Lrstes Nugust-Dett 1991.
21.Stück.
Lrscbeint
am Anfang und in der Mitte
Derausgeber:
zferdinaud Rvenurius.
Kcsrellpreis:
Vierteljährlich 21/z Mark.
4. Zabrg.
Dus Lnde des
sM^D^jFer Streit zwischen dem „Bühnenverein", der
die deutschen Theater vorstände vereinigt,
und der „Genossenschast deutscher Bühnen-
Angehöriaer" ist nach einsähriger Dauer
wieder „geschlichtet". Ich habe ihn im „Runstwart"
(vgl. Rw. III, t'l) zu einer Zeit besprochen, in der
eben beide Rämpfer mit schwerem Geschütz gegen ein-
ander losdonnerten, während es fich um den Austrag
ernster allgemein interessanter Runstfragen zu handeln
schien. Daher wünschen und erwarten Sie jetzt von
mir auch ein Nachwort über den weiteren Verlaus
und Abschluß dieser Gährung. Nun — die gegen-
seitigen Anschuldigungen haben während der Nlonate
ihres Hochgangs eine lange Neihe kunstschädlicher
Theaterübelstände bloßgelegt, aber selbst diejenigen
Schädigungen, die auch bei jedem gewöhnlichen Streit
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zur Sprache
kommen, sind laut Inhalt des Friedensschlusses einer
erst zu erwartenden Ausgleichung vorbehalten —
die eigentlichen Aunstfragen dagegen bleiben vorerst
noch ein dloli me tunbers. wenn nicht der Nachhall
des so viel Staub aufwirbelnden wortgefechtes eine
andere Spätfrucht zu zeitigen vermöchte, so kännte
man den erkäinpften Runstgewinn füglich mit dem
bsorazischen Ders verbuchen: kurturiunt montes nus-
oetur riäiculus mus. Doch geschähe das heute viel-
leicht doch etwas verfrüht.
Angesichts der Trgebnislosigkeit in der Hauptsache
verbleibt als Gegenstand für das Nachwort nur der
Lsinweis auf die schwer und jedenfalls nur langsam
überwindbaren Verhältnisse, aus welchen vorläusig
jene erwuchs. Für ein unbedingtes Schlußurteil, gleich-
viel ob im verwerfenden oder beistimmenden Sinne,
fehlen ja noch die sicheren Anhaltspunkte. Bchwankt
doch in der Gegenwart auch so vieles Andere, von
welchem die Beschaffenheit der Bühnenleistungen
Miknenkriegs.
wesentlich abhängt! Ningt doch das lebende Geschlecht
im Allgemeinen mit den Schwierigkeiten von Über-
gängen, die eine Nette erst zu lösender problemglieder
ans Tageslicht brachten auch für die Bühnen-Ästhetik,
wie man am auffälligsten aus den Dersuchen der so-
genannten „Freien Bühnen" ersieht! Ls schwirren
ja sogar die Ansichten über die an ein wahrhaft zeit-
gemäßes Theater überhaupt zu stellenden Anforder-
ungen vorerst noch bunt durcheinander, je nach der
Berschiedenheit der persönlichen Ansichten vom allge-
meinen Lntwicklungsgang der Zeitgeschichte, denen der
Beurteilende huldigt. Ts giebt dem vorläufigen
Bühnen-Friedensschlufse gegenüber, so weit die Trag-
weite jener Bedingungen schon jetzt übersichtlich ist,
einen Beurteilungsstandpunkt der zum Lachen reizt,
einen der zu Thränen rührt. einen der Zedermann
vollkommen gleichgiltig läßt, und auch einen mit dem
IVahlspruche: Ditücile est sutirum non scribere.
Der erste Standpunkt gewährt den materiellen ver-
spottern aller höheren Geistesbestrebungen, der zweite
den Fortschrittsschwärmern, der dritte den Zweiflern
am Nulturberuf des Theaters und der vierte den sich
selbstgenügenden Lchmoristen eine begueme Unterlage
für ihre Voreingenommenheit oder persönliche „Über-
zeugung". welcher von den vieren der richtigere
sei oder ob keiner etwas tauge, wird leicht erkennen,
wer die Anlässe ins Auge faßt, durch die der anfäng-
lich auf Lrstürmung des j?arnasses lossteuernde Nampf
rasch ins Fahrwasser eines nur für die zunächst Be-
teiligten noch interessanten Lsauszwistes ein
Bischen weniger Arbeitgeberdruck und ein Bischen
mehr Arbeitgeberrechte herübergelenkt wurde, um dann
nach längerem IVaffenstillstand in einen vergleich mit
noch unparagraphirten Zugeständnifsen einzulaufen.
Der unmittelbare Anlaß zum offenen Ausbruche
des Streites ist Zedermann bekannt. Zn einem Miener
- 32l
21.Stück.
Lrscbeint
am Anfang und in der Mitte
Derausgeber:
zferdinaud Rvenurius.
Kcsrellpreis:
Vierteljährlich 21/z Mark.
4. Zabrg.
Dus Lnde des
sM^D^jFer Streit zwischen dem „Bühnenverein", der
die deutschen Theater vorstände vereinigt,
und der „Genossenschast deutscher Bühnen-
Angehöriaer" ist nach einsähriger Dauer
wieder „geschlichtet". Ich habe ihn im „Runstwart"
(vgl. Rw. III, t'l) zu einer Zeit besprochen, in der
eben beide Rämpfer mit schwerem Geschütz gegen ein-
ander losdonnerten, während es fich um den Austrag
ernster allgemein interessanter Runstfragen zu handeln
schien. Daher wünschen und erwarten Sie jetzt von
mir auch ein Nachwort über den weiteren Verlaus
und Abschluß dieser Gährung. Nun — die gegen-
seitigen Anschuldigungen haben während der Nlonate
ihres Hochgangs eine lange Neihe kunstschädlicher
Theaterübelstände bloßgelegt, aber selbst diejenigen
Schädigungen, die auch bei jedem gewöhnlichen Streit
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zur Sprache
kommen, sind laut Inhalt des Friedensschlusses einer
erst zu erwartenden Ausgleichung vorbehalten —
die eigentlichen Aunstfragen dagegen bleiben vorerst
noch ein dloli me tunbers. wenn nicht der Nachhall
des so viel Staub aufwirbelnden wortgefechtes eine
andere Spätfrucht zu zeitigen vermöchte, so kännte
man den erkäinpften Runstgewinn füglich mit dem
bsorazischen Ders verbuchen: kurturiunt montes nus-
oetur riäiculus mus. Doch geschähe das heute viel-
leicht doch etwas verfrüht.
Angesichts der Trgebnislosigkeit in der Hauptsache
verbleibt als Gegenstand für das Nachwort nur der
Lsinweis auf die schwer und jedenfalls nur langsam
überwindbaren Verhältnisse, aus welchen vorläusig
jene erwuchs. Für ein unbedingtes Schlußurteil, gleich-
viel ob im verwerfenden oder beistimmenden Sinne,
fehlen ja noch die sicheren Anhaltspunkte. Bchwankt
doch in der Gegenwart auch so vieles Andere, von
welchem die Beschaffenheit der Bühnenleistungen
Miknenkriegs.
wesentlich abhängt! Ningt doch das lebende Geschlecht
im Allgemeinen mit den Schwierigkeiten von Über-
gängen, die eine Nette erst zu lösender problemglieder
ans Tageslicht brachten auch für die Bühnen-Ästhetik,
wie man am auffälligsten aus den Dersuchen der so-
genannten „Freien Bühnen" ersieht! Ls schwirren
ja sogar die Ansichten über die an ein wahrhaft zeit-
gemäßes Theater überhaupt zu stellenden Anforder-
ungen vorerst noch bunt durcheinander, je nach der
Berschiedenheit der persönlichen Ansichten vom allge-
meinen Lntwicklungsgang der Zeitgeschichte, denen der
Beurteilende huldigt. Ts giebt dem vorläufigen
Bühnen-Friedensschlufse gegenüber, so weit die Trag-
weite jener Bedingungen schon jetzt übersichtlich ist,
einen Beurteilungsstandpunkt der zum Lachen reizt,
einen der zu Thränen rührt. einen der Zedermann
vollkommen gleichgiltig läßt, und auch einen mit dem
IVahlspruche: Ditücile est sutirum non scribere.
Der erste Standpunkt gewährt den materiellen ver-
spottern aller höheren Geistesbestrebungen, der zweite
den Fortschrittsschwärmern, der dritte den Zweiflern
am Nulturberuf des Theaters und der vierte den sich
selbstgenügenden Lchmoristen eine begueme Unterlage
für ihre Voreingenommenheit oder persönliche „Über-
zeugung". welcher von den vieren der richtigere
sei oder ob keiner etwas tauge, wird leicht erkennen,
wer die Anlässe ins Auge faßt, durch die der anfäng-
lich auf Lrstürmung des j?arnasses lossteuernde Nampf
rasch ins Fahrwasser eines nur für die zunächst Be-
teiligten noch interessanten Lsauszwistes ein
Bischen weniger Arbeitgeberdruck und ein Bischen
mehr Arbeitgeberrechte herübergelenkt wurde, um dann
nach längerem IVaffenstillstand in einen vergleich mit
noch unparagraphirten Zugeständnifsen einzulaufen.
Der unmittelbare Anlaß zum offenen Ausbruche
des Streites ist Zedermann bekannt. Zn einem Miener
- 32l