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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 4.1890-1891

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1890)
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Lose Blätter
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Weihnachtsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11725#0082

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6.

„Du lobst doch sonst die neue Nichtung
Zn Malerei, !Nusik uud Dichtuilg.

Dies Merk gehort doch auch dazu:
warum deuu tadelst uuu es Du?"

ÄN Gescbtcbte dcr dcutscben Malerei ron !s.

Ianitschek. (Berlin, G. Grate.) Die varliegende Ge-
schichte der deutschen Malerei gekört dein graßen Sannnel-
werke „Geschichte der deutschen Aunst" an, dessen drei erste
Bände wir schan gewürdigt haben; wir können sie unbedenklich
als den hervarragendsten Tcil dcs ganzen lVerkes und als
cine überaus wertvalle, grundlegende llrbeit sür das behan-
delte Gebiet bezeichnen. Ianitschek hat sich keineswegs be-
gnügt, aus Grund der varhandenen Gesamt- und Tinzelwerke
eine neue gesällige Zusammenstellung zu liesern. 5ein!Verk
sußt vielmehr vielsach aus den eingehendsten selbständigen
llntersuchungen, ferner aus umsasscnder Aenntnis der be-
sxrochenen Gemälde nnd aus besannenem, reisen Nrteil. Aller-
dings giebt der Umstand, daß auch die Lrgebnisse neuer Farsch-
ungen in dem Buche niedergelegt wurden, dem lVerke hier
und da ein zwiespältiges Gepräge, da jene es nötig machen,
eine größere Fülle gelehrter Tinzelheiten und Beweise zu
bieten, als dem chlusse zusammensassender Varstellung dienlich
ist, und auch der llmstand, daß das lVerk während der sieben-
jährigen Arbeit Ianitscheks hestwcise erschien, mag insafern
ungünstig eingewirkt haben, als der Versasser tratz besserer
Lrkenntnis in der Anardnung später keine Änderungen an-
zubringen vermachte. Noch eine lsauptschwierigkeit entsprang
dem plane des Gesamtwerkes: die Behandlung des Aupser-
stichs und Balzschnittes, die in dcr Blütezeit im Z6. Iahr-
hundert kaum van der der lllalerei zu trennen ist, wurde in
andere ljände gelegt. lVenn tratz aller dieser Schwierigkeiten
der Versasser ein sa gediegenes lVerk über die deutsche lllalerei
geschasfen hat, wie wir auch nur annähernd kein zweites be-
sitzen, so erhöht das sein Verdienst in bedeutender lVeise.
Selbständige charschungen Ianitscheks bietet var allem der Leil,
der die mittelalterlichen llliniaturen behandelt; der Versaß'er
untersucht diese genau und sargsältig und bringt hier die
charschung in der That aus sesten, sicheren Baden. Für die
solgende Zeit ist es bemerkenswert, daß Ianitschek die sxät-
gatische jderiode nicht als eine Versallszeit aussaßt, der eine
neue Blüte in der Renaissance solgte, daß er vielmchr cine
sortdauernöe Lntwickelung anniinmt: der Lchilderung des
Zahrhunderts giebt er die llberschrist „Neue lVege zu
alten Zielen", wobei er die neuen lVege durch dcn Linsluß
der niederländischen Aünstler erklärt. Äusgezeichnet lind die
Lchilderungtzn, die van Vürer, lhalbein und Tranach entwarsen
werden. Bei letzterem werden sehr richtig die selbständigen
wertvollen lVerke der chrühzeit van den späteren gewerbe-
mäßigen lVerkstattbildern bei der Beurteilung schars nnter-
schieden. Überhaupt liegt in der ersalgreichcn, kraftvallen Ver-
vorhebung der maßgebenden Aünstlerpersönlichkeiten ein^großes
Verdienst des Buches. chür die salgende Zeit bi.> zum ^chluste
des 18. Iahrhunderts, sür die Ianitschek wiederum eingehcnde
eigene Farschnngen anstellen mußte, hat er die glückliche und
sruchtbringende Linteilung der Aünstler in Virtnalen und
llkademiker eingesührt. Zm Lchlußkaxitel wird die Geschichte
der lllalerei bis in die Gegenwart weitergeschildert, nicht ein-
gehend zwar, aber die chauptrichtungen und deren wichtigste
Träger schars und verständnisvall kennzeichnend.

Lin sreier, reicher Geist weht durch das ganze lVerk;
allenthalben sühlen wir eine starke, selbstdenkende Periönlich-
keit, an deren chührerhand wir sicher und varwärts schreiten.
Die lVissenschast ist durch diese Arbeit Ianitscheks um ein
großes Ztück gesördert, der deutsche Natianalschatz jedem Ge-
bildeten verständlicher lllusterbücher um eine hoch bedeutsame
Gabe bereichert warden. O

20t Dgs Iktuserbucb. Acht Zahrhunderte deutscher Ge-
schichte von Äarl d. Gr. bis lllarimilian I. Van O^- ksans
lherrig. lllit sarbigen Initialen, Randleisten, Taseln und
vielen Abbildungen im Tert van Th. Uut)chmann. Lrhter
lsalbband. (lll. ZO, Berlin, Rudols lllückenberger.) — „Mhne
lleberhebung glauben wir sagen zu dürsen, daß bisher ein

Ach, Lreund, wer Lignes bringt, den lob ich;
Doch eine Nichtung nie ertzob ich.

Nasch wird die Nichtung zum Nezept,

Und Stümper werden mitgeschleppt.

Ikrirl tiAoermann.

ähnliches lVer? zu ahnlichem Aweck in gleich vallendeter innerer
wie äußerer Ausstattung nicht herausgeqeben worden ist."
-o erklärt die verlagsbuchhandlung in ihrem Praspekt. Das
lllerkwürdige ist: man dars ihr kaum widersprechen. Gb lZans
Verrig zur Niederhchrist eines sachmännischen Geschichts-
werkes der rechte lllann gewesen wäre, darüber würde sich
ltreiten lahen: daß er der rechte lllann war, ein lVerk über
das mittelalterliche deutsche Aaisertum zu schreiben, das, ge-
tragen van herzlicher Begeisterung das Große jener Zeit
den Nachkommen mit anschaulicher Rrast vors Auge stelle,
ihre chreude am Vaterland zu besruchten, darüber wird
van varnherein (chwerlich und, nachdem einige Aapitel des
Buches zum Lejer gejprachen haben, ganz gewiß kein Zweisel
abwalten. — Nun zur Ausstattung dieses „Aaiserbuchs". Zu-
nächst: wir haben einmal ein sAachtmerk, das als Buch be-
handelt ist, nicht als Zammlung van Bildern mit beigebundenem
Tert. lVas wir bei den jAachtbänden Lnglands und Zrank-
reichs ja häufig und bei den unsern sa selten stnden: das
charmat ist stattlich aber dach nach handlich — es ist hier
möglich, zu lejen, ohne jich am Leib ader an den Augen einen
Zchaden zu thun, auch wenn man kein irgendwie besonders
ziigerichtetes jdult zur Versügung hat. Van großer, krastvaller
-christ serner heben sich die sarbigen Initialen leuchtend ab,
und wenn llmrahmungen, Zierleisten, ganze Leiten in chranik-
artiger Ausstattung austreten, sa erscheinen sie kaum als
sremde Beigaben, sa wirken sie vielmehr dach immer nach
als Teile des Ganzen. Daß die guten Zinkagraphien im
Texte doch eben als Zinkagraxhien nach Zeichnungen und die
guten j)hotagravüren eben als jdhotagravüren nach Zeichnungen
erscheinen, während man durch den Lharakter der typogra-
xhischen Ausstattung gestimmt ist, markige alte Volzschnitte
sehen zu wallen — es muß mit hingenammen werden, meil
es sich nicht vermeiden ließ, es kann hingenommen werden,
weil es die angenehme Einheit nur sehr wenigen und diesen
nur sehr wenig stören wird. Das „Aaiserbuch" ist eine höchst
ersreuliche Lrscheinung, den Lchreiber, den Maler und den
Verleger ehrend, — mögen sich unsere lVohlhabenden ihrerseits
dadurch ehren, daß sie den Band sich kaufen.

^ Line Daul /Ildepcrbeim - Mappc (M. 12.) ist die
neueste in der von Iulius Lohmeyer im Verlage von
L. T. lViskott in Berlin herausgegebenen und von uns schon
mehrmals empsohlenen cholge von Sammlungen „Aus Ltudien-
mappen deutscher lNeister". Lie euthält zehn bisher unver-
öffentlichte Stndien Meyerheims und zwar solche aus den ver-
schiedensten Gebieten der Malerei: Landschaft, Figurenbild,
Tierstück, Alles ist vertreten. Der lVunsch, auch dem größeren
Publikum zu bieten, was es haben will, „Bilder" nämlich,
hat dazu geführt, bei der Auswahl aus Abgerundetes in den
Darstellungen zu sehen — der besondere Reiz des ersten Lnt-
wurfs tritt dadurch da und dart hinter den der Vollendiiiig
nahender lVerke zurück, ist aber in einigen Blättern auch noch
zu finden. lVir dürfen die Maxpe zu den besten der Reihe
zählen.

Daß der alte Cbodowiecki, nachdem er einmal von
sreundlichen chänden wieder in unsere Zeit gesührt worden, nun
so viel Glück bei den Leuten macht, ist eines der erfreulichsten
Zergnisse sür die Gesundung unseres Aunstempfindens. lVir
wollen heute aus der ganzen Reihe van Veröffentlichungen,
die dem Mann in den letzten Iahren gewidmet wurden, zwei
herausgreisen, weil sie uns besonders geeignet scheinen,
weitere Areise mit dem lviedergcwannenen zu befreunden.
„DanielLhodowiecki, dersleintre-Graveur, im Lichte
seiner und unserer Zeit dargestellt" heißt eine mit ein paar
Bildern gut ausgestatte Schrist Ferdinand Meyers (Berlin,
R. Mückenberger, M. 6), die nicht den Anspruch anf tiefe
wissenschaftliche chorschung erhebt, sandern den, die Teilnahme
und das verständnis sür Lhodowiecki zu heben —- ein Ziel,
das sie auch mit unterhaltenden und belehrenden Fuhrergängen

Meibnacbtsscbmi

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