iind in manchen Zügen gar erst voll gewürdigt werden kann,
wenn der Seelcngrund, dem es entwuchs, uns vertrant ist,
so gewiß sind diese biographischen Erläuterungen wesentlich
auch sür die Aesthetik. Reil hat mit seinem sehr anmutigen
Buche den Lesern und Leserinnen ein Bild der begnadeten
Iugend unseres größten Begnadeten gegeben, ein Bild, dem
wir wünschen, es möge zum Borteile der Frcude an deutscher
Lchrik von recht vielen betrachtet werden.
Die iköniglieve livUnstnkAdeinie und Ikunst-
gevverbesevule in Leipzjg. Festschrist und amtlicher Bericht,
versaßt und crstattet vom Direktor der Akademie und 5chule,
Geh. tsosrat Pros. vr. Ludwig Bieper. Den äußeren
Gharakter dieser chestschrist, die zur cheier der Ubersiedelung
der Anstalt in ihr neues Beim herausgegeben wurde, be-
stimmte dcr tDunsch, ein Borbild moderner Buchausstattung
zu bieten — entsprechend dem Zwecke der Leipziger Aunst-
akademie und Runstgewerbeschule: „jdslege der graphischen
Rünste nach Maßgabe des in Lcipzig hervorragend blühen-
den Buchgewerbes." Die Dircktion stcllt sich — unsers Lr-
achtens mit vollem Rechte — den Modebestrebungen entgegen,
die in dcr Aushebung jeder stimmungsvollen Linheit zwischen
Lettern, ornamentalein Schmuck und Illustration das „Feine"
und „Moderne" sehen; sie ließ also ihre Festschrift aus das
Gewählteste herstellen, so daß sie auch jenen Aussührungen
über Bücherausstattung entspricht, die Iakob von Zalke s. Z.
im „Aunstwart" gab. Aus das bDesen der Mediaeval-Antiqua,
die als Festsch'ist angenommen war, wurde denn die gesamte
Ausstattung gestimmt, und so ward sie, was sie werden sollte,
mustergiltig 'sür in Antiqua gedruckte Prachtwerke teuerster
Art. Ls ist nicht unsere Ausgabe, den in vielen Beziehnngen
sehr interessanten Tert zu besprechen, noch auch die reiche Zahl
von Aunstblättern, die, von Schülern hergestellt, sür die
Leistungen der Anstalt zeugen. Don der beigegcbenen be-
deutungsvollen Abhandlung Anton Lpringers über die Aus-
gabe der graphischen Aünste in der Gegenwart dagegen ver-
nehmen unsere Leser an anderer 5-telle dieses Blattes.
^ Aus vcrschiedenen Ausstellungen hat sich in letzter Zeit
ein junger Rünstler, «Dtto Greiner in Nünchen, die Beachtung
derjenigen Leute erworben, die es lieben, mit einigcm 5pür-
geist nach den Kcimen neuen Schaffens zu suchen. 5chon die
Technik seiner Lchwarzkunst-Blätter war zudem sehr interessant;
es handelte sich nm Zeichnungen aus Stein, die ost den
wirkungen der Radirung überraschend nahe kamcn, hatte
auch der Rünstler seiner Technik in einigen Fällen entschieden
zu viel zugemutet. Dem Lichterspiele in einem sonndurch-
schienenen Laubengange z. B. war sie nicht gewachsen, und
auch jene Eigenschast Greiners konnte hier die volle wirkung
nicht erzeugen, die gcrade an diesem Blatte überraschend her-
vortrat: seine schlagend wahre Aennzeichnung der Natur
durch die Linie, seine Meisterschast im Zeichnen. Dem In-
halt nach sind die Greinerschen Bilder mannigfaltig: ganz
realistische Bildnisskizzen, landschaftliche Freilichtstudien,
unabhängige Aompositionen, unter den letzteren z. B. Faune
und ein sehr krastvolle sdhantasie bezeugendes „bjöllenstück".
Die Freude an dem zu eincm allgemeineren Gute zu machen.
was das lvesentliche im Kunstgenuß ist, sind, wie ich
glaube, die graphischen Aünste besonders dann befähigt, wenn
es ihnen gelingt, Mriginalschöpsungen unmittelbar ins volk
einzuführen, und in je höherem Maße, je ursprünglicher noch
der erste Bauch des Schaffens um die Blätter weht. Deshalb
machen wir auch aus die Greinerschen mit Freude ausmerksam.
sS
Leitungsscbrm.
* bedcutct Vcsprecbun<i vcn Linzclu?crbcn, f: btldltcbc Lrtüuterung der AutsZtze odcr Lctgabc von Kildntssen.
TVeuter. (Alte u. neue Schauspiclkunst) Mauthner, Mag. ! Mag. t6. — (Münchner Shakespeare-Bühne) Drach, Dr. Z.
15. - (Das Theater der Sozialdemokraten) Mauthner, 7-q und Ljartmann, ebd. 77.
III e r k
Die jüngstdeutsche Zeitschrift „Die /Ildoderne", die
in Berlin im Ianuar dieses Iahres austauchte und wenn
sie mittlerweile nicht gestorben ist, noch heute lebt, hat zu
ihren Redakteuren Leute von bsumor. Durch einen Zusall
kam mir ihr sünftes Eqeft in die bsand — wie erschrak ich,
als ich darin las: „kserrn Ferdinand Avenarius, Drcsden,
(Redaktion des Runstwart). Mit der solgenden, Ihre Re-
daktionsführung charakterisirenden Linleitung: «„Die
Moderne" heißt eine neue Zeitschrist, und über „die Mo-
derne" schreibt darin kseinrich Ljart den ersten Aussatz, der
in „einer vorläusigen Betrachtung" doch, scheint es, das pro-
gramm cines jungen Schriststellergeschlechts andeuten soll.
lvir schreiben keine kritischen Randgloffen dazu, sondern legen
ihn einfach zu den Zeit-Äkten, die unsere Rundschau ja zu
sammeln hat» drucken Sie uns einen sieben Spalten (d. s. ein
und dreiviertel Runstwart-Seiten) langen Artikel nach. Das
ist doch ein starkes Stücklein, kserr Avenarins! Auch wir
wollen keine kritischen Randglossen zu demselben schreiben.
Das Geringste an literarischem Anstand ist doch, daß man ein
Blatt, wenn man es in solcher kveise ausschreibt, auch mit
steckbrieflich genauen Angaben schniäht, oder — ganz tot-
schweigt. Das (was?) ist auch überdies das Alügerel"
Ich bedaure dem immerhin ungewöhnlichen lvunsch der
kserren von der „Moderne" nach einem genaueren Steckbriese
nicht eher entsprochen zu haben. Rur daß der betreffende
Aufsatz der erste in der neuen Zeitschrift „Die Moderne" sei,
habe ich angegeben — gewiß, ich hätte hinzusügen müssen,
daß dieser erste Aussatz der ganzen Zeitschrift auch in deren
erstem ksefte und zwar, wie nicht zu vermuten, auf dessen ersten
Seiten stand. <Ls war auch Unrecht von mir, daß ich nicht
angab, die Zeitschrift „Die Moderne" sei unter ihrem
Namen durch sämtliche Buchhandlungen zu beziehen; indeß,
daß dies bei allen anderen Zeitungen auch der Fall ist, ent-
schuldigt vielleicht diese llngenauigkeit iu etwas. Dunkel aber
ist mir die weitere Rede. Den Äussatz von k). ksart (welcher
Schriftsteller mit der Redaktion der „Moderne" nichts mehr zu
thun hat) habe ich aus den angegebenen Gründen abgedruckt.
lvollen mir die kherren den vorwurf widerrechtlichen Nach-
drucks machen? So unbewandert im jdreßgefetz sind sie
kaum. Gder den literarisch unanständigen Nachdrucks? Dann
mögen sie sich erkundigen, ob die im „Äunstwart" meist zitirten
e k r.
Schriststeller dic lviedergabe ihrer Sätze ungern sehen. Gder
den, daß ich mein Blatt zu bequcm fülle? Sie müssen wohl
selbst wissen, wie ohne jeden vergleich fchwieriger und müh-
samer es ist, mehr denn zweihundert Zeitschriften usw. auf
charaktcristische Äußerungen hin durchzuprüfen, um diese
neben den eignen und denen der Mitarbeiter den Lesern
zn unterbreiten, als einfach die „Lingänge" so und so vieler
Gleichgesinnter zn sichten — es hat feine guten Zründe,
weshalb der „Runstwart" bis heute das einzige Sammelwerk
seiner Art geblieben ist. Gder wollen sie mir den Vorwurf
der „Ausbeuterei" machen? Dann darf ich wohl fragen, wie
viel höhere ksonorare die „Moderne" ihren Lesern zahlt, als
der „Aunstwart", der den Nachdruck auch seiner umfang-
reichsten Leitaussätze mit dem größten vergnügen allcr lvelt
frei giebt. Allerdings, er ist der Ansicht, die ich irrtümlich
auch bei den kqerren von der „Moderne" voraussetzte: das
lvichtigste sei, daß von möglichst viel khörenden gehörk werde,
was khörenswertes gesprochen wird.
Ich bitte die kserren Leser des „Runstwarts" um ver-
zeihung für diese kleine öffentliche llnterredung zwischen
den kserren Leo Berg, Ioh. G. Sallis und mir. lvirklich,
man muß über solche kserren dann und wann ein lvort
sprechen, — der Gerechtigkeit wegen, denn cs könnte ihnen
sonst doch vielleicht da und dort das Schlimmste geschehen,
was ksumoristen widerfahren kann: daß man sie ernst nimmt.
lvie wenig das angebracht wäre, mag zum sröhlichen Schluffe
noch etwas höchst Drolliges beweisen - der Angriff war nur
cin Scherz. Man bedenke einmal: was diese kleinen Schelme
als „das Geringste an literarischem Anstand" bezeichnen, das
bezeichnen sie nur zum Spaße so — denn als das „Geringste
an literarischem Anstand" erscheint ja gewiß auch ihnen, daß
man z. B. einen an „kserrn Ferdinand Ävenarius in Dresden"
gerichteten Angriff auf die Lhre des Genannten diesem
Ferdinand Avenarius in Dresden nun auch mitteilt, damit
er antworten könne. lveder kferr Leo Berg, noch kserr Aoh.
G. Sallis, noch ihr verleger hat mir aber das offene Brieschen
an mich zugesandt: durch nichts, wie gesagt, als durch einen
Zufall, erfuhr ich überhaupt von ihm, jetzt erst, lange Zeit
nach dem Lrscheinen jenes ksestes. Ls ist also klar, daß es
sich den kserren nur um einen Zcherz handelte, — denn andern-
falls müßte man sie ja für feige halten. F. Av.
von Adolf voigt. Ikundsebau. Theater. Der Schillcrpreis. Die
Münchener Shakespeare-Bühne. Musik. Peter Lornelins' „Lid". ksans Sommers „Loreley". Bildende
Rünste. Die Aufgaben der graphischen Rünste. Berlin nnd München. Aus der iGücberei. Leituugssebuu. verkebr.
Ochganisatwu des Vublikums.
(s
c»)