welcheu weiteru Zweck
sie selbst verfolge u. s. f., lasse ich völlig uuerörtert.
^lusdrücklich betoueu möchte ich uur, daß uuter «Ge-
fühleu» im Folgeudeu alle erregteu Gefühle, uicht
etwa uur die sogeuauuteu «ästhetischeu» Gefühle zu
versteheu feieu, woruuter mau gewöhulich lediglich
die Lust au Siuuesempfiuduugeu, harmouischen Tou-

folgeu, zusammeustimmeuden Farbeu, schwungvolleu
Liuieu, gefälligeu Teilverhältuisseu u. s. f. begreift."

„Gs liegt auf der Gaud, daß die Beautwortuug
der Frage uur dauu eiuer auschaulicheu Noutrolle
uuterzogeu werdeu kauu, weuu es sich um eiue Nopie
wirklich seieuder uud zugäuglicher Diuge oder wirk-
lich gescheheuer fichtbarer Treiguisse haudelt. Bei frei
erfuudeueu Nunstwerkeu muß die Frage bediugt ge-
stellt werdeu: würdeu wir deuselbeu Tiudruck davou-
trageu, wenu wir die dem Nuustwerk eutsprecheude
wirklichkeit auch thatsächlich erlebteu? Bei eiuer
solcheu Fragestelluug tritt aber klar zu Tage, daß
eiu großer Teil desseu, was wir beim Nunstwerk
feheu, gar uicht erfahreu werden kauu. Geheu doch
gar viele Diuge der N?elt uur so vor fich, wie sie
es thuu, weuu keiue Zeugeu zugegeu siud. Giue
Liebeserkläruug fiudet iu der Negel uuter Ausschluß
der Gffeutlichkeit statt, uur iu eiuem Drama köuueu
wir eiuer beiwohueu; uud die seelischeu Dorgäuge,
wie sie eiu Nomau schildert, siud überhaupt jeder
Beobachtuug uuzugäuglich. Natürlich setzeu wir uus
geuau wie beim Nuustwerk auch iu der Mirklichkeit
als uubeteiligte Zuschauer voraus. Deuu es ist
selbstverstäudlich, daß wir uus uuter gauz auderu
seelischeu Doraussetzuugeu befiudeu uud gauz andere
Gefühle habeu, weuu wir uus bei eiuem Treiguis
thätig beteiligeu, als weuu wir als uubeteiligte Dritte
zugegeu fiud. Selbst iu heftigeu Zoru geraten oder
für eiueu iu Zoru gerateuen Nteuscheu Ntttgefühl

--e
 
Annotationen